Klar, könnte man das jetzt alles Frau Pegoraro anhängen. Weil der gescheiterte Miet-Deal mit den SBB ein weiterer Akt in der schier endlosen Reihe von Misserfolgen der amtsältesten Magistratin des Landkantons ist.
Dass die FDP-Frau einfach nichts zustande bringt, damit muss man sich jetzt schlicht abfinden. Was einem je länger, desto leichter fällt.
Denn wir wissen: Spätestens 2019 findet das Elend ein Ende.
Doch es wäre zu kurz gegriffen, würde man die Miet-Posse allein Frau Pegoraro anhängen. Sie ist schliesslich nur die Hervorbringung einer Denkart, wie sie in der Liestaler Politbiosphäre, diesem sich selbst erhaltenden Biotop, so gedeihlich spriesst.
Womit festgestellt ist, dass es nicht der Eigenart einer bestimmten Person zuzuschreiben ist, wenn nach drei Jahren Verhandlungen sich die Baudirektorin in die Kehrtwende flüchtet. Das tun die verantwortlichen Akteure in der Regierung und im Landrat (fast) immer, wenn wegweisende Richtungsentscheide gefällt werden müssen.
Unter der Liestaler Blase gilt dies als kluges, gar zukunftsorientiertes Handeln.
Die angeblich zu hohen Mietkosten sind deshalb lediglich vorgeschobenes Zahlenwerk, mit dem die kantonalen Politdarsteller rationales Handeln vorgeben. Es ist denn auch ein für die Lieschteler Politbiosphäre bezeichnender Satz, mit dem der Schlussstrich gezogen wurde: «Über den Inhalt der Verhandlungen haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.».
Doch Stillschweigen will man nicht etwa bewahren, um peinliche Details der Verhandlungen zu verheimlichen. Stillschweigen wird verordnet, weil man den unangenehmen Kern des Problems verwedeln will: Das politische Establishment hat auch zwei Jahre nach der denkwürdigen Fusionsabstimmung nicht den leisesten Schimmer, was aus der eingebildeten Unabhängigkeit nun werden soll.
Und die Regierung hat uns Tags darauf wissen lassen, sie wolle jetzt doch fusionieren. Die Spitäler.
Dabei hätte man doch von den Höhenfeueranhängern erwartet, dass sie nun alles daransetzen werden, um aus dem Provinznest Liestal die stolze Hauptstadt eines selbstbewussten Kantons zu machen. Und von der federführenden Baudirektion hätte man erwartet, dass da Leute am Werk sind, die wissen, wie ein Rechenschieber funktioniert.
Welches Sparpotenzial in einem Unternehmen brachliegt, dessen Büros in über fünfzig Liegenschaften verstreut untergebracht sind, kann selbst ein Laie abschätzen.
Wenn wir von einem marktüblichen Mietzins ausgehen, hätte der Kanton für den SBB-Turm jährlich rund drei Millionen Franken bezahlen müssen. Dem muss man nun die Ertragsmöglichkeiten auf den blockierten Arealen gegenüberstellen. Auf den 43 000 Quadratmetern könnte man beispielsweise 530 Wohnungen bauen. Was für Liestal rund 1200 zusätzliche Einwohner bedeutete und für den Kanton beim aktuellen Steuerfuss zusätzliche Steuereinnahmen von vier Millionen Franken.
Von Fachleuten wird das Steuerpotenzial auf den fehlgenutzten kantonalen Grundstücken in Liestal auf gegen sieben Millionen Franken geschätzt.
Oder anders ausgedrückt: Die drei Millionen Mietkosten wären eine Investition der kantonalen Wirtschaftsoffensive in die Zukunft des oberen Kantonsteils.
Ja nun denn halt. Dann lasst die Liestaler Politbiosphärler jetzt halt den Pegoraro-Gedächtnispalast planen. Was solls. Den werden wir dann im Jahr 2020 in einer Volksabstimmung bachab schicken.
Schnauze, Fury.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 28. September 2016
liberopoulos meint
Ich bin Peggy dankbar für diesen Rückzieher, dafür braucht es auch Mut, denn der Spott war ihr ja sicher. Es ist das einzig Vernünftige, denn jetzt kann mit günstigem Kapital (BL hat bekanntlich immer noch weniger Schulden als BS und AAA) ein zentraler Verwaltungsbau auf eigenem Areal hochgezogen werden. Idealerweise ein Bau der gut mit den Bestehenden bei der Gutsmatte verbunden ist, auf diesem Areal wirklich allen Kantonsangestellten Platz bietet und zwar so, dass ideale Arbeitsabläufe möglich sind. In den nun leeren Räumlichkeiten gibt es dann hoffentlich tolle Lofts etc für Wohlhabende oder aufstrebende Jungunternehmen, welche die Liestaler Steuerkasse schön füllen. Also Win-Win.
Carla meint
Peggy hat Mut gezeigt? Oder war das so, dass ein paar Leute in der Politbiosphäre ihr mit sanften Druck nahegelegt haben, die Übung abzublasen. So oder so – wir freuen uns auf den Peggy-Palast.
Chienbäsebärti meint
Besten Dank für den Sanierungstip für den Hauptort. Er kommt zu spät! Mit rund 7 Quartierplanungen (für Wohnraum naütürlich) soll die Eomwohnerzahl in den nächsten Monaen auf 17’000 gepusht werden. Dem Arealentwickler Ott sei Dank!
Was fehlt, sind wertschöpfende(und steuerzahlende ) Wirtschaftsflächen. Die besten Flächen belegt die Pegorato-Lauaber-Administration, die der Stedtlikasse nichts einbringt. Darum mein Vorschlag an Arlese: übernehmt doch die Hauptstadt-Würde und entlastet uns.
gotte meint
Und wenn man den Altmarkt räumen würde und das Areal der Wirtschaftskammer der wertschöpfenden Wirtschaft geben würde? Nebenbei: kaum eine Wirtschaft zahlt in BL Steuern (juristische Personen generieren 10% des Steuerertrags), deshalb ist die Strategie gar nicht schlecht, wenigstens Wohnungen zu bauen für erwerbstätige (und steuerzahlende) Privatpersonen.
Chienbäsebärti meint
Gut ist die Strategie aber auch wieder nicht. Denn diese (keineswegs kostengünstigen) Wohnungen sind von gut dotierten Arbeitsplätzen (Bern, Zürich) weit entfernt, so dass ein Überangebot entstehen könnte. In dieses pflegt man im Hauptort sozial schwächere Mieter/innen zu platzieren, die mit Sizialhilfe unterstützt werden (müssen). Das freut natürlich die Invetoren/Vermieter und die Sozialkosten nehmen nicht ab.
Meury Christoph meint
Eine saubere Lagebeurteilung.
Nicht berücksichtig sind dabei die Kosten für teure Verhandlungen und überflüssige Planungen.
Ein neuer Verwaltungspalast wird wiederum immense Planungskosten auslösen.
Der Kanton ist aber nicht in der Lage sich solche Planungsspielchen zu leisten.
Ergo müsste man die Bau- und Umweltschutzdirektion unmittelbar stoppen.
Frau Regierungsrätin Pegoraro wird sich in diesem Fall nicht mit einem Baudenkmal verewigen können.
Paule meint
Kann mich dem anschliessen. Das Birsfelder Hafenareal wäre da auch noch zu nennen, gell Herr Meury. Ist interessant, wie sich euer Hiltmann in der Sache nie zu Wort gemeldet hat. Er hätte mit Ott an einem Strick ziehen können.