Die Schweiz irritiert. Besonders in Deutschland. Der Gipfel der Irritation wird dort erreicht, wenn hier gewählt wird. Denn auch nach der Wahl ist die Schweiz, im Unterschied zu anderen Ländern, ziemlich gleich wie vor den Wahlen.
Deshalb greifen intellektuelle Blätter gerne auf Schweizer Schriftsteller zurück. So etwa die ZEIT auf Herrn Dean. Deutsche Redakteure wissen, Schweizer Schriftsteller sind, wenn sie über die Schweiz schreiben, ein verlässlicher Wert.
Sie liefern, was das Publikum von der Schweiz erwartet: eine Tafel Schokolade.
Ach das Leiden der Schweizer Schriftsteller. Seit Herr Frisch immer dieselbe Leier. Bei Herrn Dean tönt dann so:
Das Bild der Schweiz wird auf eine landwirtschaftliche Folklorezone reduziert, aus der Sägemehldüfte steigen, Jodel erklingt und die Heidimär von der Gesundung der Seele in der Bergluft nacherzählt wird. Hier entwirft sich ein Land zurück in die Vergangenheit. Ins Uralte, in den trüben Bodensatz einer Gotthelfschweiz, wie sie Mitte des letzten Jahrhunderts als Folge der Einigelung entstand.
Fehlt eigentlich nur noch Anker.
Die Folkloreschweiz, die Gotthelfschweiz, die mit großer Energie soziale Konflikte ausblendet, birgt in sich auch kein Angebot an Zugewanderte oder Einheimische mit weltläufigen Wurzeln. Seit meiner Kindheit und Jugend im Aargau, als Sohn eines Arztes aus der Karibik und einer Schweizerin, habe ich einheimische Riten wie Schwingen, Jodelfeste oder Volksmusikanlässe nie als Einladungen erlebt. Im Gegenteil verdichtete sich die xenophobe Energie, je urchiger, bodenständiger und patriotischer die Szenerie wurde. Aus diesem Grund habe ich die Folklore immer gemieden; sie funktioniert vorab als Selbstbestätigungsritual für Einheimische.
Das tönt doch irgendwie und hält doch nicht stand. „Trivialität“, warf ihm vor ein paar Jahren der Rezensent der Süddeutschen vor, „in ihrer Masse ärgerlich wie Unkraut“.
T.G. meint
Das Schöne an unserem Land sind seine offenen Grenzen. Jeder kann jederzeit gehen….