Es gibt Orte, da kann man hinfahren. Man muss aber nicht. Bonn ist beispielsweise so ein Ort. Wir sind hingefahren, weil uns der Name seit der Kindheit bis tief ins Erwachsenendasein verfolgt hat. Sehenswert ist eigentlich nicht viel.
Ich meine – Geburtshäuser von berühmten Leuten sind nun wirklich nichts Besonderes.
Zumindest verstehe ich jetzt, weshalb das Parlament kurz nach der Wiedervereinigung entschieden hat, die Hauptstadt nach Berlin zu verlegen.
Gut, wenn man schon mal da ist, kann man das Haus der Geschichte besuchen, was wir getan haben.
Die bieten ü-60-Jährigen einen kurzweiligen Rundgang durch die wichtigsten Schlagzeilen ihrer Jugend; man zäppt sich auf dem spiralförmigen Weg nach oben durch die eigene Vergangenheit.
Der bleibende Eindruck: Die Schweiz hat sich vor über hundert Jahren aus der Weltgeschichte ausgeklinkt. Für uns fand das letzte Jahrhundert vor allem in den Medien statt, auf Radio Beromünster und später in den abendlichen Fernsehnachrichten – die Geschichte des 20. Jahrhunderts als virtuelles Ereignis quasi.
Klar schaut so ein Spitzenpolitiker Deutschlad auch auf seine Wählerschaft in Mecklenburg-Vorpommern oder in NRW. So wie ein Schweizer Politiker mit seinen Äusserungen auf die Meinung von, sagen wir, den Thurgauern schielt. Doch die Statements des Deutschen haben immer auch eine internationale Wirkung. Beim Schweizer verhallt alles, was er sagt im, sagen wir, Thurgau.
Deshalb gilt innenpoltisch das Axiom: Ohne EU kein Blocher und keine SVP. Aussenpolitisch funktioniert hingegen der Umkehrschluss nun wirklich nicht.
Wenn man also in NRW die Berichte über den neuesten CD-Kauf liest, dann ist nicht zu übersehen, dass die Schweiz als Land den handelnden Politikern ziemlich schnurz ist. Es geht um die reichen Säcke in Düsseldorf oder Bad Godesberg, die ihre Einkünfte schlaumeierisch am Fiskus vorbeischmuggeln und dabei von vermeintlich pfiffigen Schweizer Bänkern unterstützt und beraten werden.
So gesehen kann man den Staatsvertrag mit Deutschland von mir aus bachab schicken. Sollen sie doch selber schauen, die Bänker, wie sie aus dem Schlammassel wieder rauskommen.
Das war’s also. Für den Moment.
Ulf meint
Nunja, Bonn hat entscheidend die Nachkriegsgeschichte in Deutschland mitbestimmt. Ich glaube, da würde ich gerne mal hinfahren wollen. Allerdings war es mir bis jetzt noch nicht wichtig genug.