Von Hans Rudolf Rohr
Wie an der Gemeindeversammlung erläutert, bezog sich der «ausgereizte Rahmen» auf die durch den Kanton vorgegebenen maximalen Richtwerte. Die anlässlich der Gemeindeversammlung gewährten Abänderungen dürften zum grössten Teil dann wieder durch den Kanton rückgängig gemacht werden. Das sollte allen bekannt sein, es war eher eine Goodwill-Aktion als ein tatsächliches Gewähren von zusätzlichen Privilegien. Entsprechend auch die lockere Stimmung in dieser Phase der Gemeindeversammlung.
Wo soll hier Willkür sein? Hat der Gemeinderat willkürlich gehandelt? Nein – denn dieser hat weder die Änderungen vorgeschlagen noch beschlossen. Oder hat die Gemeindeversammlung willkürlich gehandelt? Das kann sich nicht, da dies ein demokratischer Prozess war. Oder waren es die Antragssteller der Fruschd? Wohl eher nicht – denn dann müssten sie sich ja selber anzeigen. Vielleicht ist auch das Reglement willkürlich? Kann es auch nicht sein, denn dieses beinhaltet allgemeingültige abstrakte Regelungen.
Willkür bedarf in der Regel eines willkürlichen Handelns – und das liegt hier nicht vor. Nur weil der eine oder andere mit dem Resultat nicht zufrieden ist, ist es nicht willkürlich. Dass die ursprüngliche Klassifizierung der Liegenschaften nicht über alle Zweifel erhaben ist, mag sein – der Ruf nach Willkür käme hier aber nach Jahren definitiv zu spät. Der Ruf nach Willkür zur Beeinflussung von Wahlen ist nicht wirklich subtil.
Die einzigen, die hier mächtig verärgert sein könnten, sind die anderen Hausbesitzer im Ortskern. Dies aber nicht, weil hier irgendwelche «Willkür» stattfand, sondern weil deren Vertreter, die Fruschd, ihnen aus reinem Eigeninteresse das Messer in den Rücken gestossen haben und in der Not nur noch ihre eigenen Liegenschaften zu retten wussten. Ein Verrat an den Prinzipien und den Idealen durch die eigenen Leute.
Meine Vermutung ist, dass sich Fruschd mit der gewählten Strategie selber den Sieg verwehrt hat. Wieso?
1. Mit den Anträgen der Liegenschaftsbesitzer aus der vordersten Fruschd-Front hat man direkt das Zeichen gesetzt, dass man wohl selber nicht mehr an die Sache glaubt und in der Not noch versucht hat, zumindest die eigenen Pfründe zu retten.
2. Hat man wie auf einem türkischen Bazar darum gefeilscht und ist dafür Kompromisse eingegangen, hat mit viel «Bitti-Bätti» und «es wäre nett» die Hosen runtergelassen.
Diese Anträge wurden durchgewunken unter dem Aspekt, dass das die letzten Zugeständnisse sind, dann das Kapitel abgeschlossen wird. Für das Publikum ein klares Zeichen, dass hier nicht mehr viel Gegenwehr seitens Fruschd zu erwarten ist.
Die Stimmung an der Generalversammlung ist darum zunehmend gekippt – Johannes Mangold wurde am Ende sogar weggeklatscht – unter dem Motto: du hast nun bekommen was du wolltest, nun ist es genug. Auch die geheime Abstimmung hat dazu beigetragen, dass der eine oder andere Einwohner wohl noch seine Meinung nach diesem Desaster geändert hat.
Es sei hier einzig Fabian Emmenegger zu erwähnen, der sich weder auf Verhandlungen eingelassen, noch hier sich dem Publikum angebiedert hat – der Einzige der Fruschd-Liga, der seinen Prinzipien bis zum Schluss treu geblieben ist. Das hat Respekt verdient, denn offensichtlich war er der Einzige, der auch für die Sache und nicht nur für die eigene Liegenschaft gekämpft hat.
Auch wenn er dafür von der Gemeindeversammlung gnadenlos abgestraft wurde. Selbst von der Liga der Ablehner.
