Wer in den letzten Tagen (und Wochen) in Sachen Credit Suisse informiert bleiben wollte, musste die Financial Times lesen (habe ich abonniert) und den Nachrichtendienst Bloomberg verfolgen (auf Flipboard die Schlagzeilen).
Was einer medialen Bankrotterklärung der lokalen Medien gleichkommt.
Denn es gab mal eine Zeit, da genossen Zürcher Wirtschaftsjournalisten privilegierten Zugang zu den Chefetagen am Paradeplatz (und sonst wo.)
Man war vernetzt.
Tempi passati.
Wer sich als Unternehmer und CEO an die internationale – und auch die nationale – Finanzwelt richten will, für den sind die hiesigen, die lokalen Medien schon längst uninteressant.
Weil deren Zielgruppe uninteressant ist.
Bei der Abwicklung der CS am Wochenende ging es denn auch nicht um hiesige Arbeitsplätze, die Zukunft des lokalen Banking für KMU und so weiter. Weil das ziemlich allen ausserhalb der Schweiz egal ist.
Im Fokus stand einzig die durch das CS-Schlamassel bedrohte Stabilität des globalen Finanzsystems.
Deshalb erliessen gemäss FT die Finma, die SNB und die Finanzministerin schon am Mittwoch vor einer Woche an die Credit Suisse der Marschbefehl: “You will merge with UBS and announce Sunday evening before Asia opens. This is not optional.”
Ein kontrolliertes Runterfahren der CS-Aktivitäten – etwa durch eine temporäre Übernahme durch den Staat, die von Zeitungsexperten als bessere Lösung herumgeboten wird – wurde als Desaster für das weltweite Finanzsystem beurteilt.
Wir können davon ausgehen, dass bei der SNB, der Finma, im eidg. Finanzdepartement und in den beiden beteiligten Banken wohl keine Idioten am Werk waren, um diese exzeptionelle Krise zu bewältigen.
Es galt bis Sonntagabend eine finale Lösung zur finden, „to protect Swiss national interest, and banking interest more generally, on a global basis“ wie die FT eine CS-Quelle zitiert.
Wobei „on a global basis“ stärker gewichtet wurde, als die nationalen Interessen der Schweiz,
Punkt.
Der Bundesrat musste handeln, wie eine Regierung anderer demokratischen Staaten – entschlossen, zeitnah und top down. Und das geht in der Schweiz nur mit Notrecht.
Womit einmal mehr gesagt ist: Die Schweiz ist keine Insel. Man mag sich Souveränität und Neutralität noch so vehement einreden – allein die Welt kümmert’s nicht.
Wenn es eng wird, werden Entscheide nicht in Bern, sondern im Ausland getroffen.
Die Sache ist gelaufen.
Die Sondersession der eidg. Räte im April ist nur noch eine Wahlveranstaltung der Parteien.
Die einmal mehr das tun, was sie am liebsten tun: Sich mit sich selbst beschäftigen.
Quelle: How the Swiss ‘trinity’ forced UBS to save Credit Suisse
Chienbäsebärti meint
Dank dem Einknicken von Bern wird die Blase — das globale Finanzsystem — nun halt später platzen. 2008 lässt grüssen,
Andrea Müller meint
Leider triffst Du’s punktgenau.