Ich mache mir nichts aus Reiseführern. Klar hatte ich auch schon welche.
Früher war das Mitschleppen eines solchigen ein Muss.
Doch Reiseführer sind so geschwätzig. Dauernd will einem ein Oberstufenlehrer beibringen, dass wenn man dieses oder jenes nicht gesehen hat, man im Grunde genommen gar nichts gesehen hat.
Reiseführerlos ist es so: Man setzt sich einfach in eine Tram und fährt drauflos.
Heute zum Beispiel sind wir bei der Station Ottaviano – wir wohnen zehn Gehminuten von dort entfernt – in den 19er gestiegen. Der fährt die längste Strecke des Römer Tramnetzes.
Und ohne Zweifel mit Museumsstücken.
Ich habe nachgeschaut: Auf der Linie 19 fahren Tramwagen, die in den Jahren 1948 bis 1949 gebaut wurden.
Allein die Fahrt in einem solchen Tram ist eine Erlebnis, das man nun wirklich nicht alle Tage erlebt.
Irgendwann hat man genug.
Google Maps zeigt, dass ganz in der Nähe der Station ein Park liegt.
Parks sind an Sonn- und Feiertagen immer gut.
Aha, liest man später zuhause bei Wikipedia: In diesem weissen Haus hat einst Mussolini gewohnt. Für einen symbolischen Mietpreis von einer Lira.
Lufschutzbunker inklusive. Den der Duce allerdings nie benutzt hat.
Die Touristen und Feiertagsausflügler befinden sich derweil im Zentrum.
Zum Beispiel rund ums Kolosseum.
Wer nicht allein sein möchte, sollte an 26. Dezember unbedingt dorthin gehen.
Walter Basler meint
Falls Sie ganz viel faschistische Architektur-Stimmung schnuppern wollen, empfehle ich einen Ausflug zum Stadtteil, der für die Esposizione Universale di Roma gedacht war, rund um die Piazza Guglielmo Marconi (im Süden der Stadt, es fährt irgend eine S-Bahn in die Nähe). Da sieht man so viel faschistische Gebäude wie in ganz Deutschland zusammengenommen nicht. Richtig gigantisch alles, und in bestens renoviertem Zustand (heute sind Ämter drin).
Falls Sie hingehen, bin ich gespannt auf Ihre Fotos.