(Bangkok – das Bild vom Sonntagsspaziergang)
Endspurt für die Baselbieter Wahlen von nächsten Sonntag.
Wir erwarten eine tiefe Wahlbeteiligung (32 bis 34 Prozent), weil auch in Asien eine Wahlstimmung nicht so recht aufkommen will.
Diese Woche geht es trotzdem um die Wurst.
Weil alle darauf warten, hier unsere Wahlprognose für nächsten Sonntag in Zusammenarbeit mit unserer Homebase h.s. (intensive Diskussion in einer längeren Skype-Sitzung gestern Abend):
Die offene Frage ist, wenn nur die Hardcore-Wähler an die Urne gehen, welches Lager besser mobilisieren konnte und noch kann.
Es kann um wenige Stimmen gehen.
Rechnet man die einzelen Wahlregionen durch, dann bräuchte zum Beispiel die CVP in der Wahlregion 2 lediglich 30 Stimmen um einen Sitz hinzu zu gewinnen. Und mit 60 zusätzlichen Stimmen könnte nach unserer Modellrechnung die SP gar nochmals zwei Sitze zulegen.
Nun folgt noch die Bandbreite, in der sich die einzelnen Resultate bewegen können.
Wer etwas eine Ahnung vom Baselbieter Spielcasino-Wahlsystem hat, der weiss, wie unberechenbar die Mandatsverteilung letztlich ist.
Die SVP beispielsweise kann prozentual gleich abschneiden und wird trotzdem aller Voraussicht nach zwei Glücksrestmandatsverteilungssitze vom letzten Mal verlieren.
Eine Blackbox ist die BDP. Da ist nichts Handfestes erkennbar.
Was die Regierungsratswahlen anbelangt, so bleiben wir dabei: Lauber, Pegoraro und Weber können als gewählt betrachtet werden.
Und einen Sitz hat die SP entgegen den Fantasien Einzelner auf sicher.
Bleibt noch der fünfte Sitz.
Da hat Frau Gschwind die schlechtesten Karten der drei verbleibenden Bewerber. Warum bitte soll ausgerechnet die schwächelnde FDP mit zwei Vertreterinnen in der Regierung sitzen, fragen sich Anhänger der SVP und der CVP. Die überdies dem Nachwuchs in den eigenen Reihen (Hiltmann) beim Rücktritt von Frau Pegoraro vor der Sonne steht (FDP-Wähler)?
Ergo: Beim fünften Sitz findet das letzte Gefecht im linken Lager statt.
Herr Reber hat das schlechtere Blatt. Aus vier Gründen:
Es fehlt ihm ein Fukushima- und Ballmer-weg-Effekt. Und die Grünen befinden sich im Sinkflug.
Herr Reber braucht überdies 3000 bürgerliche Stimmen. Doch bei denen gilt die Devise: Unsere vier und sonst keiner. Wer Reber auf den Zettel schreibt, schadet Gschwind. Und die grün-liberalen Arlesheimer FDPler haben jetzt Frau Nebiker.
Noch ein paar mehr Stimmen braucht Herr Reber von der SP.
Wenn wir davon ausgehen, dass die Wenigen, die wählen, politisch den Durchblick haben, dann wissen diese SP-Wähler, dass auch bei ihnen jede Stimme für Reber eine gegen die eigenen Kandidaten ist.
Die SP ist nicht mit zwei Genossen angetreten, um dem Wahlvolk Unterhaltung zu bieten, sondern auch sie rechnen sich Chancen auf den fünften Sitz aus.
Wenn also Herrn Reber am Sonntag, sagen wir, 2000 Stimmen fehlen, ist er weg.
Deshalb lehnen wir uns, weil’s mehr Spass macht, ziemlich weit zum Fenster raus: Die Wahrscheinlichkeit, dass in der nächsten Regierung zwei von der SP sitzen, schätzen wir, nüchtern betrachtet, höher ein, als eine erneute Wahl von Herrn Reber.
