Herr Kirchmayr, Landrat von den Grünen, stellt im Nachgang zum Interview der BaZ mit Herrn Kamm und meinem Kommentar der Baselbieter Regierung ein paar kritische Fragen.
Die Baselbieter Regierung wird eine langatmige Antwort liefern, die im Kern nichts anderes sagen wird: Alles paletti.
Hier die Interpellation im Wortlaut:
Landrat des Kantons Basel-Landschaft
Klaus Kirchmayr, Fraktion Grüne/EVPInterpellation: MUBA – Governance Probleme?
Der Kanton Baselland ist an der Messe Schweiz AG beteiligt. Regierungsräte des Kantons sitzen im Verwaltungsrat dieser börsenkotierten Gesellschaft und sind damit gemäss Aktien- und Obligationenrecht für die Strategie und ordentliche Geschäftsbesorgung dieses Unternehmens mitverantwortlich und allenfalls auch haftbar.
Der Kanton Baselland dokumentiert seine Unterstützung für dieses für die Region volkswirtschaftlich wertvollen Unternehmens auch regelmässig mit namhaften Investitionsbeiträgen an Grossinvestitionen der Muba, wie zuletzt beim grossen Neubau der MUBA am Messeplatz in Basel.
Der quasi-öffentliche Charakter der Messe Schweiz und die starke Bedeutung dieses international tätigen Messeveranstallters für die Ausstrahlung der Region bedingen auch eine spezielle Verantwortung für den Umgang dieses Unternehmens mit Geld, welches letztendlich öffentliches Geld ist.
Berichte über möglicherweise einer guten Unternehmensführung wiedersprechenden Praktiken bei der Auftragsvergabe der Messe Schweiz sind daher auch von öffentlichem Interesse für die Aktionäre der öffentlichen Hand und damit auch für den Kanton Baselland.
In diesem Zusammenhang bitte ich die Regierung um die Beantwortung der folgenden Fragen:
- Welche Ausgaben wurden in den Jahren 2014 – 2016 von der Messeleiterin der BaselWorld an einen Verwandten vergeben? Welcher Anteil davon wurde freihändig vergeben?
- Existiert in der Messe Schweiz eine Kompetenzordnung bezüglich Ausgaben und Vertragsabschlüssen? Wie sieht diese aus? Welche Ausgaben- resp. Vertragskompetenz hat der CEO, die Geschäftsleitung, der Verwaltungsrat?
- Wurden bei den unter 1. angesprochenen Auftragsvergaben die internen Vorschriften und die einschlägigen gesetzlichen Vorgaben (z.B. Beschaffungsgesetze, GATT-Vorschriften) eingehalten?
- Hat die Muba eine langfristige, explizit formulierte und vom Verwaltungsrat diskutierte und abgesegnete Strategie um auf das sich stark ändernde Umfeld für Messeveranstalter zu reagieren?
Wenn ja:a. Wie sehen die Eckpunkte dieser Strategie aus?
b. Wann wurde diese entwickelt? Durch wen?
c. Wann hat der Verwaltungsrat diese Strategie diskutiert und wieviel Zeit hat er in diese Strategiediskussion investiert?- Wie gedenkt die MUBA auf den ökonomisch sehr anspruchsvollen Wandel im Segment ihrer bisherigen Cash Cow «BaselWorld» zu reagieren?
- Zusammensetzung des Verwaltungsrats der Messe Schweiz:
a. Wieviel Veranstalter-Know how ist im Verwaltungsrat vorhanden? Betrachtet die Regierung dieses bzw. anderes als notwendig erachtetes Know how als ausreichend repräsentiert im Verwaltungsrat?
b. Wie sinnvoll erachtet die Regierung ihre längerfristige direkte Vertretung im Verwaltungsrat der Messe Schweiz? Haben ihre Vertreter die notwendige Zeit um ihre gemäss Aktienrecht definierte Verantwortung in einem börsenkotierten, international tätigen Unternehmen wahrzunehmen?
c. Sieht die Regierung potenzielle Haftungsprobleme für ihre Vertreter?
d. Existiert für die Verwaltungsräte der Messe CH eine Organ-Haftpflichtversicherung? Welche Deckung hat diese?