Nehmen wir das Positive vorneweg, dann haben wir das hinter uns: FDP-Parteipräsident Paul Hofer hat zur Überraschung aller nur wenige Wochen gebraucht, um die Administration und die Strukturen der Partei völlig neu aufzubauen.
Das ist eine grossartige Leistung, wenn man bedenkt, dass seine Vorgängerin ihm statt eines funktionstüchtigen Parteisekretariats lediglich einen Memory Stick hinterlassen hat.
Als letzte Handlung drückte die scheidende Präsidentin den Stick Hofer mit der Bemerkung in die Hand: «Da ist alles drauf.» Deshalb wollte nach ätzend langen Wochen der Suche niemand ausser Hofer auf den Präsidentenstuhl.
Damit hat sich die Partei ein ziemliches Problem aufgehalst, das sich wohl erst nach den nächsten Wahlen 2019 erledigen wird, dann, wenn Paul Hofer von seinem Amt zurücktritt.
Die Partei hat ein politisches Problem, weil ihr neuer Präsident keine Ahnung von Politik hat. Die FDP hat in ihrer Personalnot einen Präsidenten gewählt, der meint, er könne an der Spitze einer Partei schalten und walten wie der CEO eines Unternehmens.
Mehr noch: Hofer verachtet all jene, die sich auf die politische Ochsentour begeben. Das hat der 71-jährige Oberwiler kürzlich in der bz mit seinem Anforderungsprofil für den Nachfolger von Regierungsrätin Sabine Pegoraro ziemlich deutlich kundgetan: «Bereits vorhandene politische Erfahrung kann von Vorteil sein – manchmal ist es jedoch gar nicht schlecht, wenn jemand ‹von aussen› kommt, ohne Interessenbindungen agieren und frisches Blut hereinbringen kann.»
Hofer meinte damit eine Welle der Begeisterung für seinen aus dem Hut gezauberten Kandidaten Recher loszutreten, der, welch Zufall, exakt Hofers Wünschen entsprechen soll.
Gleichzeitig machte er «in den Wandelhallen» des Landrats Stimmung gegen den Kandidaten der SVP.
Das Ende dieser Luftnummer: Hofer lässt Recher fallen und unterzeichnet ein Papier, mit dem die FDP auf den zweiten Regierungssitz verzichtet.
Ohne Gegenleistung.
Damit ist der unberechenbare Alleingänger schon ein Jahr vor den nächsten Wahlen der Wegbereiter für gleich zwei bürgerliche Niederlagen. Seit Wochen wissen alle, die etwas mit Politik am Hut haben, dass die FDP ihren zweiten Regierungssitz nicht wird halten können. Und dass die SVP den nur gewinnen kann, wenn die Bürgerlichen entschlossen und geeint auftreten.
Eine Einsicht, die sich bestens für einen Deal eignet: Die FDP verzichtet auf den zweiten Regierungssitz, dafür stellt sie den bürgerlichen Kandidaten für den Ständerat.
Hofer als guter Makler hätte es in der Hand, auch die CVP ins Boot zu holen.
Doch seien wir nachsichtig.
Die Kernkompetenz von Paul Hofer liegt halt irgendwo anders, bei der Bildung nämlich.
Dank seinem Bruder Johann, einem pensionierten Basler Lehrer.
Das Duo hat sich zum Ziel gesetzt, den Bildungsrat abzuschaffen. Der Kampf der Brüder weist fast schon wahnhafte Züge auf. Der Parteipräsident der Baselbieter FDP, die Abstimmungsniederlage ahnend, kündigt schon jetzt an, dass er den Volksentscheid nur akzeptieren wird, «wenn er deutlich ausfällt».
Ansonsten will er den Kampf gegen den Bildungsrat fortführen, bis dieser abgeschafft ist.
Dass der Parteipräsident der Baselbieter FDP einen Volksentscheid nicht akzeptieren will, wenn der nicht so rauskommt, wie er es gerne hätte, überrascht nur noch wenige.
Alle anderen haben ihre Meinung längst gemacht: Sie nehmen den Mann nicht mehr ernst.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 30. Mai 2018