Heute setzt der Basler Grosse Rat seine Debatte zum Kasernenprojekt fort, zu dem ich mich von meinem Arleser Hochsitz aus – als Mitsubventionierer der Kulturwerkstatt und einfach so – kurz einbringe: Liebe bürgerliche Gesinnungsfreunde, sorry – da habt ihr das falsche Objekt für den Wahlkampf ausgewählt.
Das Projekt zur Sanierung und Öffnung des alten Kastens ist saugut. Billiger und besser gibts da nichts. Das Händchen der cleveren Stadtentwicklung ist deutlich spürbar, eine geniale Deblockade nach fünfzig Jahren mehr oder weniger unsinnigen Palaverns.
Die Eitelkeiten des aktuellen Stadtpräsidenten tun nichts zur Sache, das Projekt ist auf Generationen ausgerichtet.
Lasst also das Kleinliche, konzentriert euch auf das ökofrommlinke Unvermögen.
Da haben wir zum Beispiel die BastA!-Kandidatin Heidi M., die in einer Aktivistengruppe mit «Boykott, Desinvestition und Sanktionen» den «Apartheidstaat» Israel bekämpft. Und im Falle ihrer Wahl in Basel eine neue Stelle gegen Polizeiübergriffe schaffen will.
Sie hat also nicht mitgekriegt, dass heutzutage die Polizisten dem gewalttätigen Pöbel ausgesetzt sind.
Und bei aller Kritik an Israel, es ist das einzige Land, wo die Araber ihre Parlamentarier demokratisch wählen können – mit freiem Zugang zu allen Medien und zu unabhängigen Richtern.
Ich muss meine Wahlempfehlung von vor zwei Wochen – diesen ironischen Weckruf – ausdeutschen: Sie taugt nicht für das Amt einer Regierungsrätin.
Wir haben diese Woche einmal mehr gelernt: Selbstgerechter Moralismus hat kurze Beine: Der stramme Familienpolitiker Christophe D. von der CVP hat einen fruchtbaren Seitensprung hinter sich, und die kämpferische «Nulltoleranz»-Unia-Gewerkschaft ist eine Apparatschiksekte.
Dazu passt, dass der abtretende Ökopazifist und Orgelspieler Guy M. nicht nur die längste Liste an Weggemobbten hat – vom Kulturchef Michael K. bis zum Behindertengleichsteller Martin H. –, sondern für seine unnützen Flugreisen zu den Klimakonferenzen der Millionenstädte auch riesig Kerosin und Steuergelder verbrannte.
Mit solchen Egoexzessen ist bei der grünen Nachfolgekandidatin Elisabeth A. nicht zu rechnen.
Ihre Äusserungen weisen auf sehr begrenzte, lokal fokussierte Interessen hin. Man gönnte dieser warmherzigen Musiklehrerin die Nichtwahl. Weshalb soll sie die beste Zeit ihres Lebens in schlecht belüfteten Sitzungszimmern verbringen?
In die Regierung passen die vier bürgerlichen Jungs besser, auch wenn ihre gespielte Gelassenheit, die sauglatten Auftritte und die peinliche Plakatwerbung nerven.
Bei ihnen, wie bei fast allen Bürgerlichen, muss in der Handhabung der Macht nicht mit tragischen Brüchen gerechnet werden, keiner von ihnen moralisiert aufdringlich.
Das gilt besonders für den 49-jährigen SVP-Mann und eidgenössisch diplomierten Betriebswirtschafter Lorenz N. Finanzfrau Eva H. gefällt sich darin, ihn in Streitgesprächen als intellektuelles Leichtgewicht vorzuführen.
Zur Gaudi ihrer Claqueure.
Vielleicht stört es sie, dass er durchs Band als anständig und empathisch belobigt wird, er also genau das in die Regierung einbringt, was nicht unwesentlich für die Gruppendynamik und eine vorgelebte Führungskultur ist.
Er wäre der charakterliche Kontrapunkt zum abtretenden Guy M. und den beiden Cholerikern Eva H. und Christoph B. Im personalintensiven Justiz- und Sicherheitsdepartement wäre er der genau richtige Mann.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 21. September 2016
Michael Przewrocki meint
Aufgefallen das Megaplakat des LDP-Neokandidaten an der Haltestelle Neuweilerplatz-in der Abend-Rushhour. Der NR-Kandidat hat es- allerdings erfolglos-vorgemacht. Ob er gegen die Luftverschmutzung Rezepte hat? Niedlich auf der Wahlbrochüre die optische Unterscheidung des Lachens der neuen und unterdrückte der sicher gewählten Kandidaten sowie deren niedrige Position vorne. Hoffentlich auch in der Regierungsarbeit soviel Kreativität.
K. Willi meint
Mann o Mann,…… ist das einfach gestrickt, Manfred M.
W. B. meint
Jetzt fällt also auch noch der kritische Herr M. auf das bürgerliche Aufbruchgedöns herein.
A propos „Gruppendynamik und eine vorgelebte Führungskultur“: Sie wissen aber schon, dass B. Dürr den L. Nägelin vor nicht allzu langer Zeit vor Gericht als illoyal und teamunfähig bezeichnet hat?
Michael Przewrocki meint
Genau, wir wollen totale Aufklärung -VOR DEN WAHLEN-sonst sind beide unglaubwürdig. Wo sind die Whistleblower!
Paule meint
Es ist eine Grundsatzentscheidung: wer wie ich die bürgerliche Mehrheit will, muss Nägelin wählen.
Gehen wir davon aus, dass er in erster Linie Regierungsrat sein wird und danach SVP-Mitglied.
Carla meint
Die Ironie an der Geschichte – ein SVP-Mann rückt für Eymann nach, der Basel einst zur SVP-freien Zone erklärt hat.
Thomas Zweidler meint
Mein Kommentar:
Dieser Text ist, ich bring es fast nicht über die Lippen, einfach gut.
Natürlich strotzt er wieder nur so von Ego-Blogger-Allüren, aber er ist gut.