Übers Wochenende, das ich mit Temperatur und Husten lesend im Bett verbrachte, bin ich auf einen Bericht über die 12 weltweit bemerkenswertesten privaten Kunstmuseen gestossen.
Als Nr. 3 ist die Fondation Beyeler in Riehen aufgeführt.
Da habe ich gedacht, schön.
Dass es die Fondation Beyeler überhaupt gibt, dazu habe ich einen guten Teil mit beigetragen.
Denn es war ja keineswegs so, dass Basel oder gar Riehen gejubelt haben, als Hildy und Ernst Beyeler mit ihren Plänen für ein Museum für ihre Sammlung an die Öffentlichkeit gegangen sind.
Kunst war bis dahin Sache des Staates und wenn schon vermachte man in Basel seine Privatsammlung dem Kunstmuseum. Wenn es denn sein muss, sponsert man einen Anbau. Aber gleich ein eigenes Museum – wie unbaslerisch.
Maria Iselin, heute Gemeinderätin in Riehen, und ich haben daraufhin einen Vereinigung „Freunde des Museum Beyeler“ gegründet. Mit eigenem Briefpapier (von Weber, Hodel, Schmid). In wenigen Wochen hatten wir über 600 Persönlichkeiten dafür gewinnen, unsere Sache zu unterstützen.
Da war nun alles dabei, was Rang und Namen hatte und vor allem jene, die man nicht bei jeder Hundsverlochete des Gewerbeverbandes oder der Handelskammer sah. Das machte an den zuständigen Stellen ziemlich Eindruck.
Ernst Beyeler hat erst von der Aktion erfahren, als die Namen beisammen waren. Ihm war das eher peinlich, aber gefreut hat es ihn schon, als er die Liste sah.
Dieser Grundstock an Sympathisanten war zum einem wichtig, um gegenüber dem Kanton zu zeigen, dass das Museum Beyeler auf grosses Interesse stösst. Und zum anderen brauchten wir die Sympathisanten, als es darum ging, die Abstimmung in Riehen zu gewinnen.
Die Ausgangslage war alles andere als einfach gewesen. Über 2000 Unterschriften hatten die Gegner gesammelt, weil sie die Gärtnerarbeiten im umgestalteten Park nicht mit Steuergeldern bezahlt sehen wollten und überhaupt. Über 2000 Unterschriften in nur drei Wochen gesammelt, das war nicht nichts.
Das Problem bei einer solchen Ausgangslage ist, dass man mit Inseraten und Plakaten eine solche Abstimmung nicht gewinnen kann. Man muss die Befürworter auf die Strasse, ins Gespräch mit den Unentschlossenen bringen. Und man muss möglichst schnell zeigen, dass man Boden gutmacht.
Zudem hatten es wir mit einer unheiligen Allianz zu tun: diejenigen, die mit Kunst nicht viel am Hut hatten und jene, die in den eigenen vier Wänden selbst über ein paar gute Stücke hängen haben, hatten sich getroffen. Die Kosten für die Gemeinde, der Verkehr, die vielen Besucher von auswärts, das Dorfbild und so weiter und so fort.
Die Kampagne, die ich mir ausgedacht hatte, war grafisch wenig originell. Sie bestand lediglich aus dem Schriftzug „Ich sage ja“. Als ich die Idee dem Komitee vorstellte, war man sehr skeptisch. Da wisse man überhaupt nicht, um was es geht.
Eben, sagte ich.
Das muss man erklären, da muss man drüber reden. Ihr müsst auf die Strasse, wir müssen ein Schneeballsystem aufbauen. Dieses bestand darin, dass jeder zehn Unterschriften sammeln musste und von denen auch jeder zehn und so weiter und so fort.
Und die veröffentlichten wir dann Woche für Woche in der Riehener Zeitung. Zuletzt waren es vier Zeitungsseiten. Wir hatten weitaus mehr Unterschriften beisammen als die Gegner mit ihrem Referendum.
Während der Zeit telefoniert ich fast täglich mit Hildy Beyeler. Ihr Einfluss wurde ja oft unterschätzt, aber sie war zwei, dreimal dabei, den Bettel hinzuschmeissen. Etwa dann, wenn sie mir erzählte, wie sie an der Kasse im Coop von einer Frau in der Schlange angepöbelt worden war. Weil „die Beyelers“ den Rasen rund um ihr Haus mal wieder nicht gemäht hatten (echt, kein Witz).
Die Beyelers hatten zu der Zeit Angebote aus der ganzen Welt vorliegen, am konkretesten waren die beiden Angebote aus Madrid und Luxemburg. Nicht auszudenken, hätten die Riehener nein gesagt.
Doch wie man inzwischen weiss, haben wir diese Abstimmung gewonnen.
Wir hatten dann Privileg, in den nächsten Jahren verschiedene Projekte für die Fondation zu begleiten. Zuletzt die Pressearbeit für die Aktion „Wrapped Trees“ von Christo und Jeanne Claude.
Die hektischsten Stunden waren die, als wir zu viert über den Abbruch der Aktion und die offizielle Stellungnahme diskutierten.
Aber das ist eine andere Geschichte.
PS: Als ziemlich eigenartig empfinde ich den Umstand, dass auf der Website der Fondation Beyeler Ernst und Hildy Beyeler mit keinem Wort erwähnt, geschweige denn gewürdigt werden. Wie kann das sein? Siehe Kommentar. Man muss sich in der Tat durchklicken. Die Geschichte gehört jedoch auf die Homepage (Front).
Wahrsager meint
Aah jetzt ist klar wer das war und einen Panoramafotografen damals instruiert hat ja keine Fotos über die Wrapped Trees kommerziell zu veröffentlichen. Ich stand daneben-ohne Kamera. Aber jetzt kann ich ja die Katze aus dem Sack lassen: Die 2D-rsp 3D-Panorama-Aufnahmen die ich die anderen Tage machte werden eines Tages veröffentlicht-garantiert. Ob Christos Handwerk darin ersichtlich sein wird oder nicht können dann Kunstsachverständige herausfinden. Wie kreativ-die Kunstwelt nur sein kann. Gestern der Ruff bei 3Sat: Der braucht gar keine eigene Kamera mehr, verwurstet hochauflösende Mars-Bilder, welche die Kommentatoren dann als einzigartige Leistung in den Himmel loben können, denn wer bereits oben ist dem wird Alles abgenommen/abgekauft.
merlinx meint
Man muss sich ein bisschen durch klicken zu http://www.fondationbeyeler.ch/Museum/Geschichte.
Am den Wochenenden treten sich die Besucher auf die Füsse, sehr enge Raumverhältnisse, Weite nur im prächtigen Ausblick auf den Tüllinger Hügel.
Heute würde man wohl grosszügiger bauen.