Lieber Manfred
Deine letzten Beurteilungen in Sachen Gemeinderatswahlen entsprechend nicht annähernd dem politischen Sachverstand, welcher wir von dir gewohnt sind. Da wird die politische Analyse durch unqualifiziertes Giftspritzen ersetzt – in Arlesheim ja in den letzten Jahren eine Strategie, die wir immer öfter antreffen.
Zu deiner Analyse:
Die Frischluft scheint soweit für dich alles richtig gemacht zu haben. Offensichtlich scheint sich aber die einst innovative Partei extrem schwer zu tun mit einer Nachfolge – so wird gerade nur ein Kandidat gestellt, politisch doch einigermassen unerfahren. Gemäss dir qualifiziert er sich als Unternehmer – das sind bei den bürgerlichen übrigens alle auch. Auch als Kommunikationsspezialist scheint er gut für den Job geeignet zu sein – offenbar genügt es, Sachen schön zu verpacken oder schön zu reden. Bedenklicher ist, dass zukünftig die Frischluft durch zwei graue, ältere Herren vertreten wird. Wo sind die jungen, innovativen Kräfte in dieser Partei? Wo sind die Frauen? Wie aus Insiderkreisen bekannt wurde, musste selbst Hartmut Vetter mit vielen Diskussionen und Überzeugungsarbeit dazu bewegt werden, für das Amt zu kandidieren. Die Kandidaten sind nicht ganz mehr so frisch – und die Luft scheint da auch ein wenig draussen zu sein, wenn die Kandidatensuche sich als derart schwierig erweist.
Dann die SP: sie hätte es bei dieser Wahl in der Hand, eine politische Änderung zu bewirken. Aber leider haben wir auch auf kommunaler Ebene den klassischen SP-running gag: jüngere Frau darf nur in Begleitung eines älteren grauen Herrn kandidieren. Das kennen wir doch von irgendwo. Warum packt die SP nicht die Gelegenheit und kandidiert mit zwei jungen Kräften, am besten mit zwei Frauen? Aber nein: es muss Peter Vetter sein, der ja schon einmal im Gemeinderat war und diesen nach gerade mal 4 unproduktiven Jahren verliess. Innovation ist anders. Bewirkt hat die SP in den letzten Jahren im Gemeinderat schon gar nichts– was nicht die Leistung von Jürg Seibert schmälern soll. Der über die Parteigrenzen beliebte Politiker hat mit viel Menschlichkeit seine Dossiers konsequent bearbeitet, auch wenn diese für das politische Geschehen in Arlesheim wenig matchentscheidend waren.
Zur FDP: zwei Männer, zwei Frauen, zwei u50, zwei ü50. Alles gestandene Unternehmer. Alle haben Ressorts/Dossiers soweit im Griff. Offensichtlich scheinst du die Problemthemen der letzten Jahre (Zonenplan, Schiessstand, Quartierpläne etc.) der FDP zuzuweisen. Aber oha: kein einziges der umstrittenen Dossiers war in FDP-Hand – alle waren bei der Frischluft. Interessant oder? Ist die FDP nicht auch die Partei, die auch ausserhalb des politischen Geschehens mit diversen Aktivitäten versucht, das Dorfgeschehen wird aufleben zu lassen? Man ist sich auch nicht zu gut, kritische Themen zu diskutieren. Und wenn man aktiv ist, riskiert man auch, dass man in die Schusslinie gerät – vor allem auch, wenn Eigeninteressen tangiert sind. Ob das Setzwerk schön ist, sei jedem selber überlassen – dieser wurde aber weder von der FDP ursprünglich initiiert noch ist es die FDP, welche es gebaut und geplant hat. Da begibst du dich, lieber Manfred, ja schon beinahe in Sphären von Verschwörungstheoretikern.
Wir hätten da ja auch noch die Mitte und die SVP. Leider finden sich da schon gar keine Kandidaten. Noch bedenklicher ist, dass die Giftspritzerfraktion inkl. Fruschd, pro 4144 etc. grundsätzlich alles kritisieren, aber wenn es darum geht, an der Sache mitzuarbeiten, kommt gar nichts. Es wäre genau jetzt die Zeit gewesen, nicht nur zu kritisieren, sondern auch aktiv etwas zu machen. Aber: nada, niet, nichts. Einfach nur peinlich, zeigt aber leider auch, welche Motivation hinter der Giftspritzerei steckt – pure Eigeninteressen. Und ein unflätiger Post, ein Giftspitzaktion im Wochenblatt oder ein paar Fahnen aufhängen ist dann halt doch einfacher als aktiv im Gemeinderat mitzuarbeiten – mit mindestens einem Pensum von 20%. Aber wer will sich das heutzutage schon antun – in vielen Gemeinden schafft man ja nicht einmal, einen Gemeinderat voll zu besetzen.
