Gestern hatte ich einen interessanten E-Mail-Austausch mit meiner lokalen Kabelgenossenschaft.
Der ging so: Ich : „Denke nicht, dass man künftig überhaupt noch einen Festanschluss fürs Telefonieren braucht.“
Weshalb ich das gebündelte Angebot der intergga nicht brauche.
Wir haben unseren Festnetzanschluss bei der Swisscom vor einem Jahr gekündigt. Nicht Knall auf Fall, das war schon seit Monaten ein gedankliches Hin und Her.
Den Festnetzanschluss aufgeben – ich meine, seit den frühen 60ern des letzten Jahrhunderts hatte ich immer einen Festnetzanschluss von der Swisscom, früher PTT.
Und jetzt soll dieser Kommunikationskanal ersatzlos aufgegeben werden?
Das fühlt sich so an, als würde man seine Parteien-Mitgliedschaft aufkünden oder noch schlimmer, Fan eines neuen Fussballclubs werden.
Wir werden nicht mehr auf telsearch zu finden sein. Wir werden nicht mehr erreichbar sein auch für diejenigen, welche unsere Telefonnummer schon seit Jahren bei sich gespeichert hatten.
Wir werden unsere Freunde und Nachbarn, unsere Geschäftskontakte verlieren!
Doch die Realität lässt sich nicht ausblenden: Wir hatten schon seit geraumer Zeit mehr Anrufe auf unsere Handys als auf unsere Haustelefone.
Also weg damit.
Passiert ist nichts. Wir sind noch immer mit der Welt verbunden.
Nun haben wir auch keine Abos mehr für unsere Handys. Schon vor Jahren sind wir zum Prepaid-Angebot von der Swisscom gewechselt.
Das reicht vollkommen.
Wäre da nicht die Datenübertragung. Denn während die Sprachübermittlung praktisch nichts mehr kostet, geht das Surfen via 4G schnell mal ins Geld.
Ich bin vor Wochen auf den günstigen Tarif von Coop gestossen, 750 Mb für 9.90 CHF. Die Pointe: es gibt keine zeitliche Begrenzung für die Nutzung des Datenpakets.
Na ja, werden jetzt einige sagen, das reicht ja nirgendwo hin.
Lokal reicht das, aber wenn man unterwegs ist, d’accord.
Besonders teuer ist es, wenn man in benachbarte Ausland fährt. Dank dem Umstand, dass die Schweiz ein freies Land ist, also nicht der Knechtschaft Brüssels unterworfen ist, fallen für Schweizer in Italien ziemlich hohe Roamingkosten an.
Für die fast drei Wochen im Wohnmobil in Italien haben wir für den Datenverkehr über hundert Franken ausgegeben.
Das geht nicht, wenn wir wieder mal längere Zeit in Europa reisen werden.
(Keine Angst – ich komme schon noch zur Eingangssache.)
Zufällig habe ich vor Wochen ein Angebot von Sunrise gesehen: Abo für 70 Franken im Monat, alles flat, 40 GB Daten im Monat, dann gedrosselt flat.
Und jetzt kommts: Das gilt auch für alle Länder Europas!
Also bin ich zurück aus Italien auf deren Website. Deren Algorithmus meinte es gut mit mir. Sonderangebot für 6 Stunden: 35 Franken statt siebzig.
Die digitale Zeitanzeige lief rückwärts.
Den Vertrag für ein Jahr habe ich sofort abgeschlossen. Dank dem Umstand, dass mein iPhone zwei SIM-Karten zulässt, habe ich jetzt Sunrise zum Surfen und Swisscom fürs Geschäftliche und so.
Nun komme ich zur Antwort meiner Arlesheimer Kabelgenossenschaft.
Der Geschäftsführer meinte auf meine Frage, für was man überhaupt noch einen Festnetzanschluss brauche:
Ich zähle fest auf die 600 Einsprecher gegen die 5G-Antenne am Mattweg und vielleicht noch ein paar andere.
(Liebe Journalisten, das ist ein hochbrisanter Satz!)
