Zum Beispiel heute wieder beim Grossverteiler am Gemüsestand dieses Gefühl beim Blick auf die Preise, dass du wieder übers Ohr gehauen wirst. Oder letzte Woche im Kleidergeschäft in der Freien Strasse: Krawattenkauf. Die hätte in Freiburg wohl nur die Hälfte gekostet.
Einkaufen in der Schweiz macht einfach keinen Spass mehr.
Kleider sind in Deutschland 50 Prozent billiger als bei uns, hat gestern die NZZ am Sonntag berichtet.
Kürzlich bei Breuninger in Freiburg, Chinos. Das eingenähte Preisetikett besagt, dass diese Hose in Deutschland 110 Euro kostet, in Dänemark weiss-ich-nicht-wieviele-Kronen und in der Schweiz 175 Franken. Tatsächlich kostet die Sommerhose dieser Marke in der Freien Strasse 185 Franken.
Bezahlt habe ich dann 99 Euro.
Ich bin weder ein Schnäppchenjäger, noch fahre ich regelmässig zum Einkaufen nach Deutschland. Wir fahren bei schönem Wetter hin und wieder aus Lust und Laune nach Freiburg.
Und wenn wir was brauchen, nehmen wir das mit. Weil anders als in Basel dort Einkaufen Spass macht.
Nicht etwa, weil’s billiger ist, sondern weil du nicht dauernd dieses Gefühl haben musst, jetzt hast du schon wieder zu viel bezahlt, weil dich ein Generalimporteur abzockt.
Neben diesem Gefühl gibt es seit ein paar Wochen noch ein anderes: Mitleid.
Du kaufst also beispielsweise in der Freien Strasse diese Krawatte für 185 Franken, weil du das Personal nicht hängen lassen willst. Die können ja nichts dafür.
Das neue Einkaufserlebnis nährt sich also aus schlechtem Gewissen und stiller Wut.
Ist doch ein Witz, oder?
Dueti (@iDueti) meint
Wer 185 Franken für eine Krawatte ausgibt, ist auch sonst moralisch ungefestigt 🙂
Da dürfte doch eine Marge in kommunistischer Wahlergebnishöhe vorliegen.
Rainmaker meint
Steht eine Hochzeit an? Schwierig vorzustellen, dass es sonst einen Anlass in der Regio gibt, der eine Krawatte bedingt!
M.M. meint
Meeting, an dem es ohne Krawatte nicht geht. Hatte kürzlich meine Sammlung entsorgt, weil aus der Mode gekommen. Habe jetzt nur noch diese 🙂
firedome meint
Das ist aber nicht nur bei den Konsumartikeln so, wobei die elekronischen Artikel im Ausland nicht wirklich biliger sind, sondern auch bei den vielen Beratern. PR / Werber / Texter / Sprecher / Sprechtrainer / Webprogrammierer / etc.. Bei kleineren Aufträgen sogar mit einer günstigen Pauschale. Man braucht nicht zwingend die einheimischen Werktätigen zu berücksichtigen. Ist doch eigentlich erstaunlich, weshalb wir nicht früher darauf gestossen sind, dass im Ausland alles viel billiger und besser ist.
Vielleicht oder eben trotz der hohen Schweizerpreise haben wir im Vergleich zu anderen Ländern auch in den unteren Einkommensklassen einen angemessenen Lebensstandard. Dieser ist ja nicht wirklich zustande gekommen, weil alles billig sein muss und dabei niemand wirklich Geld verdient, sondern eher, WEIL alle Geld verdient haben, auch die Werktätigen. Geld, dass sie wieder ausgegeben werden kann. Also, in Deutschland kann eine 100%-Aldi-Kassiererin nicht wirklich von ihrem Lohn leben.
So frage ich mich des weiteren, warum denn die Dörfchen und Häuschen hauptsächlich im grenznahen „Speckgürtel“ so schön herausgeputzt sind und nicht wie z.B. tiefer in Frankreich, eher einen baufälligen Eindruck erwecken. Es kommt vermutlich von dem, weil alle schön Geld verdient haben – auch die Hilfsarbeiter – und sie am Ende des Monats in der Lage waren, nebst der Basis der Lebenshaltungskosten zu finanzieren auch noch etwas zu konsumieren.
Kommen wir noch zu den Billag-Gebühren: Es gibt in meinem Umfeld einige KMU’s die einen hohen Umsatz generieren aber der Ertrag trotzdem in einem bescheidenen Rahmen liegt. Diese sollen dann Billag nach Umsatz entrichten. Da lohnt es sich, sich zu wehren.
Baresi meint
Ein schlechtes Gewissen hätte ich Ihnen in dieser Sache jetzt nicht zugetraut 🙂 Immer wieder erstaunlich ist, wie sich Gewerbeverbände wegen Billag-Gebühren und moderaten Verkehrskonzepten echauffieren können und dort wo es langfristig um die Wurst geht dann eher wenig passiert.