Seit einer Woche schaue ich nur noch die Tagesschau der Romands.
Interessante Erfahrung.
Was auffällt: Die Auslandberichte sind eher selten und wenn, dann haben sie einen Bezug zum Sendegebiet oder handeln von aussergewöhnlichen Ereignissen. Wie zum Beispiel die Verurteilung eines syrischen Folterers durch ein deutsches Gericht.
Erstaunlich: Ich hatte erwartet, dass die Romands ebenso exzessiv über Frankreich berichten, wie die Zürcher über Deutschland. Und sie würden wie die, Nachrichten von den Kollegen des Nachbarlandes übernehmen.
Aber nichts da.
RTS 19,30 ist ein Lokalprogramm mit Berichten aus den Westschweizer Kantonen.
Eine Art Telebasel.
Was die merkwürdige Folge hatte, dass am zweiten, dritten Abend der bis anhin schwarze Fleck Welschland – was das Bild einer fernen Weite weckt – in diesen halben Stunden zu einem Punkt schrumpfte.
(Schnell mal rübergeschaltet zur Tagesschau, dort berichteten sie gerade über den Mietdeckel in Deutschland. Und wieder zurück zu RTS, wo sich Herr Darbellay über die Terrassenverordnung des Bundesrats echauffierte.)
Was soll ich sagen, nach diesem Ausflug in die Westschweizer Nachrichtenwelt?
Vielleicht das: Die Schweiz gibt nachrichtenmässig einfach nicht viel mehr her, als vier, fünf nationale Meldungen und ebensoviele lokale, wenn man sich denn etwas Mühe gibt.
Daran können futuristische Studioeinrichtungen und mit dramatischer Musik unterlegte Eingangssignete auch nichts ändern.
Nicht alles was daher kommt wie BBC, muss nicht zwingend BBC sein.
Ich denke, die Journalisten der Romandie wissen, dass ihre Welt kleiner ist, als die ihrer französischen Kollegen.
Während die Deutschweizer mit Auslandberichterstattung versuchen, sich grösser zu machen, als es die Schweiz hergibt.
Was insofern leichter zu machen scheint, als es die Zuschauer von der Waadt möglicherweise schon interessiert, was ein Regierungsrat aus Genf sagt.
Die Probleme eines Schwyzer Regierungsrat finde ich hingegen eher ulkig. Auch so rein sprachlich.
PS: Es ist gar nicht so schwer, den Ausführungen auf Französisch zu folgen. Weil, auch in der welschen Nachrichtenbubble die Zahl der benutzten Wörter und Sätze ziemlich überschaubar ist.
Michael Przewrocki meint
Feine lehrreiche Analyse. Hoffe der Sender ist Online. Auf einem deutschen
Hab früher zu Schulzeiten mittags nach dem Schläfchen immer franz. Unterhaltungssendung mit Danielle „Sweet“ Gilbert geschaut. Schulwiederholungen helfen auch dem Französich-Verständnis……