Die Arlesheimer FDP macht einen auf Emil-Nummer: Wir sind stark.
Haben zwar im Gemeinderat einen Sitz verloren und in der Gemeindekommission gleich nochmals einen.
Aber hey, was soll’s.
Wir sind mit dreissig Prozent die wählerstärkste Partei im Dorf.
Man kann es auch so, also realistischer sehen: Die Gartenhagdominanz der Partei hat ausser Verlusten nichts gebracht.
Hannes Felchlin, der FDP-Mann mit dem immer schlechtesten Wahlergebnis der Partei, und seit Jahren zuständig fürs Wahlgetrommel, kannte dieses Mal scheinbar keine Grenzen.
Das Dorf wurde von der FDP zugepflastert.
Man hatte den Eindruck, die machen gleich noch Wahlkampf für nicht stattfindende Landrats- und Regierungsratswahlen.
Dank genügend Finanzmitteln kann die FDP klotzen, gespendet von Leuten im Hintergrund.
Doch gegen die Klugheit des Wahlvolks kommt man mit netten Plakaten an jeder Ecke, bestellten Leserbriefen, hübsch gestalteten Flyer nicht an.
Die Mehrheit von 70 Prozent hat genug von der FDP.
Deshalb gewinnt man in Arlesheim, wenn man auch gar nichts macht.
Gemeinderätin Strobel zum Beispiel. Ausser ein paar Plakaten auf öffentlichen Ständern machte die Frau gar nichts – keine Inserate, keine Leserbriefe. Nichts.
Und wurde glänzend wiedergewählt.
Doch was die FDP-Granden richtig schmerzt, ist die Tatsache, dass die SP neu gleich zwei Gemeinderäte stellen wird.
Die eigentliche Sensation, das hat es noch nie gegeben.
Hätte die Frischluft der FDP einen Sitz weggeschnappt, dann hätte man das noch verkraftet – die sind ja ein wenig wie Balz und so.
Also nähme man es sportlich.
Doch die SP!
Der Klassenfeind im bürgerlichen Arlesheim!
In der Hochburg der Freisinnigen.
Um noch einen drauf zu setzen: Die SP-Frau Lea Mani, welche den Sesseltanz mit der FDP gewonnen hat – ihr Kollege Peter Vetter galt als gesetzt und sie als eine „die-SP-muss-halt-auch-noch-eine-Frau“-Kandidatin – Frau Mani also, war den meisten Wählerinnen und Wähler gänzlich unbekannt.
Völlig egal.
Was beweist: Der Krach im Dorf hat seine Spuren hinterlassen. Bei der FDP.
Doch das Wahlergebnis vom Sonntag ist mehr als ein Denkzettel an die FDP.
Die Partei wird sich auf Jahre hinaus von diesem Schlag nicht mehr erholen, zumal sich die politische Karriere des Parteipräsidenten Stückelberger, sich rasant dem Ende zuneigt.
Der neue starke Mann in der FDP ist Hannes Felchlin, der Mann der in den Startlöchern für Stückelbergers Landratssitz scharrt.
Und er ist es trotz dieses Wahlflops – weil sie gar niemand anderes haben.
Doch mit diesem Sonntag ist die Sache noch nicht ausgestanden.
Denn als nächstes drohen der Partei noch die Präsidiumswahlen.
Der mit dem besten Ergebnis von allen gewählte Peter Vetter, der schon einmal Gemeinderat war und deshalb weiss, wie der Karren gesteuert wird, hätte es in der Hand, den Schlusspunkt zu setzen.
Denn so wie die neuen Machtverhältnisse im Gemeinderat und in der Gemeindekommission nun mal sind, hat die FDP ihren Anspruch aufs Präsidium verwirkt.
Tritt Vetter tatsächlich an, ist es mit dem Präsidium von Markus Eigenmann vorbei.
Und das wäre gut so.
Fürs Dorf .
Es braucht einen Neuanfang.
Village People meint
Tja, wer jahrelang linksliberal mäandert und mit der links-grünen Frischluft hinter den Kulissen Absprachen trifft und dann noch Parteimitglieder in den Reihen weiss, die für die Frischluft-Kandidaten werben, der muss sich am Ende über das Ergebnis bei 44% Wahlbeteiligung nicht wundern. Zum einen dürfte neben einem GR-Sitz auch das GR-Präsidium für Herrn Eigenmann obsolet werden, zum anderen hält die Frischluft mit der SP in der Gemeindekommission die Mehrheit. Damit ist unser Dorf links-grün „gesetzt“.
Wer mit grossen Worten die „liberale Freiheit und Verantwortung“ bemüht (s. letzte Gemeindeversammlung), der darf eben nicht liberal-bürgerlich „blinken“ und dann gewohnheitsmässig über Jahre links abbiegen.
Die SP und die Frischluft werden es der FDP auf jeden Fall danken!
