Die Frage stellt sich, ob die Lokaljournalisten jetzt nicht in eine tiefe Sinnkrise fallen.
Ich meine Ackermann weg, Wessels weg, Baschi Dürr weg.
Die Basler Wählerschaft hat nicht nur eine neue Regierung eingesetzt, sondern den Medien gleich noch ihre liebsten Gegenspieler weggenommen.
Mit denen sie in einer für beide Seiten einträglichen Gemeinschaft lebten, indem sie so taten, als würden sie ernsthaft um Positionen ringen.
Dabei haben sie sich lediglich wohlig aneinander gerieben.
Weil sich die Journalisten und die Regierungsräte sich Tag für Tag in ihren jeweiligen Rollen bestätigen konnten.
Und jetzt?
Keine der Neuen verspricht zur neuen Ackermann, zum Ersatz-Wessels, zum prügelt-den-Dürr zu taugen.
Die BaZ versucht es trotzdem mal mit in einer Aufwärmrunde und übt, mangels Durchblick, mit einer Kritik der Oberfläche, dem Outfit.
Tanja Soland komme daher, wie die Gesandte von Kim Jong-un. Frau Eymann – eine Reitlehrerin. Beat Jans sehe in seinem Anzug aus wie der Chef einer Grossbank. Die übrigen Männer auf dem Regierungsbild – sauberes Schuhwerk.
Immerhin.
Die BaZ meint, das sei zum Schmunzeln.
Ernsthaft jetzt?
Es wird schwer werden.
Esther Keller – BaZ: „zweite Teilzeit-Praktikantin bei Cramer“ – wird man nicht wie Wessels behandeln können.
Auch wenn sie Fehler macht.
An Stephanie Eymann werden sie sich die Zähne ausbeissen.
Und hinter Basta-Zitaten in Deckung gehen.
Okay, die BaZ wird sich auf Jans einschiessen. Mindestens ein linkes Feindbild muss es schon sein, bei denen.
Das zentrale Problem, an dem die allermeisten Lokaljournalisten leiden, ist die fehlende Distanz zu den Akteuren in der Regierung. (Umgekehrt übrigens auch.)
Man fühlt sich wohl in der Bubble.
Jetzt, wo die eigene Generation am Ruder sitzt, mit denen man auf Du und Du ist, wird sich dieses Problem akzentuieren.
Heute Morgen hat mir ein Journalist, den ich sehr schätze, wegen meiner gestrigen Frage „Wie weiter mit dem Amt für Umwelt und Energie, Herr Jans?“ geschrieben:
Fehlüberlegung mein Guter: Die Frage des AUE stellt sich gar nicht mehr. Dafür gibts keine Mehrheit. Keller und Eymann haben sich im Wahlkampf dagegen ausgesprochen.
Mein Antwort:
denk ich auch, weil’s auch nicht mehr nötig ist.
Jedoch: es liegt nicht an mir (und an Journalisten) mitzudenken, sondern Fragen zu stellen.
Die politische Sozialhygiene erfordert einen Rückzieher von Jans in Form einer Erklärung.
Nichts da mit davonstehlen mit einem Thema, das zentrales, ja einziges Wahlthema war, das so etwas wie ein Konzept erahnen liess.
Also los, stell ihm die Frage
Nicht nur die Frischgewählten in der Regierung müssen ihre neue Rolle finden, sondern auch die Journalisten.
Deutlich mehr Distanz zum anderen wäre mal was Neues.
Franz meint
Zähne bitte nicht vergessen.
Da tun sich teilweise Abgründe auf.
Rampass meint
Lokaljournalisten sollten mal ein Praktikum bei ihren Kollegen vom Auslandsressort absolvieren. Mit Draufhauen auf Trump und Co habe die ja genügend Erfahrung. Natürlich braucht es nicht wirklich Mut, über weit entfernte Leute abzulästern und Halbwahrheiten zu verbreiten.
Gespannt darf man sein, wie die neue „Klimapartei“ den angeblichen „Klimanotstand“ in Basel endlich beseitig. Und wie hinterfragend die Spezis vom Journalismus darüber berichten werden.
Sissachr meint
Ja, die Kleiderkritik war mal wieder ein neuer, trauriger Rekord in der nach unten offenen Somm-Skala (pat. pending). Das hätten sie gschiider Tämeli Wernli schreiben lassen, die hätt‘ auch noch das Makeup und die Farben der Säsong thematisieren können (ists „schlamm“ oder „mauve“?).
Marcus Denoth meint
Grossartiger Kommentar.
Vor allem der Schlussatz :“Also los, stell ihm die Frage“
Daniel Flury meint
«Das zentrale Problem, an dem die allermeisten Lokaljournalisten leiden, ist die fehlende Distanz zu den Akteuren in der Regierung. (Umgekehrt übrigens auch.)».
Sehe ich anders: Es ist das fehlende Format (umgekehrt übrigens auch).