Das eigentliche Problem für jeden PR- und Marketingstrategen sind die Journalisten.
Weil die umsverworgen nicht kapieren (wollen), in welch angenehmer Gedankenwelt die PR- und Marketingstrategen schweben.
Deshalb versauen Journalisten jedes Marketingkonzept.
Weil sie die blumigen PR- und Marketingfantasien in ihre beschränkte Alltagssprache übersetzen.
Zum Beispiel das neue Filialkonzept der BKB.
Der PR-Mensch der Bank textet über die neue Bankfiliale:
Im Vordergrund stand das Ziel, eine hohe Servicequalität zu gewährleisten, die Erreichbarkeit zu verbessern und den Besuch der BKB-Filiale zu einem angenehmen Erlebnis zu machen. Die Atmosphäre ist deshalb eher wohnlich als geschäftlich. Statt in Schlangen zu stehen, warten die Kunden auf Sitzlandschaften; statt an Schaltern, werden sie an offenen Theken bedient. Dabei kommt neben einem speziellen BKB-Duft auch modernste Technologie zum Einsatz: Info-Screens orientieren in der Empfangszone über Aktualitäten zur Bank oder Stadt Basel, Tablets liegen in der Kunden-Lounge auf, es gibt neu einen E-Banking-Bereich und bei der Beratung werden unterstützend Bildschirme eingesetzt.
Also mir gefällt das mit dem „speziellen BKB-Duft am besten. Nebenbei bemerkt.
Und was machen die Journis von der bz und der BaZ aus dieser wunderbaren Idee? Das da:
Unter dem Zwischentitel „Neues Kundenerlebnis“ schreibt der bz-Journi: „Für die Langeweile beim Warten stehen Tablets für Erwachsene und Kinder zur Verfügung.“ Langeweile?
Unter dem Zwischentitel „Weniger Transparenz“ lässt uns die bz wissen: „Anders als bei anderen Banken, schafft die grosse Fensterfront bereits von aussen eine gewisse Transparenz. So kann man auch das Treiben im Innern von aussen sehen.“ Treiben im Innern?
Die BaZ schreibt: „Die Bankomaten sind ins Innere der Filiale gewandert. Keine Trennwände stehen davor, die Mitarbeitenden wissen über Kunden und ihre Aktionen Bescheid.“ Psst: Big Brother is watching you!
„Neu steht auch eine E-Banking Station in der Filiale, wo Kunden ihre Bankgeschäfte online selbst erledigen können.“ Falls man gerade seinen Computer vergessen hat?
Und dann gibt’s im Gellert noch einen „Floormanager“, sagt der Filialleiter, „So können wir proaktiv auf sie eingehen und der Beratung einen Wert geben“.
Überhaupt, scheint’s bei der BKB mehr um Finanztherapie als ums Geschäft zu gehen: „Über Hypotheken oder Kontoeröffnungen werde nicht mehr am Bürotisch, sondern auf dem Sofa und vor einheitlicher Holzstruktur diskutiert“, berichtet die BaZ. Mit gefällt nicht nur das Sofa sondern auch die „einheitliche Holzstruktur“.
Was soll man also tun als PR- und Marketingstratege?
Man schaltet ein Inserat mit schönem Bild und unverfälschtem Text und lässt sich solche PR-Ausflüge nicht mehr von Zeitungsunternehmen bezahlen. Weil gratis unter dem Strich teuer werden kann.
Ernesto Zweidler meint
Wenn Sie nicht wissen, was Sie bis zum Wahltag schreiben könnten, hier eine Anregung: Es ist mir aufgefallen, das es eine Politikerin gibt mit einem gaaaaanz langen Namen: FRAU DOKTOR BEATRIX VON SURY D ASPEMONT. Sie hat dann noch zwei französische „Ecü“ in ihrem Namen. Und so steht sie auch auf den Wahlplakaten von der CVP (ich gebs zu, die ohnehin meine absolute Unlieblingspartei ist). Dazu ein Bild von ihr im Deux-piece und mit Perlenkettchen. So – und diese Frau sollte man so wählen, gerade Sie als PR-Büezer (ich schreib extra nicht PR-Profi) müssten dies kritisch beleuchten. Der typische CVP Wähler sollte jetzt so angesprochen werden. Der Metallarbeiter kommt nach Hause und sagt abends: Du, ich habe die Frau Dr. Beatrix von Sury d Aspement gesehen, die macht sich stark für mich, für uns, die schreib ich jetzt auf. Oder im katholischen Dorf am Stammtisch heisst es: Also die feine mit dem Perlenkettchen, weisst du die Frau Doktor Beatrix von Sury d Aspement die macht sich STARK für uns….. Oder der einfache, gestresste Unternehmer weiss, dass sich Frau Doktor Beatrix von Sury d Aspement für Ihn in Bern STARK machen werde…. Der hat nicht mal Zeit, so einen langen Namen zu lesen. Das ist eine Lachnummer wie ihr köstlicher Artikel zur BKB Bankfiliale….. Einfach nicht mehr geerdet, einfach nicht mehr am Boden, diese Leute….
