Die NZZ hat letzte Woche Erstaunliches über Basel berichtet. Nach einem in Basel politisch völlig ereignislosen und einem wettermässig durchaus Okay-Sommer durfte man von der Neukorrespondentin erfahren: Die «heisse Phase» des Wahlkampfs habe begonnen! Hä?
Zur Erinnerung: In gut zwei Monaten werden in Basel-Stadt Regierung und Parlament neu gewählt, und weil über 95 Prozent brieflich wählen, fällt die Entscheidung schon ein Monat früher, dann nämlich, wenn die Wahlcouverts zugestellt werden.
Es bleibt das Geheimnis der jungen Journalistin, was jetzt «heiss» sein soll – das Posieren der vier bürgerlichen Kandidaten in Badehosen am Rhein oder die schnoddrige Abwesenheit der siegessicheren Linken? Einzig Hampe hat diesen Sommer die Festung gehalten und sich als liberal geoutet.
Was Plastikstühle im Basler Strassenbild anbelangt.
Immerhin!
Mehr als Hundeparks von links und Museumsinseln von rechts hat die kleine Basler Politwelt bislang an Ideen nichts geliefert.
(Dass Sanitäts- retter Nägelin gleich die gesamte Basler Verwaltung umbauen will, wird – genauso wie er selbst – nicht mal als Fussnote in die Geschichte eingehen.)
Eines hat der Besuch von CVP-Chef Pfister aus Zug und die Rücktrittsforderung von alt Bundesrat CB aus Herrliberg an den – gemäss seiner Einschätzung – unfähigen Basler SVP-Präsidenten Frehner deutlich gemacht: Es herrscht in Basel ein erheblicher Bedarf an politischer Entwicklungshilfe von aussen.
Die lokalen Medien machen leider auch lieber auf Unlust: Zwar hat der Chefredaktor der BaZ sein Wahlziel verkündet, auf die faktengestützten Reportagen, weshalb auch Basel-Stadt zwingend eine bürgerliche Mehrheit in der Regierung und im Grossen Rat braucht, darauf wartet das interessierte Publikum auch Wochen nach der Ansage noch immer gespannt.
Derweil biedert sich die Basellandschaftliche Zeitung bei den Bisherigen an und konstruiert aus der fleissigen Mitarbeit der Basler in nationalen Gremien viel Einfluss. Leider stimmt das Gegenteil, weder die offizielle Basler Lobbyistin in Bundesbern noch Konferenzfunktionen von Regierungsräten bringen die für Basel und die Region wichtigen Resultate – siehe Drittstaatenkontingente für die Pharmaindustrie.
Die am eigenen Anspruch gescheiterte TagesWoche wiederum macht gegenüber den alt-linken Sesselklebern auf Lobhudelei und übt knallhart Kritik an der bürgerlichen Polit-Boygroup: Mit ihrem Sprung vom Fähristeg in den Bach hätten die Jungs gegen geltendes Recht verstossen.
Es stellt sich also die Frage, weshalb wir – einfach als Beispiel herausgegriffen – die weit überschätzte Dr. phil. hist. Eva nochmals vier Jahre im Amt ertragen sollen – nur damit sie das Ständeratsmandat ihrer Erzrivalin Anita plangemäss beerben kann?
Nur so zur Erinnerung: Das strukturelle Defizit von 200 Millionen hat nicht sie abgebaut, sondern ihr Vorgänger LDP-Mann Ueli Vischer.
Die aktuelle Lage: Die verbleibende Zeit bis zum ersten Wahlgang ist viel zu kurz für einen ernsthaften Schlagabtausch um die bessere Politik. Spannung verspricht deshalb allenfalls der zweite Wahlgang. Sollten nicht alle Linken auf Anhieb gewählt werden, steht uns ab dem 23. Oktober gar eine kurze, aber heisse Richtungsdebatte bevor.
Das jüngste Gerücht: Das Personal des Justiz- und Sicherheitsdepartements will Baschi geschlossen ins Regierungspräsidentenamt wählen.
Es kennt seine Fähigkeiten.
Paule meint
Genau so ist es: auf dem linken Auge blind…
Heiner Schäublin meint
Wen wählt eigentlich der Nägelin?
Meury Christoph meint
«Das Personal des Justiz- und Sicherheitsdepartements will Baschi geschlossen ins Regierungspräsidentenamt wählen». Das scheint die ultimative Formel der Angestellten zu sein, um ihren Chef loszuwerden.
Allerdings ist auch mir immer noch nicht klar, warum Baschi Dürr das Präsidialdepartement übernehmen sollte und was ihn dafür qualifiziert als Regierungspräsident anzutreten. Er hat sich bis dato auch nie dazu geäussert, wie er sich seine zukünftige Arbeit und die entsprechende Ausrichtung des Amtes vorstellt. Da Baschi Dürr zudem, als Teil des Vierertickets, auch den SVPler Lorenz Nägelin mitportiert, ist kaum nachvollziehbar, wie er sich von der Abschottungspolitik der SVP abgrenzt und wie er die Umsetzung der MEI und entsprechender Kontingentierungen für die Wirtschaftsregion Basel im Verbund mit der SVP geregelt bekommen will. Das Zusammengehen mit der SVP ist ein No-Go.
Städter meint
Find ich eigentlich auch, das No-Go, SVP in der Regierung, zumindest mit den bisherig portierten Kandidaten. Aber interessant dennoch, dass dann von linker Seite einer Musiklehrerin und einer Vertreterin einer Aussenlinks Gruppe dies zugetraut wird. Wird quasi übergangen, die Frage, weil halt auch schampar unangenehm. Fremdschäm.