Der andere Vorteil, den man als Boomer hat: Wir hatten zu unserer Jugend den besten Soundtrack aller Generationen.
Zuvor und danach.
In den 60ern und 70ern war die Blütezeit des Rock.
Quasi im Monatsrhythmus formierten sich neue Bands, die mit neuen Einfällen und vor allem: mit einem unverwechselbaren Sound überraschten.
Wir verbrachten manchen Samstagabend damit, uns zusammen die neuesten Alben anzuhören (hatte einen Bekannten, der damals ein kleines Vermögen ausgegeben hat.)
Wir tranken stark gezuckerten Milchtee (Chai), hörten Musik, rauchten einen Joint. (Schwarzer Afghane, roter Libanese, Shit aus Marokko, was halt gerade auf dem Barfi im Umlauf war.)
Das war die Zeit, als neben der Musik auch die „lyrics“ eine tragende Rolle spielten. (Der Literatur-Nobelpreis für Bob Dylan kommt nicht von ungefähr.)
Die Musikerinnen und Musiker lieferten, zumindest in unseren Ohren, keinen Einheitsbrei, sondern das waren Leute, die ihr eigenes, unverwechselbares Ding drehten.
Das ist insofern ein grosses Glück, weil man ja irgendwann – so ab dreissig, sagt man – aufhört, sich für neue Musik zu interessieren.
Im Alter erst recht.
Ich habe mich in den 80ern nach die nach ausgeklinkt. (Wie übrigens schon seit langem aus dem linearen Radioprogramm.)
Mir scheint, ich sei zur rechten Zeit musikalisch stehen geblieben.
Im Hintergrund läuft im Moment das Soundtrack-Album „The Vietnam War“.
Sind alle darauf versammelt: Creedence Clearwater Revival, Dylan, The Byrds, Simon & Garfunkel, Jimi Hendrix, The Spencer Davis Group, Steppenwolf, Santana, B.B. King, Buffalo Springfield, The Doors, Janis Joplin und so weiter und so fort; 65 Titel, 4:31 Std. guter Sound.
P.Keller meint
Noch immer denke ich, da läge ein Kult-Vlog drin: Sie berichten spontan darüber, was Ihnen so durch den stets im Turbomode drehenden Kopf herumschwirrt, während Sie (statt Joints wie einst) Sushi drehen oder bedauernswerten Tintenfische die Tentakel entfernen. Das wäre wie Simmels Kaviar lesen und gleichzeitig kochen lernen. Nein, ich vergleiche Sie NICHT mit Simmel, aber Sie verstehen schon, was ich meine.
M.M. meint
„Es muss nicht immer Kaviar sein“ habe ich seinerzeit mit Begeisterung gelesen. Die Kochrezepte im Buch waren für mich DIE Überraschung damals.
P.Keller meint
Simmel wurde unterschätzt. Wie Sie, beim besagten Assessment des Fernsehens. Könnten Sie jederzeit ad absurdum führen. Ihr Iphone reicht.