Doch, man kann schon festhalten, dass Webers Argumentationslinie schlüssig ist.
In sich schlüssig.
Und man kann auch nachvollziehen, dass es durchaus nicht schlecht ist, wenn man bei einem derart politisch heiklen Geschäft die Dinge sehr sorgfältig prüft.
Und genau da liegt die Krux: Thomas Weber (und seine Leute) leben in einer anderen Zeitzone als die Journalisten, die schon seit Wochen an diesem Thema dran sind.
Dass die Bombe ausgerechnet an diesem Montag geplatzt ist, ist branchentypisch der Konkurrenzsituation unter Medien zuzuschreiben.
Das Regionaljournal war schneller, was die Basler Zeitung zwang, die fertige Geschichte noch vor der Abendsendung des Regi online zu schalten.
Statt anderntags exklusiv in der Printausgabe.
Da ging es nicht mehr um Weber oder die Wirtschaftskammer, sondern um die in einer solchen angespannten Situation berechtigten Befürchtung, der andere ist schneller und meine wochenlangen Recherchen sind für die Katz.
Dies war die Situation am Montag.
In der Krisenkommunikation gilt der Satz: Die Zeitzone der Journalisten ist die massgebliche für die Kommunikationsarbeit. Wer das ignoriert, verliert die Handlungsmacht, gerät ins Hintertreffen und wird damit in die Rolle des Reagierens gedrängt.
Was immer saublöd ist.
Weil die eigenen, durchaus schlüssigen Argumente, als Rechtfertigung interpretiert werden.
Vom Publikum.
In Krisen geht es nicht darum, wer recht hat, sondern was die Öffentlichkeit glaubt, was richtig ist.
Merke: Journalisten muss man vor sich her treiben, sonst wird man von ihnen gehetzt.
Und wie immer in Krisen, gibt es immer wieder erstaunliche Nebenschauplätze. Wenn Thomas Weber an der Medienkonferenz sagt:
„Das Vertrauen zwischen Sozialpartnern und dem Kiga ist sehr labil, um nicht zu sagen schwierig zu retten.“
Dann wundert mich (und das politisch interessierte Publikum) überhaupt nicht.
Wenn man diesen Satz von heute in der bz liest: Die Regierung wählte Gysin auf Anfang April erneut für weitere vier Jahre in die von Keller präsidierte Zentrale Aufsichtskommission für Familienzulagen (ZAF).
Gysin ist inzwischen 78 und darf noch immer an den Strippen ziehen? Was zum Geier hat sich Thomas Weber dabei wieder gedacht?
Wie es weiter geht: Die Journalisten haben noch nicht ihr gesamtes Pulver verschossen. Zwar mag – der Sommerpause sei’s gedankt – in den nächsten Wochen Ruhe einkehren. Doch dann kommt die Wahlkampfzeit. Und der Sonderstaatsanwalt.
Die Regierung hat schon mal mit ihrer Strafanzeige gegen den Verräter in den eigenen Reihen eine zweite Kommunikationsfront aufgebaut. In der Hoffnung, diesen Fall emotional so aufpumpen zu können, dass die Ungeheuerlichtkeit des Verrats (Regierungssicht) beim Publikum schwerer wiegt, als die Vorwürfe gegen Weber.
Wie auch immer, es wird ein ziemliches Gemetzel im Herbst.
Weil ja auch noch die Diskussion um die Spitalfusion ihren Höhepunkt erreichen wird. Die Grün-Linke in Basel, schon heute in der Abwehrposition, wird angesichts des „Skandals“ erst recht sagen: Hände weg von den Baselbietern.
Die Kredibilität des Kantons Baselland muss heute als Ramsch bewertet werden.
PS:Und wenn’s schon momentan dumm läuft, dann kommt dann noch das dazu: Weber wollte als Festredner in Muttenz auftreten – dann meldete sich plötzlich Bundesrätin Sommaruga