Die Linke, an vorderster Front die Grünen, jubeln. Nach Jahrzehnten des Kampfes gegen das Atomkraftwerk Mühleberg, ist dieses jetzt stillgelegt worden.
Welch ein idiotischer Entscheid.
Auch die Schweiz hat sich beim Pariser Klimagipfel dazu verpflichtet, den CO2-Ausstoss des Landes deutlich zu reduzieren.
Tatsächlich tut sie im Moment genau das Gegenteil.
Mit der Schliessung des Atomkraftwerks Mühleberg muss die Schweiz ab nächstem Jahr 3000 Gigawattstunden praktisch CO2-freie Energie ersetzen.
Weil dies mit dem Zubau von erneuerbaren Energie in der Schweiz (seit 2010 im Schnitt plus 300 Gigawatt pro Jahr) aber noch für längere Zeit nicht erreicht werden kann, werden wir entsprechend mehr Strom aus dem Ausland importieren müssen.
Nun ist dieser Importstrom, wie alle wissen, dreckiger als der bisher in Mühleberg produzierte Atomstrom.
Weshalb die Elektrizitätsversorgung der Schweiz in den nächsten Jahren deutlich mehr als 1 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich in die Umwelt pusten wird.
Die Schliessung Mühlebergs mag ja ein paar in die Jahre gekommenen Atomkraftwerkgegnern Genugtuung bereiten, aus klimapolitischer Sicht, ist sie ein Schritt in die falsche Richtung.
Schliesslich schreiben wir nicht mehr 1974, sondern demnächst 2020. Womit das Jahrzehnt beginnt, das dem radikalen Umbau unserer CO2-Wirtschaft gewidmet ist.
Es muss halt jetzt voll auf Solarstrom gesetzt werden, wird gefordert, (nachdem die Windkraft überall auf Widerstand stösst und der Naturschutz dem Ausbau der Wasserkraft enge Grenzen setzt).
Fakt ist, dass das Gesetz zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 bloss verlangt, dass bis 2035 nicht einmal die Hälfte der wegfallenden Atomenergie (11’400 Gigawatt) durch ebenso sauberen Strom aus erneuerbaren Energiequellen (hauptsächlich Solarstrom) ersetzt werden muss.
Es wäre an der Zeit, die alten AKW-Kämpen würden angesichts der Herkulesaufgabe, welche die Dekarbonisierung der Schweiz darstellt, eine ehrliche Kalkulation machen: wieviele Tonnen CO2 verbraucht a) der Rückbau aller Atomkraftwerke und b) wie soll dies kompensiert, plus wie soll der Atomstrom ersetzt werden.
Es braucht auf Fakten basierte politische und ökonomische Entscheide.
Was sich grundsätzlich verändert hat, ist die Zeitachse und das Thema.
Die zentrale Schwäche der 2017 an der Urne abgesegneten Energiestrategie 2050: Sie ist keine Strategie zur Dekarbonisierung, sondern bloss eine zum Ausstieg aus der Kernenergie.
Der Umbau der CO2-Wirtschaft soll innerhalb der nächsten zehn bis fünfzehn Jahre stattfinden.
Ginge es nach der Klimajugend, noch viel schneller.
PS zur Erinnerung: Wie in Costa Rica ist in der Schweiz die Stromproduktion schon heute praktisch CO2- frei.