Hab ich’s eigentlich schon mal gesagt – seit ein paar Wochen kaufen wir praktisch alle Lebensmittel bei E.Leclerc in Saint-Louis ein.
Kennt jemand den Laden?
Man könnte ihn so beschreiben: Ungefähr dreimal so gross wie einst die Manor im St. Jakob-Park, Hermes hab sie selig.
Kurz: Ein artenreiches Gebiet für Jäger und Sammler, was bedeutet – man braucht Zeit.
Die Qualität ist topp, das Verkaufspersonal freundlich, die Fischabteilung ein Traum (Moules gibt’s immer), die Metzgerei und die Traiteur-Abeilung gleich daneben – das Paradies, die Käseabteilung – mir verschlägts die Sprache, das Gemüse – frisch von Frankreichs Äckern, die Milch – wir nehmen die aus dem Elsass zum selben Preis wie in der Migros.
Dann gibt es den Gang mit den marokkanischen Gewürzen und Spezialitäten, die Gestellreihe der Italiener, eine Ecke mit britischen Waren – ich liebe die Orangenkonfitüre von „Wilkins & Sons“ und überdies noch den „Globus-Corner“, weil hochpreisig, mit Sachen die den Gaumen erfreuen, die man aber nicht unbedingt braucht.
Die Preise sind – Einkaufswagen bereinigt – ungefähr so, wie in der Migros vor fünfzehn Jahren.
Doch da ist mehr: Einkaufen bei E.Leclerc ist wie Ferien in Südfrankreich – man taucht in einer völlig neue Warenwelt ein und braucht eine Weile, bis man sich zurecht findet.
Habe ich die Weinhandlung erwähnt – omg. (Wir bleiben trotzdem bei unserem Händler in Arlese, weil der die vier, fünf Weine hat, auf die wir unseren Weinkonsum eingependelt haben. )
Doch die eigentliche Motivation, im Elsass einzukaufen ist – Widerstand.
Widerstand gegen Migros und Coop, die sich den Schweizer Detailhandel untereinander aufteilen und die meinen, uns, die Kunden unauffällig aber stetig übers Ohr hauen zu können.
Wir sind nicht unbedingt preissensible Kunden, schauen also weniger auf den Preis als auf die Qualität.
Doch da hat sich in den letzten Monaten ein grosses Unbehagen über die Preisgestaltung der Migros – wir sind keine COOP-Typen – aufgebaut: Dort fünf Rappen, dort zehn Rappen, hier gar dreissig.
In Saint-Louis einkaufen heisst, das Markentinggeschwurbel der Grossverteiler-Bosse nicht mehr zu akzeptieren, deren CEO-Geschwafel von wegen „anspruchsvollen Marktumfeld“ und wie man die Rendite steigern könnte, auf den Mond oder sonst wohin wünschen.
Wir stimmen mit den Füssen ab, äh, ich meine mit dem Auto. Sind ja nur gut 25 Minuten von Arlese nach Saint Louis.
Übrigens – die Zolllimite von 300 Franken auf 150 pro Person zu senken, ist mir egal. Wir liegen immer weit drunter.
L. Rudin meint
Herzlichen Dank für den wunderbaren Beschrieb dieses Einkaufserlebnisses. Unsere Füsse tragen uns aktuell mehr in Richtung Hieber Grenzach. In der Schweiz, vor allem Coop und Migros, finde ich die ausufernde Aktionitis je länger je mehr unfair. Sprich, wenn ich da etwas regulär kaufe, habe ich immer ein ungutes Gefühl, da gefühlt über den Tisch gezogen.
P. Keller meint
Vom Blogger zum Influencer? Recht haben Sie, so oder so. Notabene: Das Setzwerk finde ich, wie von andern hier unlängst ausgeführt, tatsächlich auch alle cozze.
Cécile und Rolf Müller meint
Dem kann man uneingeschränkt beipflichten. Der Gerechtigkeit halber sei aber noch eine andere Adresse erwähnt: Le Grand Frais, an der gleichen Route wie Leclerc, aber etwas weniger weit: ein bedeutend kleineres Angebot, aber besonders für frisches Gemüse, Obst und andere Sachen eine sehr sympathische Adresse. Wir besuchen beide und geniessen das Einkaufen zu realen Preisen (die Franzosen bzw. Elsässer empfinden die Preise allerdings als eher hoch). Und sonst bleibt noch vor allem im Sommer der attraktive Wochenmarkt von Saint-Louis im Freien, eine Fundgrube für alles, was vom Bauernhof kommt. Auch Käse und andere Spezialitäten findet man an mehreren Ständen. Nachdem der Basler Marktplatz grösstenteils zu einer Imbissstätte verkommen ist, finden wir wenigstens hier noch etwas gelebte Nostalgie. Basel, quo vadis?