Mit anderen Worten, hat der Mann bestätigt, dass wenn sich 5G durchsetzt, man den Kabelanschluss definitiv nicht mehr braucht.
Ein Schreckensszenario für jeden Kabelnetzbetreiber.
In Arlesheim und anderswo wird nämlich viel Geld in die – gegenüber 5G bereits veraltete – Glasfasertechnik investiert und zwar massiv.
Was bedeutet, dass die Millioneninvestitionen der Kabelgesellschaften als Verlust abgeschrieben werden müssten, sollte sich die schnelle Konkurrenz wie heute 4G allen zur Verfügung stehen: Kabelnetz Glasfaser 1 GB/Sekunde, 5G 300 GB/Sekunde.
Es leuchtet wohl jedem ein, dass sich die Kabelgesellschaften gegen diese Neuerung zur Wehr setzen müssen.
Eine Möglichkeit, ihr lukratives Geschäft zu retten, ist derzeit, sich mit den willigen 5G-Gegnern zu verbünden.
Merke: Wenn 5G in der Schweiz verhindert wird, dann ist das sehr schlecht für die Wirtschaft.
Was der Gesundheit mehr schaden wird, als die 5G-Antennen.
Doch so wie das in Sachen Umwelt in Arlese läuft, wird die 5G-Antenne wohl nicht installiert werden.
Im benachbarten Dornach sind die Gegner ebenfalls aktiv.
Marus Denoth meint
5G produziert 1000x weniger CO2 wie 4G. Wie kann man da als Grüner und Freitagsdemonstrant nur gegen 5G sein?
Dazu kommt, dass 5G wie ein Richtstrahl auf Geräte funktioniert, welche gerade Internet wirklich brauchen. Ansonsten strahlt nichts. 4G strahl einfach mal so in die Gegend in alle Himmelsrichtungen aus, egal ob jemand gerade Internet braucht oder nicht.
Wie man da ernsthaft gegen 5G sein kann, ist mir ein Rätsel.
Aber sobald Esoteriker und „Technik-Kritiker“ („Kritiker“ „kritisch“ als Synonym für Gegner/dagegen) sich verbünden, ist eh Hopfen und Malz in Sachen Argumente verloren.
M.M. meint
Na ja, das wird behauptet. Doch ziemlich sicher ist das Gegenteil der Fall, weil Rebound-Effekt. Was heisst: eine höhere Energieeffizienz führt nicht nicht zu Einsparungen, sondern zu einer grösseren Nachfrage.
Es gibt auch politische Argumente gegen 5G, verkürzt lauten die so: Schnelleres Internet gleich effizientere Überwachung der Bürger.
gotte meint
ich verstehe nichts von diesem thema, bin froh, wenn ich 24h stunden schnelles Internet habe und mache mit strahlenidee, was die meisten leute mit fleischkonsum machen: verdrängen oder dank kognitiver dissonanz abstrakt etwas meinen (Strahlung wohl kaum gesund/bibbeli herzig finden) und dann konkret anders handeln (am Handy hängen/fleisch essen mit kollateraleffekt kükenschreddern). dennoch: artikel von mm sauspannend, weil wirklich neue perspektive: esofraktion konkret unterstützt von kabelplayern!
Andres Egger meint
Bei mir läuft das schon seit 3 Jahren so. Festnetz-Tel: abgestellt – Kabelanschluss: abgestellt
Dafür:
1 x SALT Europe (Handy, Tel & Daten à discretion in EU und USA) – Flat 69.95
1 x SALT Surf (Router, WLAN, permanente 4G-Verbindung) incl Zattoo-TV – Flat 35.00
Läuft perfekt.
Bei meiner Ex:
1 x SALT Swiss Plus (Handy, Tel & Daten à discretion in CH, incl Zattoo-Fernsehen) – Flat 45.00
Kein Festnetz-Tel, kein Datenkabel: Fernseher und/oder Laptop hängen (wenn nötig) via Handy-Hotspot am Netz.
Läuft perfekt.