Für die 7 Gemeinderatsplätze stehen 8 Kandidaten zur Auswahl. Ein Exploit ist rein mathematisch gar nicht zu erwarten, auch wenn du diesen ach so gerne herbeireden würdest. Dass sich hier nicht mehr Kandidaten finden, ist einfach: diesen Job will einfach keiner machen, da mit sehr viel Arbeit verbunden, aber mit dem Risiko, hier unter Dauerbeschuss der Giftspritzerliga (willkommen im Club, Manfred) zu stehen. Offensichtlich lässt sich das Gremium dann nur noch durch ältere Personen – mehrheitlich Männer – aufbauen. Kritisieren ist leicht gemacht, an der Problemlösung mitzuarbeiten ist aber dann plötzlich nicht mehr so interessant.
Und noch dies: all die kritischen Dossiers, wie wir in den letzten Jahren hart diskutiert haben (und wie gesagt alle in der Hand der Frischluft liegen/lagen) sind Dossiers, die schon sehr lange auf der Traktandenliste stehen. Die meisten schon weit über 20 Jahre. Der damalige Gemeinderat hat es aber strategische unterlassen, solche kritischen Dossiers anzugehen, weil man sich nicht unbeliebt machen wollte – übrigens in einer Zeit, wo die Bürgerlichen noch nicht die Mehrheit stellten. Der Gemeinderat der letzten 4 Jahre hat sich diesen Jahrzehnte aufgeschobenen Themen (auch unter Druck des Kantons) angenommen – in der Konsequenz, dass die Vertreter der diversen Eigeninteressen eine Giftspritzerliga etabliert haben, die das Klima in unserem Dorf definitiv und nachhaltig verschlechtert hat.
Aber eben, Manfred. Offensichtlich ist es, einfach Gift zu verspritzen, als qualifiziert sich mit der Thematik/Problematik auseinanderzusetzen oder gar soweit zu gehen, dass man aktiv an der Problemlösung mitarbeitet. Tempora muntantur nos et mutamur in illis, lieber Manfred.
Claus L. meint
Schau mal, Herr Messmer gelang es doch tatsächlich, die FDP aufzuschrecken! Nun, mit dem Rücken zur Wand, beginnt der zu späte und offensichtlich verzweifelte Versuch einer Abgrenzung, nachdem man in den vergangenen Jahren einen homogenisierten Gemeinderat erlebt hat. Nun soll der Gastschreiber uns doch noch zeigen, wo Herr Messmer die Frischluft schöngeredet hat.
Majestix der Gallier meint
Lieber Claus
Wer sagt denn, dass der Gastkommentar aus der Ecke der FDP kommt? Eine der vielen Interpretationen, die aus der Luft gegriffen sind. Dass hier eine gewisse Sympathie gegenüber der FDP besteht, mag man nicht abstreiten – aber geht es im Gastbeitrag nicht vielmehr darum, dass aufgezeigt wird, dass die Probleme doch weitreichender sind als die Fehler alle bei der FDP zu sehen? Hier geht es doch um Aufklärung und nicht um Abgrenzung!
Und dass die FDP mit dem Rücken zur Wand steht und aus Angst agiert mag ein frommer Wunschgedanke von dir sein, Claus. Aber wir haben in Arlesheim (zumindest bis jetzt) in der Exekutive ein 2-Parteien-Gremium (FDP und Frischluft), in welchem in den letzten 4 Jahren eine Partei die kritischen Dossiers verkachelt hat, die andere dafür nun die Schläge einsteckt. Und ich rede nicht von der gleichen Partei… das wird im Gastkommentar bestens aufgezeigt. Das eine 2-Parteien-Regierung ganz anderen Naturgesetzen unterliegt, kann man bestens in unserer ausländischen Nachbarschaft sehen.
Und Manfred Messmer redet nicht nicht Frischluft schön (Gott bewahre!) – auch das eine willkürliche Interpretation Ihrerseits. Er redet den Kandidaten schön – und damit erklärt er die Lösung der Frischluft als legitim. Hierzu erlaube ich mir folgenden Hinweis: da in den vergangenen 4 Jahren die Kommunikations-Faux pas in erster Linie auf die Kappe der Frischluft gegangen sind (zumindest in den Anfängen – was leider dann vom Gesamt-GR nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte), mag die Wahl von Hartmut Vetter ein cleverer Schachzug sein – den in Sachen Kommunikation kann er da parteiintern doch einiges bewirken. Somit redet Manfred Messmer hier wohl als Kommunikations-Experte: er hat eine wesentliche Schwachstelle identifiziert.
Und auch hier eine abschliessende Empfehlung: Prudentia potentia est.