Man kann mir, wie kürzlich auf X, Kampagnenbloggerei vorwerfen.
Was mir ziemlich egal ist.
Doch es stellen sich Fragen – nämlich Fragen zum akademischen Lebenslauf von Mustafa Atici.
Weil dieser irritiert.
Mustafa Atici erzählt, wie er mit einem Universitätsabschluss aus Ankara nach Basel kam, um hier Wirtschaft zu studieren. Er blieb, machte einen Master, gründete eine Familie und zog ein Start Up in der Gastrobranche auf.
Sagt Mustafa Atici an der Pressekonferenz der SP, an der er sich als Kandidat fürs Regierungsamt präsentiert.
Ein Master in Wirtschaft, wie der Schnellleser denken könnte?
Seine Parteikollegin Anita Fetz doppelt an der gleichen Veranstaltung nach und
zählt kurz auf, was Mustafa Atici mitbringt: top ausgebildet mit zwei Masterabschlüssen.
Zwei Masterabschlüsse!
Auf Wikipedia wird seine Universitätszeit in Basel so beschrieben:
…1992 bis 1995 an der Universität Basel Wirtschaftswissenschaften und absolvierte ein Masters-Studium am Europainstitut der Universität Basel, das er 1998 abschloss.
Keine Zweifel also: Masters-Studium am Europainstitut der Universität Basel.
1987 – 1991: Studium als Industrieingenieur an der Gazi Universität, Ankara; Abschluss mit Diplomtitel
1992 – 1995: Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Basel (Anmerkung: ein Abschluss ist nicht erwähnt);
1996 – 1998: Master of Advanced European Studies am Europa-Institut der Universität Basel, Abschluss mit dem MAES.
Master of Advanced European Studies des Europainstituts Basel.
Es sind zwei Dinge, die an diesem akademischen CV irritieren.
Zum einen: Gründungsdirektor und Leiter des Europainstitut der Universität Basel war von 1993 bis 2011 Georg Kreis, also just auch zu der Zeit, als Mustafa Atici dort zwei Jahre seinen Master machte.
Atici erwähnt Kreis nirgendwo auch nur mit einem Wort.
Das ist insofern erstaunlich, als Kreis zu der Zeit in der Schweiz als wichtigster Vordenker in Sachen Europa galt.
Wer bei Kreis studiert, gar einen Master gemacht hat, hat einen Top-Abschluss.
Bei der Linken auf ewig.
Das Zweite, das irritiert: Das Bologna-Modell mit Bachelor- und Masterabschluss ist in Europa erst 1999 eingeführt worden; die Schweiz hat die „Bologna-Deklaration“ im Juni 1999 unterzeichnet.
In der Schweiz wurde der Bologna-Prozess im Jahr 2000 von einer Projektgruppe angestossen. 2001 hat die HSG als erste Universität der Schweiz das gesamte Studiensystem auf Bachelor/Master- Anforderungen umgestellt.
Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation:
Nach den Vorgaben der durch die Schweiz 1999 unterzeichneten Bologna-Deklaration starteten 2004 die ersten Bachelorstudiengänge an den Schweizer Hochschulen.
Also sechs Jahre nachdem Atici seinen Master in Basel gemacht hat. (In der Regel dauert es vom Bachelor zum Master weitere zwei Jahre.)
Das Staatsekretariat in seinen Richtlinien:
Die Zulassung zur Masterstufe setzt mindestens ein Bachelordiplom oder einen gleichwertigen Hochschulabschluss voraus.
Die Frage ist also: Was genau versteht Mustafa Atici unter seinem Abschluss „Master of Advanced European Studies“.
Ist Aticis MAES eine Art Diplomlehrgang, den es zu der Zeit gab, dieser „Master“ demnach nicht mit einem Master gemäss den neuen Hochschulregeln vergleichbar ist?
PS: „Master“ ist ein rechtlich geschützter Hochschultitel.(Titelschutz im schweizerischenHochschulbereich)
Daniel Flury meint
Bleibt also noch «der erfolgreiche Unternehmer». Aber was genau versteht Mustafa Atici unter dem erfolgreichen Unternehmer? Wir wissen es nicht, aber eigentlich müssten es die Sozialdemokraten wissen, denn sie haben das Jekami-Polit-Monopoly perfektioniert: Morin, Ackermann, Atici… . Aber Scham, Scham, die spüre ich bei denen nie.
angrymonk meint
Das ist ein Nachdiplomstudium: https://www.managerseminare.de/ta_Artikel/Zweiter-Lehrgang-am-Europainstitut-der-Universitaet-Basel,75946