PS: Was auch immer behauptet wird – vor vier Jahren lagen wir exakt bei zwei Zahlen daneben. Die FDP hatten wir zu stark eingeschätzt und die BDP dem entsprechend zu schwach.
Christina Hatebur - Liste 5, Arlesheim meint
Die prognostizierte Wahlbeteiligung finde ich mehr als bedenklich. Dass die zur Wahl stehenden Personen auch wirklich gewählt werden möchten, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Ist es wirklich Desinteresse seitens potentiellen Wählern oder mangeldes Vertrauen in die Geschicke der Politik?
Es geht nicht nur um die Wahlbeteiligung am 8. Februar 2015. Wahlen sollten nicht als Qual oder als notwendiges Übel angesehen werden. Jede(r) Stimmberechtigte kann hier aktiv werden. Also bewegt euch!
Markus Dudler - Liste 5, Arlesheim meint
Das mit der Wahlbeteiligung ist schon schade. Das Problem ist, dass keine Abstimmung am gleichen Wahlsonntag stattfindet.
Jetzt ist nur noch Abwarten und Tee – oder hier eher Bier trinken – angesagt. Die Anspannung steigt langsam und ich bin auch nicht böse wenn ich nach dem Sonntag die vielen Köpfe (inklusive mich) nicht mehr ständig sehen muss.
„Wer die Wahl hat, hat die Qual – wer gewählt ist manchmal auch ;-)“
Sissachr meint
Hm. Ich frage mich, ob der Durchschnittswähler – der ob der miesen Wahlbeteiligung eigentlich ja schon zur politinteressierten erweiterten Elite gehört – so wählt, wie Sie es meinen. Also nur die von uns, jede Stimme hilft den anderen. Viele um mich rum wählen erst mal die Ihren und füllen dann auf, wenn einer nicht ganz grossen Mist gemacht hat. In dem Sinne denke ich, dass Isi Reber sowohl linke als auch rechte Stimmen kriegt. Ist für viele Linken halt doch ein wenigstens ein Grüner. Und für viele Rechte so etwas wie ein Bürgerlicher. Dem Isi wird’s Wurst sein.
Redbüll meint
Zwei Bemerkungen seien erlaubt:
1. ich befürchte langsam, die nicht-wählende Mehrheit hat recht.
2. so ein Wahlkampf gibt’s nur in BL: es wird nichts versprochen – Vorteil: man kann auch nichts brechen…;-)
Resultat fuer die Bevölkerung bleibt eh dasselbe, wir dürfen zahlen und dabei gefälligst schweigen.
Isaac Reber meint
Lieber Manfred, ich weiss nicht wie heiss es gerade in Thailand ist, aber da würde ich mal wahlweise eine Kiste Chang- oder Tigerbier dagegen wetten :-))
M.M. meint
32 Grad, okay bring ich vorbei 🙂
Isaac Reber meint
Von 32° können wir natürlich nur träumen, beim Bier hingegen sollte mehr drinliegen :-))
Meury Christoph meint
Das Ganze klingt irgendwie nach einem verhaltenen Aufruf zu einem winterlichen Harassenlauf….
Aber offensichtlich muss die Lage schlimm sein, wenn man die Wahlen nur noch mit der Währung «Chang- oder Tigerbier» ankurbeln kann. Okay, sei’s drum! Dann setze ich zwei Kasten auf das Duo Münger & Nebiker 😉
Meury Christoph meint
Mit dem Wahlbarometer und den Einschätzungen von M.M. bin ich grossmehrheitlich einverstanden. Beängstigend finde ich nachwievor die prognostizierte Wahlbeteiligung von 32-34%. Damit sind die Gesamterneuerungswahlen und der angekündigte Turnaround eine Marginalie. Die schweigende Mehrheit ist nicht mehr interessiert und bleibt den Wahlen fern. Das müsste den Parteien und den antretenden PolitikerInnen Sorge bereiten. Ihre Legitimation schwindet und damit stehen sie schon beim Start im Offside. Eine ungute Voraussetzung für politische Projekte und eine stringente Politik.