Der Weg des Referendums steht zwar noch offen – die Luft dürfte aber draussen sein. Wenn zwei Wochen reichen, damit das Pro-Lager mit ein wenig Muskeln spielen lassen die Ausgangslage ändern kann, dann dürfte der Kampf Furschd vs. alle drei grossen Ortsparteien nicht erfolgreich sein.
Das Thema ist nun erledigt – es ist Zeit, hier wieder Ruhe ins Dorf zu bringen. Nach Jahren der Diskussion brauchen wir diese teilweise niveaulosen Auseinandersetzungen nicht mehr.
Und noch dies: selbst mit einem neuen Gemeinderat wird die Ortskernplanung nicht «frisch angepackt» – selbst nicht mit «Frischluft». Dafür wäre wohl zwingend ein Nichteintreten notwendig gewesen. Alle anderen Voten führen einzig zu Anpassungen.
Und die von Ihnen so sehr gewünschte Schwächung gewisser Ortsparteien dürfte nach dem Sieg dann doch nicht ganz die gewünschte Richtung nehmen.
Alioth meint
Lieber Hans Rudolf Rohr
Was für ein grossartiger Denker Sie sind.
Ich finde weder Ihre Adresse noch sonst ein Hinweis über Ihr Erdendasein.
Ich kenne Ihre Ausbildung nicht: Hilfsarbeiter oder Professor am Institut für Gender-Wissenschaften.
Sie haben überhaupt nichts begriffen. Der Fall liegt in der Tat etwas komplizierter und Manfred Messmer hat 100% recht in seinen Beurteilungen, und zwar seit mindestens drei Monaten !!!
Hans Rudolf Rohr meint
Sehr geehrter Herr Alioth
Dass Ihre Google-Suche nicht erfolgreich war, mag vor allem daran liegen, dass unsereins primär Spuren auf Papier und nicht digital hinterlassen hat. Aber meine Wohnadresse hat auf meine Gedanken sowenig Einfluss wie meine Schuhgrösse.
Der Blog würde Ihnen eine Plattform bieten, die eigenen Gedanken und Interpretationen darzustellen. Sich hinter den Gedankengängen von Herrn Messmer zu verstecken, scheint mir doch zu einfach.
Und in Kürze nur dies: Ich empfinde das Grundkonstrukt und die Grundstrategie von Fruschd als absolut genial – ein Meisterwerk. Eine handvoll Personen haben es geschafft, eine Bewegung aufzubauen, die im Grunde nur deren Eigeninteressen verteigt. Wäre die Gemeindeversammlung zwei Wochen früher gewesen, hätte man die Strategie nicht anlässlich der Gemeindeversammlung geändert, dann wäre man wohl siegreich gewesen, womöglich mit politischen Konsequenzen.
paul menz meint
Jeder Mensch sagt die Wahrheit – seine.
Village People meint
Durchaus intelligente Einschätzung und Bewertung! Und wirr zugleich!
Werner Hiltl meint
Verstehe ich das richtig? Just for fun hat der bürgerliche Gemeinderat Positionen abgenickt, die eh für die Füchse sind? Wenn das nicht Vertrauen schafft! Und dann noch der blasierte Ton dieses FDP-Mannes. Wie in den schlimmen Arlesheimer Hofmeierzeiten. Ob jemand die Anspielung auf Hofmeier versteht? Tolles Foto, übrigens, vom Setzwerk. Was für eine überragende Ästhetik.
Hans Rudolf Rohr meint
Nein -die Gemeindeversammlung hat es abgenickt. Der Gemeinderat war hier nur Zuschauer ohne aktive Rolle. Darum geht ihr Vorwurf, insbesondere auch mit der Reduzierung auf die bürgerlichen Mitglieder, gleich mehrfach ins Leere. Darum war der politische Prozess hierzu umso interessanter, oder nicht?
Th. Roth meint
Setzwerk: innen Mondholz, aussen vermutlich Elektrosmogschirm in Blech. Entsprechend Demeter-zertifiziert? Coelho demnächst Stargast der FDP, gesponsert von einem Vermögensverwalter? Oder Verschwörungs-Ganser, dem Arlesheimer Politikgranden auch schon beiwohnten. Gibt es eigentlich eine formelle Policy, die uns vor solchem Unfug bewahrt? Oder kann jeder den Bunker mieten? Goldwurst, Goldbunker. Hauptsache edel.