In Arlesheim, wie in anderen Baselbieter Gemeinden auch, wird der Gemeinderat neu gewählt.
Die FDP dominiert mit drei Vertretern und einer Parteilosen das Gremium.
Was noch vor den letzten Wahlen ganz okay war, ist inzwischen zu einem Problem geworden; die Partei ist auf einem Tiefpunkt angelangt.
Die Probleme sind einige.
Da ist zum Beispiel Markus Eigenmann zu nennen, der Gemeindepräsident. Der sitzt seit 2012 im Gemeinderat und amtet seit 2016 als Gemeindepräsident.
Ein intelligenter, erfolgreicher Unternehmer, als Teilzeitpolitiker hingegen ein spröder Technokrat.
Das Fazit seiner acht Jahre als Gemeindepräsidium: Eigenmann und seine FDP haben das Gespür fürs Machbare verloren. Gewichtige Geschäfte werden von der Gemeindeversammlung regelmässig zurückgewiesen und müssen überarbeitet werden.
Die Geschichte des Teilzonenplans, der demnächst erneut vor die Gemeindeversammlung kommt, ist ein Paradebeispiel. Und auch dem Gemeinderat wohlgesinnte Bürger fragen sich, wie der sich derart stur verrennen konnte.
Bei Licht besehen, muss man feststellen, dass der FDP-dominierte Gemeinderat sich Schachmatt gesetzt hat.
Das eine Problem liegt darin, dass Eigenmann eigentlich zurücktreten müsste. Zwölf Jahr im Gemeinderat, davon acht als Gemeindepräsident, sind einfach genug.
Denn die Geschichte der Arleser Gemeindepräsidenten zeigt, dass bislang alle zulange auf ihrem Sessel hocken blieben und das Gespür für die Entwicklungen in der Lokalpolitik verloren.
Mangels Einsicht wurden die letzten zwei recht unsanft von ihrem Posten vertrieben. Und dem Vorgänger von Eigenmann, Kalle Zeller, verhalf der Kanton mit einer Gesetzesänderung im Schulwesen zu einem gesichtswahrenden Abgang.
Das zweite Problem liegt bei der FDP.
Deren Parteipräsident ist nach zwei unglücklichen Nationalratswahlen und einer schiefgelaufenen Ständeratskandidatur am Ende seiner politischen Laufbahn angelangt: Balz Stückelberger kann bei den nächsten Landratswahlen wegen der Amtszeitbeschränkung nicht mehr antreten.
2027 wird er ohne politisches Amt dastehen.
Sein Dilemma: Tritt er vor Ablauf der Amtsperiode zurück, wird Johannes Felchlin nachrücken. Eine umtriebige politische Nullnummer, der in der Partei wenig Rückhalt geniesst.
2023 holte Felchlin nicht mal die Hälfte der Stimmen des Arlesheimer FDP-Zugpferds Stückelberger.
Sollte Stückelberger nicht frühzeitig zurücktreten und Felchlin das Etikett „bisher“ überlassen, ist fraglich, ob die Arlesheimer FDP 2027 weiterhin im Landrat vertreten bleibt.
Weil wie gesagt, Eigenmann sich nicht an seinem Parteikollegen Pascal Leumann (sehr guter Mann) ein Beispiel genommen hat und nicht wie dieser zurückgetreten ist, bleibt Stückelberger den Ausweg ins Gemeindepräsidium verwehrt.
Dabei möchte er dieses Amt ja schon lange, weil es auf ihn zugeschnitten ist. Die Dorfpolitik ist sein Ding, was er mit seinem jahrelangen Engagement für Kultur und Sport unterstreicht.
Anders als Eigenmann, dessen Wiederwahl derzeit alles andere als sicher ist, würde Stückelberger mit einem Glanzresultat gewählt.
Und alle wären glücklich und zufrieden.
Mit den Neuen Hartmut Vetter (Frischluft/Grüne), ein erfolgreicher Unternehmer und Profikommunikator, Peter Vetter, (SP), dem ehemaligen Chef der Landeskanzlei und Lea Mani (SP) ist die Opposition ziemlich stark aufgestellt.
Das Resultat für die FDP könnte so aussehen: Eigenmann wird mit einem schlechten Resultat als Gemeinderat bestätigt, die bisherige Brigitte Treyer (abgeschlagene Nationalratskandidatin, selbst in Arlesheim) fliegt raus und an ihrer Stelle wird der junge Peter Epple gewählt.
Für die anschliessende Gemeindepräsidentenwahl werden die Karten neu gemischt.
Balbina meint
Eben. Widerstand zwecklos. Wie Wachovsky, Deng et al. schon vor weit über einem Jahrzehnt erkannten, als sie resigniert die Bloggersegel strichen. Dafür träumt Herr Eigenmann von der Landesausstellung in den Weiden. Immer, wenn man denkt, schlimmer wird’s nimmer, folgt der nächste Streich. Aber das passt zum reichlich verzögert via domplatzgenerierten Planungspannen eben fertig gestellten Hirslandentempel für seiberthianisches Provinzkunstgewerbe. Wie heisst doch gleich dieser goldene Blechkitsch für über 10 Mio? Egal, fällt mir grad nicht ein. Meilenstein reiht sich an Meilenstein im Domdorf. Avanti Dilettanti.
P. Keller meint
Herr Messmer, eine brillante, mutige und leider absolut zutreffende Analyse. Der ganze Club war total überfordert die letzten Jahre. Noch zwei Ergänzungen: die „unabhängige“ Frau Strobel, die sich vorzugsweise von Kolleginnen vertreten lässt, kandidiert erneut und dann noch – vorsichtig formuliert – die Volatilität der Verwaltung am Domplatz. Wenn die „Fruschd“ noch mit einer eigenen Truppe gekommen wäre, dann guet Nacht…
Tanja H. meint
Wo lässt sie sich denn vertreten?
Schade stellt sich niemand der Fruschd oder von pro4144 auf, statt immer nur mit dem Finger auf andere zu zeigen…