Ich habe mich heute Morgen kurz vor sechs (!) durch diesen überlangen Text gequält – es ist ja keinerlei Freude damit verbunden, um diese Uhrzeit ein ganzseitiges Interview mit Herrn Lauberin der BaZ zu lesen.
Zumal ja kein normaler Mensch so redet, wie dieses Interview vorgibt, dass es sich um die spontanen Gedankengänge von Herrn Lauber handle.
Das ist wie immer – so ein Interview wird vom Interviewten und seiner Entourage so überarbeitet, dass alles draussen ist, was im Grunde genommen ein Gespräch interessant machte.
Sein also stark überarbeitetes morgendliche Geschwurbel tönt zum Beispiel so:
Auch bei den Ergänzungsleistungen im Rahmen der stationären Alterspflege sind wir daran, die Kostenentwicklung einzudämmen, indem jede Gemeinde für die von ihr verursachten Grenzkosten aufkommt.
Ein durchaus interessanter Satz. Der viel Interpretationsspielraum offen lässt und beim Leser die spontane Frage provoziert: WTF sind Grenzkosten?
Grenzkosten – kann zum Beispiel bedeuten, dass für jede Gemeinde eine bestimmte Altenquote mit einer Baserate wie bei den Spitälern festgeschrieben wird. Übersteigt die Altersentwicklung oder der Betreuungskomfort die Baserate – steigen also die Aufwände für Personal, Immobilien, Beihilfen etc., also die variablen Kosten, dann steigen auch die Grenzkosten.
Und die bezahlen dann die Gemeinden.
Dadurch wird das System effizienter, ohne dass zwingend Leistungen abgebaut werden müssen.
Was im Klartext heisst: Der Kanton entlastet sich auf Kosten der Gemeinden. Das Schöne an der Sache: die Gemeinderäte werden sich nicht getrauen, Leistungen ihrer Bürger zu kürzen und ich bin fein raus.
Dann wirft er noch eine Nebelpedarde hinterher:
Mit einer Totalrevision des Alterspflegegesetzes wird zudem einem regionalisierten Blick der Vorzug geben.
Und so könnte man das ganze sogenannte Interview auseinanderbeineln und am Schluss bliebe nichts übrig als eben die 1’928 Wörter, mit denen Herr Lauber seine Kernaussage einwatted: Genaues weiss man nicht und wird man auch nie wissen.
Nun könnte man bewundernd festhalten, der Lauber ist ein ganz Gewiefter. Ein unterschütterlicher Optimist.
Ist doch grossartig, wie der es versteht, mit ein paar wenigen Sätzen nicht mehr zu sagen als was man eh schon weiss: Dass der Kanton nur dann ohne Steuererhöhungen aus seiner Finanzklemme rauskommt, wenn er jede Menge kantonaler Kosten auf die Gemeinden verschieben kann.
Das Problem ist, dass Herr Lauber dafür 1’928 Wörter braucht ohne auch nur ein einziges Mal konkret zu werden.
Stopp – muss mich korrigieren:
Im Budget 2016 waren 70 Millionen an Entlastungen eingeplant. Diese werden wir erreichen.