Erinnern Sie sich noch? War vor drei Wochen, glaube ich. Da hat uns Oskar Kämpfer, der Präsident der Baselbieter SVP, mitgeteilt, dass er mit allen von der CVP könne, nur nicht mit Frau Schneider-Schneiter.
Seine Begründung: «Als Schneider noch Fraktionspräsidentin im Landrat war, verliess die CVP den bürgerlichen Pfad und driftete stark nach links ab.» Die Antwort der CVP auf die launigen Worte von Oskar dem Trommler (Behind-the-scenes-Schmäh) kam dann letzte Woche: 88 gegen zwei Stimmen, dass die Partei nicht im Traum daran denke, mit der SVP eine Listenverbindung einzugehen.
Nun muss ich unbedingt die Bemerkung dazwischenschieben, dass mir sowohl die SVP als auch die CVP schnurzpiepegal sind. Und damit auch die Listenverbindung der Bürgerlichen für die Nationalratswahlen. Im Moment steh ich sowieso auf die Juso, weil die mit ihrem Retroprogramm zumindest für Unterhaltung sorgen.
Wobei Unterhaltung – auch Herr Kämpfer kann, wie einleitend dargelegt, recht unterhaltsam sein. Dann zum Beispiel, wenn er einfach mal daherbehauptet. Egal was. Aber das dann ernsthaft, weil ohne die Miene zu verziehen, Letzteres eine Fähigkeit, die bekanntlich jeder Bühnenkünstler quasi als Grundausstattung seiner Darstellungskunst mitbringen muss.
In der Tat kann nicht nur das Kabarett, sondern auch die Politik erheitern. Wie dieses mit der Umwertung des Faktischen: Die Sache mit der Doppelnamen-Frau aus dem Doppelnamen-Dorf sei nichts als ein geschickter Schachzug gewesen, wurde mir am Tag nach dem CVP-Votum dargelegt.
Die SVP hätte kurz vor der Katastrophe gestanden.
Weil der eine CVP-Nationalratskandidat, der ganz auf der Linie der SVP politisiert und in dessen Firma der Direktor der Wirtschaftskammer im Verwaltungsrat sitzt, um in einer KMU Alltagserfahrungen zu sammeln, demzufolge dort einen gut bezahlten Weiterbildungskurs absolviert, weil dieser Nationalratskandidat also drauf und dran gewesen sei, in der CVP eine Mehrheit für den bürgerlichen Schulterschluss zu gewinnen, habe Oskar gar nicht anders können, als die Reissleine zu ziehen und gegen Schneider-Schneiter aus Biel-Benken anzutrommeln.
Denn hätte der Herr Franz tatsächlich die Mehrheit gewonnen, hätte dies die SVP arg in Verlegenheit gebracht.
Weil aus Gründen der Wahlarithmetik der Schulterschluss mit den Wankelchristlichen für die Nationalkonservativen überhaupt keinen Sinn macht. Und Herr Kämpfer, in die vermaledeite Ecke getrieben, hätte den Christlichdemokraten eine Abfuhr erteilen müssen, was ihn nun wirklich saublöd hätte aussehen lassen.
Wirklich saublöd.
Wer meint, ich sauge mir das aus den Fingern, der irrt. Baselbieter Politik ist auch ohne mein Zutun lustig.
Denn: Es gibt auch noch die Version aus der CVP. Und die geht so: Herr Kämpfer, Herr Franz und noch ein paar aus einer Boygroup hätten sich, je länger der Abend, gegen S.-S. aus B.-B. in Stimmung geredet. Und schliesslich ihren eigenen Worten geglaubt.
Was man als einen Fall von politischer Selbsthypnose bezeichnen kann.
Merke: Wenn es keine grossen Politschlachten mehr zu schlagen gibt, weil einem die Themen abhandengekommen sind, verlegen sich die Politiker aufs Scheinfechten.
Oder um Karl Kraus im Original zu zitieren: «Die kleinen Stationen sind sehr stolz darauf, dass die Schnellzüge an ihnen vorbeimüssen.»
Weshalb ich das alles schreibe? Zur Unterhaltung, Leute. Nur zur Unterhaltung.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 24. Juni 2015
U. Haller meint
Auch wenn’s nur ab und zu zur Unterhaltung ist: Hoffentlich noch lange nicht „Gealtert und mit letzter Tinte“….
Grummel meint
«Oskar sagt von sich selbst, er habe zu jenen „hellhörigen Säuglingen gehört“, deren „geistige Entwicklung schon bei der Geburt abgeschlossen ist und sich fortan nur bestätigen muss“».
Soviel zu Matzerath.
Über Kämpfer weiss ich nichts.
Marc Schinzel meint
Politisch korrekt: Besser ein Trommler als viele, die immer bloss mitpfeifen. Politisch inkorrekt: Besser ein Trommler als viele Pfeifen. Nur Senf, Leute. Wirklich nur Senf.