Bei dreissig Grad plus will, wie schon festgehalten, in dieser Gegend – Cartagena, Kolumbien – bei Nordeuropäern wenig Weihnachtsstimmung aufkommen.
Die pralle Sonne, die fast senkrecht am Himmel steht, macht einen zum Jäger des verlorenen Schattens.
Was hingegen durchaus zum Datum passt.
Schliesslich hatte die Sonne als Gottheit und die Sonnenwende als Ereignis in vielen Kulturen einen besonderen Stellenwert, lange bevor die Idee in die Welt gesetzt wurde, Jesus von Nazareth sei just in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember zur Welt gekommen.
Das Datum kommt denn nicht von ungefähr: In der Krisenzeit des römischen Reiches im 3. Jahrhundert wurde der Sonnengott Solis Invictus zum obersten Staatsgott erklärt.
Am 25. Dezember 274 n. Chr weihte ihm Kaiser Aurelianus auf dem Marsfeld einen eigenen Tempel.
Kaiser Konstantin erklärte im 4. Jahrhundert den Solis (Sonntag) zu Ehren der römischen Sonnengottheit zum offiziellen Ruhetag.
Und dann kamen die Christen zum Zug.
Eigentlich war es eher ein Zufall, dass ausgerechnet eine apokalyptische jüdische Sekte aus dem römisch besetzten Palästina Ende des Vierten Jahrhunderts den Aufstieg zur Staatsreligion schaffte.
Geholfen hat, dass man ihre Anhänger verfolgte und öffentlich hinrichtete.
Mehr Aufmerksamkeit war kaum möglich.
Und dann waren es auch die geopolitischen Umstände, die der einen unter all den religiösen Grüppchen und Sekten der damaligen Zeit zur Vormachtstellung verhalf: Der Zerfall des Reiches war kaum mehr aufzuhalten.
Kaiser Konstantin änderte seine Haltung in der Christenfrage, was weniger auf eine überraschende Erleuchtung zurückzuführen war, als vielmehr auf ein kühles machtpolitisches Kalkül.
Zuerst entkriminalisierte er die Christen (und andere Kulte) und versammelte später die christlichen Kirchenfürsten mit allem Pomp zum ersten Kirchenkonzil in Nicäa.
Konstantin selbst liess sich erst auf dem Sterbebett taufen.
Damit war der Aufstieg des Christentum zur neuen Staatsreligion besiegelt. Der Transfer von Kult und Inhalt der Solis-Verehrung zur neuen Leichtgestalt Jesus konnte in Angriff genommen werden.
Beispielsweise mit der kitschig-schönen Erzählung von der Geburt Christi durch die beiden Evangelisten Lukas und Matthäus.
Zwar findet sich in beiden Evangelien nichts zu einem Geburtsdatum. Doch der 25. Dezember scheint gewählt worden zu sein, um das vorherige, von Aurelian verordnete Fest der unbesiegten Sonne – Sol Invictus – zu ersetzen.
In diesem Sinn: Schöne Sonnenwendfeier.
Die Tage werden von jetzt an wieder länger und auch in Nordeuropa wird es wieder Sommer werden.
Welch hoffnungsfrohe Botschaft. Lasst uns feiern.
Literatur:
The Fate of Rome,
Pontifex: Die Geschichte der Päpste