Herr Aeschi, ein SVP-Nationalrat und dort in Führungsfunktion, ist etwas ratslos:
Was ich nicht verstehe: Weshalb kommt die Too-big-to-fail-Gesetzgebung nicht zur Anwendung? Abspaltung des soliden Schweizer Geschäfts und Überführung der internationalen Aktivitäten der Credit Suisse in ein Special Purpose Vehicle?
Fragt er auf Twitter.
Nun, die Sache ist die, dass die Schweiz entgegen einer weitverbreiteten Annahme keine Insel ist, sondern wirtschaftlich (und politisch) aufs Engste mit dem Rest der Welt verbunden ist.
Deshalb gilt: „Have your cake and eat it“ ist kein Konzept, sondern bloss Herr Aeschis feuchter Traum.
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Frau Keller-Sutter, der Bundesrat, haben unter den gegebenen Umständen das Bestmögliche getan.
Ich fand den Auftritt am Sonntag insofern beeindruckend, als Keller-Sutter nicht zu den Journalisten im Saal und den lokalen Zuschauern am Bildschirm gesprochen hat, sondern zu Finanzministern, Notenbanken, zur globalen Finanzindustrie.
Insbesondere zu US-Finanzministerin Yellen und zu UK-Kollege Hunt.
Dass man da etwas nervös ist, kann man verstehen. Schliesslich stand am Sonntagabend das globale Finanzsystem auf dem Prüfstand.
So gesehen war das kein Anlass zum Fremdschämen. (Man ersetze in Gedanken Ms Keller-Suter durch Mr Only-Roeschti.)
Der Auftritt war ein Befreiungsschlag, weil die Schweiz mit den beschlossenen Massnahmen den Ball ins Feld der anderen zurück geschlagen hat.
No Blame-Game: Jetzt stehen die USA (Stichwort: First Republic), die EU, die Briten in der Verantwortung.
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Die CS-Krise zeigt die Schwächen des schweizerischen politischen Systems einmal mehr in aller Deutlichkeit: Wir haben (gewollt) eine schwache Regierung, die in Krisen – anders als die Regierungen anderer Demokratien – nur per Notrecht überhaupt handlungsfähig ist.
Die Alltag ist dieses folkloristische Hin und Her an dessen Ende immer dasselbe Ergebnis herauskommt: Die Unfähigkeit einen Entscheid zu fällen.
Siehe Verhältnis zur EU, siehe die Diskussion um die Rentenreform, siehe Munitionsdebatte, um nur drei aktuelle Beispiele zu nennen.
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Und jetzt noch die Boni-Diskussion.
Die Politik braucht halt ihren Aufreger für die Sondersession, weil sie ansonsten in dieser Causa nichts zu sagen hat.
Rauskommen wird wohl nichts.
Denn auch die UBS hat alles Interesse daran, dass insbesondere die Boni-Empfänger in den USA, in London, in Asien an Bord bleiben.
Ganz abgesehen davon, dass ein Stopp dieser vertraglich vereinbarten Zahlungen – es zählt das vergangene Jahr und nicht die aktuelle Situation – juristisch schwierig, teilweise unmöglich ist (Stichwort: Änderungskündigung).
Herr Glättli, die Grünen können ja klagen, um herauszufinden, ob es sich bei der millionenschweren Rückversicherung der Schweiz an die UBS um Staatshilfen handelt und die Boni deshalb gestoppt werden können.
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Nur so ein Gedanke: geht das Investment Banking der CS an BlackRock?