Ob das bei der FDP einen personellen Lerneffekt und eine Rückbesinnung auf bürgerliche Werte generiert, ist dann noch eine ganz andere Frage – bei der Bundes-FDP ist dieser Effekt zumindest bislang wenig ersichtlich …
Hans Rudolf Rohr meint
Lieber Herr Mesmer
Hierzu ein paar Gedanken:
– Ja, die FDP hat den Stimmenanteil von 31% auf 29% reduziert – Sie vergessen aber zu erwähnen, dass die Frischluft einen weit grösseren Verlust einstecken musste… und dass die SVP zugelegt hat, ein Minderheit in Arlesheim. Die Gewinnerin ist sicherlich auch die SP, welche aber in Arlesheim ganz klar immer noch nur die drittstärkste Macht ist. Die FDP dürfte in Richtung SVP verloren haben, die Frischluft in Richtung SP. Wenn man die Bewegungen auf Ebene Kanton und Bund anschaut, dann hatten die ganzen Auseinandersetzungen in Arlesheim höchstens einen marginalen Einfluss auf die Gemeindekommission – wohlgemerkt auf die Kommission.
– Auch war der Zeitpunkt der Wahl – gleichzeitig mit der 13. AHV-Rente – doch eher unglücklich, da hier wohl überdurchschnittlich SP-Wähler mobilisiert wurden. Entsprechend auch der höhere Wähleranteil wie vor 4 Jahren.
– Und wer rechnen kann ist, im Vorteil: keine 100 Stimmen haben der FDP gefehlt, und sie hätte einen Sitz mehr in der Gemeindekommission und die SP einen weniger. Es war also extrem knapp – nichts von wegen klarer Abstrafung in der Gemeindekommission.
– Warum der von Ihnen und anderen Personen gehypte Hartmut Vetter nicht wie die anderen drei Vertreter der SP/Frischluft gepusht wurde, ist für mich nicht nachvollziehbar. Vielleicht ist er dann doch nicht die optimale Lösung, so dass die Rückendeckung der SP-Front nicht so stark war wie erwartet. Oder hat die SP einmal mehr eine Kooperation mit der Grünen hinterrücks verraten? Wer weiss… oder hat diese Hartmut Vetter als verdeckten Liberalen identifiziert und im Gegensatz zu Berchten die Gefolgschaft verweigert? Spannend, spannend….
– Dass Berchten das zweitbeste Resultat hat, ist schon fast sarkastisch. War es nicht Berchten, der das Dossier Ortskernplan verantwortet hat? War es nicht Berchten, der die Causa Schiessstand verantwortet hat? Aber vielleicht täusche ich mich: und aus dem ruhigen Berchten bricht der «Macher» Berchten hervor, der Kämpfer für Recht und Ordnung der unterdrückten Minderheit in Arlesheim. So als Phoenix aus der Asche – als Inkarnation von Laager, in einer Person zusammengefasst.
– Und Monika Strobel hat ein Glanzresultat hingelegt … sie hat ja lediglich bei einer höheren Wahlbeteiligung 106 Stimmen verloren und ist neu anstatt auf Platz 1 auf Platz 5. Oder habe ich hier einen Anfall von Sarkasmus verpasst?
– Peter Vetter soll als neuer direkt das Präsidium übernehmen? Was qualifiziert ihn denn dafür? Dass er zwischen 2004 und 2008 schon einmal GR war – und nicht unbedingt einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat? Sind das nicht ein wenig arg viel Vorschusslorbeeren für jemand, der ganz gerne in Ämtern die Segel streicht, wenn es ein wenig härter kommt? Wenn er sich in den nächsten 4 Jahren beweist – why not. Aber blindlings hier Vertrauen auszusprechen, nur weil man persönlich hier mit Eigenmann ein Problem hat – sportlich.
Eines ist klar. Im Gegensatz zur Gemeindekommission wurde der Gemeinderat definitiv abgestraft. Bei 8 Kandidaten für 7 Positionen war dann die Konsequenz daraus aber relativ übersichtlich – es wurde der Zustand wiederhergestellt, welcher vor 2020 für lange Zeit galt. Der Bubentrickli der Bürgerlichen im 2020 wurden wieder korrigiert.
Und am Ende des Tages ist es halt so, dass wenn ein Gemeinderat heisse Eisen anpackt, man sich nicht nur Freunde schafft. Und je länger die Amtszeit geht, umso mehr kumulieren sich die Feinde. Das ist das Schicksal der aktiven Regierungen – damit muss man heutzutage leben. Nicht ohne Grund wechseln Regierungen – weil am Ende des Tages wird immer ein Schuldiger gesucht und gefunden.
Zumindest kann ich mich bereits im Voraus für folgendes Bedanken: für die Aufhebung der Kostenbremse, für Steuererhöhungen, für stumpfsinnige Spenden, für mehr Asylwesen, für wenige Parkplätze im Dorf. Heisse Eisen werden dann wohl für länger nicht mehr angefasst – eine gangbare Strategie, die Kalle Zeller ja geradezu zelebriert hat. Zumindest haben wir uns dann alle gern, die Konflikte sind wir dann los im Dorf. Und in 4 Jahren kommt dann die Ernüchterung.
F. Hauser meint
Es rächt sich, dass sich die FDP in der Aussenwirkung über Jahre kaum von der Zellerpartei unterschied. Die Performance der Berchtens, Strobels (und Treyers..) hätte man längst vorführen können. Apropos Zeller: dessen Sohn, der mit ihm zusammen den Frischluftvorstand regiert, sitzt ebenso in der Gemeindekommission wie die Tochter der Frau Strobel. Hinter eine Präsidentschaft von Herrn Vetter (rot) setze ich ein Fragezeichen, was dessen Belastbarkeit und Standfestigkeit betrifft. Runde 1 im GR war nicht besonders nachhaltig.
angrymonk meint
Man kann es auch übertreiben mit der Gemeindepolitik…