“Es muss sich alles ändern, damit alles so bleiben kann, wie es ist“. Il Gattopardo
Im Zug unterwegs nach Oxford. Angeregt Diskussion (wir waren allein im Abteil) mit einem Mitpassagier aus Norfolk, der wissen wollte, was ich über den Brexit denke.
Ich erklärte ihm in ein paar kurzen Sätzen den langen Weg, den die Schweiz seit dem EWR-Nein 1992 bis heute zurückgelegt hat. Plus die Abstimmungen, die wir inzwischen in Sachen EU hinter uns haben.
Mit dem Resultat, das wir in der EU sind ohne Mitglied zu sein.
Ist halt ein kleines Land, die Schweiz, meinte er. Und ich dachte, na ja, würden die drei Millionen EU-Bürger das Land verlassen, hättet ihr auch nicht viel mehr Einwohner als Italien.
Die Leute in UK, meinte er, seien nicht so politisch wie zum Beispiel die Franzosen. Die Leute interessierten sich nicht mehr gross für das Thema.
Er habe für den Brexit gestimmt, weil man einerseits etwas gegen die hohe Einwanderung machen müsse und zum anderen aus Unzufriedenheit über die Cameron-Regierung.
Oder auch wegen der Bananenfrage: „Woman voted Brexit because of a straight banana“
Nachtessen mit dem Englandkorrespondenten der BaZ, Hansjörg Müller.
Er meint, dass die Briten gemäss seiner Beobachtung das Thema eigentlich recht cool nähmen.
So im Sinn, sie hätten den Zweiten Weltkrieg überstanden und noch vieles mehr. Sie würden auch Brexit überleben, so die weitverbreitete Meinung.
Eben berichten sie auf BBC, dass einer der grossen Energieanbieter die Preise für Gas und Strom um zehn Prozent erhöhen will.
Die Regierung ist not amused.
Tesco und andere Grossverteiler beschränken den Verkauf von Broccoli, Eisbergsalat und anderem Gemüsen pro Kunde ein.
Das hat nichts mit dem Brexit zu tun, sondern mit den hohen Ernteausfällen in Spanien.
Derweil beklagen sich die englischen Blumengärtner, sie hätten dieses Jahr viel zuwenig Erntehelfer aus Osteuropa für den bevorstehenden Valentinstag.
Möglich das nächste Woche, bei der letzten Lesung der Brexit-Vorlage, die Torys ein Zusatz einbringen, das den EU-Bürgern in UK den weiteren Aufenthalt unter derzeitigen Bedingungen garantiert werden soll.
Werden wohl auch ein paar Schweizer darunter sein, die von einer solchen Vorleistung gegenüber den EU-Verhandlern profitieren würden.
Der Mann aus Norfolk wird nicht amused sein.
PS: Bleibender Eindruck von Oxford: Die vielen Frauen und Männer, die in dieser Stadt mit Sack und Pack und im Schlafsack auf dem Trottoir leben.