Wir werden ja sehen, ob sich dann für uns (wir wohnen in BL) die Frau Doktor Beatrix von Sury d Aspement in Bern die Krallen ausfahren kann und sich für uns (und alle alle alle) in Bern wirklich STARK werden lassen machen kann.
NB: An den Wahlen interessiert mich ausserdem nur noch eines: Kann eine Elisabeth-Schneider-Schneiter weiter ihre Ausflügli nach Bern manchen. Eine, die noch vor einem Jahr den Kanton BL abschaffen wollte und am Wahltag bei Guy Morin im Basler Rathaus bei Cupli weilte? Reicht blond sein wirklich? Und sonst nichts? Eine die wirklich gegen den Wähler arbeitet (ich lass jetzt meine lange Liste von Beweisen dafür, da ich diese schon oft, auch in Leserbriefen, aufgezählt habe). Eine Berufspolitikerin (keine externe Arbeit) mit Kinderfrau, Putzperle und Grünem-Daumen-Gärtner (Quelle Tele-Basel,Kochen im Schloss), die somit hart an dem Puls der Bevölkerung ist, die sie vertritt.
Ich weiss, sie wird von Ihnen schon als nächste Bundesrätin gehandelt. Ich hoffe, Sie haben nicht recht. Nicht wegen Ihnen, sondern wegen unserer Schweiz….
Nächsten Montag sind wir gescheiter
Grummel meint
«Wahltag» ist «Zahltag» (für manche buchstäblich).
Das sieht auch die BKB so und rüstet sich für neue Gesichter. Fehlt nur noch der «Live-Stream» aus der BKB-Wohlfühlzone (unterlegt mit dem speziellen «BKB-Sound») ins «Bundeshaus-TV».
Firedome meint
Die Dame heisst aber: Dr. Béatrix-Dorothée von Sury d’Aspremont…
So genau wird gelesen und verstanden. Also, fragen Sie mal nächste Woche jemanden, ob er noch etwas weiss über die Instandstellung der BKB Gellert Filiale. Eben.
Und Herr M.M. schreibt nichts mehr zu den Wahlen, weils ihn eh nicht (mehr) interessiert. So einfach ist das Leben eines Pensionärs äh Müssiggängers.
M.M. meint
Interessantes Experiment, völlig unbeachtet von den Medien. So wie ich das sehe, hat die BaZ die höchste Hürde in der Schweiz um ihren Content errichtet. Wäre interessant, zu erfahren, wieviele Leute tatsächlich einen Artikel kaufen.
Denke, die Besucherzahlen werden in den nächsten Wochen stark sinken. Mit Folgen für die Werbeeinnahmen.
Bin auf tagi-online umgestiegen 🙂
Habe BaZ-E-Paper, weshalb ich das Teugs alles schon gelesen habe.
Rainmaker meint
Brauche ja auch keine Plauderecke, wenn ich wirklich mal zur Bank gehen müsste. Entweder bräuchte ich Stutz oder Beratung, wie ich den Stutz anlegen kann. Dazu braucht es Vertrauen, Diskretion und Kompetenz. Der Rest ist teuer, ineffizient und letztlich nur Sauglattismus
Meury Christoph meint
Mal ehrlich: Solange die Banken in der Schweiz immer noch in unlautere Geschäfte verwickelt sind, Ablasszahlungen für vergangene Sünden in Millionenhöhe an andere Staaten leisten müssen, Kleinunternehmer und Startups mit Krediten diskriminieren, Otto-Normal-Kunden die Schulden der Banken in Form von Null-bis-Minus-Zinsen berappen dürfen und Rangeleien, um die begehrten & überbezahlten VR-Sitze die Presse dominieren, usw., solange wird man das Image nicht mit ein paar luftig-blauen Loungemöbelchen und freiverfügbaren Tablets aufpolieren können. Da bewegen sich die PR- und Marketingstrategen auf vermülltem Gelände und müssten zuerst ihren Chefs wieder beibringen, wie man seriös, ehrlich & transparent wirtschaftet. Alles andere ist so blauäugig wie die netten Lounge-Kunden-Corners.