Was die Schweizer Medien zum Fall CS/UBS kommentieren und sonst so schreiben, ist im Grunde genommen ziemlich irrelevant.
Sie bedienen lediglich die – global gesehen – lokale Erregungsblase, zum Beispiel mit Schlagzeilen wie „Der Bundesrat enteignet die Aktionäre ohne Rechtsgrundlage“ .
Einfach zur Einordnung: Die CS-Aktie hat seit Februar 62 Prozent ihres Wertes verloren – eine Markteneignung, wenn man so will.
Im Moment (10:30h) liegt sie bei 75 Rappen, also tiefer als das Übernahmeangebot der UBS.
Und überhaupt: Wenn schon sind die grossen Verlierer Hedge-Fonds, professionelle Anleger und Vermögensverwalter in Asien, die sogenannte AT1-Anleihen (Erklärung hier) der CS gekauft haben und mit diesen Papieren in den letzten Jahren gutes Geld verdienten.
Diese Anleihen wurden nach der letzten Finanzkrise eingeführt, um erstrangig etwaige Verluste aufzufangen. Damit der Steuerzahler nicht sofort einspringen muss.
Konkret müssen sich diese Investoren 17 Milliarden Franken ans Bein streichen – die „to-big-to-fail“-Vorschriften funktionieren also bestens. (Gut, die Anleger werden sich nun Gedanken darüber machen, wie sicher diese Anleihen anderer Banken noch sind.)
Aufregung herrscht auch darüber, dass die Finma-Direktorin gestern den Absturz der Bank auf „Social Media“ zurückführte.
Empörung auf Twitter, weil sie nicht „Missmanagement“ genannt hatte.
Doch man fragt sich, in welchem Jahrzehnt Schweizer Journalisten leben. Fakt ist, dass Ende letzten Jahres 111 Milliarden an Kundengeldern abgezogen wurden.
Da werden selbstverständlich auch Telefongespräche stattgefunden haben, aber WhatsApp-Gruppen, zum Beispiel, werden wohl eine grössere Rolle bei dieser Fluchtbewegung der Herde gespielt haben.
Und WeChat und Weibo.
Weil: Es war das Vertrauen und nicht die Unternehmenszahlen, das die Bank in die Knie gezwungen hat.
Und überhaupt II: Lassen wir mal die Fragen der lokalen Journalisten weg und betrachte die Sache aus einem internationalen Blickwinkel, dann kommt man nicht umhin festzustellen, dass die Behörden, die SNB, der Bundesrat einen hochprofessionellen Job gemacht haben.
Der bestimmende Faktor war die Zeit: Es musste eine Lösung bis Sonntagabend gefunden werden, also acht Stunden bevor in Tokio (Hongkong 7 Std.) am Montag der Handel beginnt.
Nicht auszudenken, was heute los wäre, wenn die jetzt lautstark „Versager!“ rufenden Experten, dieser alt Bundesrat der SVP, der alles weiss, und Journalisten des Tagi das Sagen hätten.
Paul Menz meint
Gier und Gauner – beides schreibt man mit G …. 🙂
David meint
Am Freitag war der Kurs aber mehr als 1.80. Kein Wunder dass er abstürzt auf den Übernahmewert. Das ist sehr wohl eine Enteignung.
Daniel Flury meint
Die Finanz-Karawane zieht weiter. Business as usual, nichts neues unter der Masters-of-the-Universe-Sonne. Also alle Aufregung komplett umsonst (analog der CS-Aktie).