Interessante Bemerkung eines Zugers, der im Briefkastenkanton im Immobiliengewerbe mitmischt: Im Kanton Zug gibt es kein Bauland mehr.
Ich weiss nicht, ob Zug der erste Kanton ist, den sie zugebaut haben. Jedenfalls wird Zug zum Modellfall für die Schweiz.
Die aktuelle Lage ist die, dass wer dort ein oder gar mehrere Miethäuser besitzt, sich glücklich schätzt um jeden, der aus der angemieteten Wohnung auszieht.
Zumeist sind das Schweizer.
Dann bringt man die Wohnung etwas in Schuss und kann sie mit einem kräftigen Aufschlag neu vermieten.
Zumeist an Ausländer.
Geradezu einen Gewinn im Loto kann verbuchen, wer in Zug seit ein paar Jahren eine Immobilie besitzt.
Sagen wir so ein Häuschen hat vor zehn Jahren eine Million Franken gekostet, so bekommt man dafür heute gut und gerne 2.5 Mio.
Diese Häuser gehen dann meistens ebenfalls an einen reichen Ausländer. Denn bei den Preisen kann auch ein gut verdienender Schweizer nicht mehr mithalten.
Der neue Besitzer lässt das Haus für nochmals so viel Geld umbauen und macht aus dieser Zweit- oder Drittbehausung seinen steuergünstigen Hauptwohnsitz.
Die Frage könnte man untersuchen: Wie lange wird es dauern, bis in Zug schweizerfrei ist, bis das Ethnic Cleansing mit dem Scheckbuch abgeschlossen ist?
Wenn einem Schweizer näher stünden, als andere Menschen, dann müsste man diese Entwicklung mitfühlend bedauern.
Da ich jedoch die wegziehenden Zuger persönlich genauso wenig kenne, wie die zuziehenden Ausländer und mir die Marktwirtschaft näher liegt, als staatskontrollierte Planwirtschaft, ist mir der nicht mehr zu übersehende Bevölkerungsaustausch, der sich in Zug und an anderen Orten abspielt im Grunde genommen egal.
Die Frage ist lediglich, wann das System kippt, d.h., wann es zu wenig Leute gibt, die sich auf Gemeindeebene, im Kanton und national im Milizsystem engagieren.
Die Schweiz ist nicht nur Willensnation sondern vor allem auch Miliznation.
Denn in diesem Land lebt es sich ja nicht zuletzt deshalb so angenehm, weil sich viele Tausend für im Grunde genommen lächerlich wenig Geld fürs Gemeinwesen engagieren.
Gut möglich, dass Ausländer, wenn man sie denn liesse, auch hier die Schweizer ersetzten.
Merke: Wer meint, Wohlstand sei etwas, auf das man qua Geburt ein Anrecht hat, wird verdrängt von denen, die wissen, das dem nicht so ist.
Und das ist, verdammt noch mal, auch gut so.
Chienbäse-Albi meint
Es wird ein Ende haben mit dem „lächerlich wenig Geld fürs Gemeinwesen engagieren“. Bestimmt lassen sich in der Marktwirtschaft pfiffige Anbieter finden, die das erledigen. Vielleicht etwas teurer als bislang. Aber das ist uns doch auch egal!
merlinx meint
Offensichtlich bringt diese Spazierfahrt quer durchs untergehende Europa keinen echten Seelenfrieden (frei nach Seneca) …
Aber wenigstens wieder mal ein „engagierter“ Text, wie wir es mögen.
Warum dieses lukrative Geschäft allein den Banken, Anwälten, Treuhändern, Steuerexperten etc.* überlassen, weshalb sollten nur kleine ausgewählte Regionen der Schweiz, – die übrigens vor wenigen Jahrzehnten noch zu den rückständigen Armenregionen zählten -, von diesem „Geldsegen“ profitieren können?
Was für eine tolle Aufgabe für die Politiker und die admin in Bern, auf Gesetzesebene (ZGB, OR, BankG etc.) die längst notwendigen Änderungen vorzunehmen!
Schliesslich leben wir nicht mehr im 19. Jahrhundert, die Distanzen sind „kürzer“ und Zeiten „schneller“ geworden.
Nach aussen: Unter dem Deckmantel der Neutralität hält sich die Schweiz aus allen Konflikten raus und lässt gleichzeitig ein paar Hintertore offen, für alle Grossen, die so gerne kleine Schatten werfen möchten, oder das Licht überhaupt scheuen.
Nach innen: Willensnation, Miliznation, das tönt ja gut, – auf den ersten Blick gilt auch hier noch ein atavistisches Nicht-Einmischungsprinzip, in Wirklichkeit bestimmen aber Neid und Missgunst das Verhältnis der Kantone untereinander.
Unter Wohlstand ist hier wohl Besitz und Vermögen des „ehrlichen“ Mittelstandes gemeint, – bei den Zugern Rohstoffhändlern von Wohlstand zu sprechen, wäre sehr wohlwollend.
(* Das Problem besteht doch darin, wie kann es der CH-Finanzbranche, ohne rot zu werden, gelingen, das viele Geld, das hier nur in „Sicherheit gebracht“ worden ist, aber nicht „verfaulen“ sollte, wieder zurück auf die internationalen Finanzmarktplätze und naturgemäss in die „Gewinnzonen“ zu bringen.)