Die Ausgangslage für die Basler Regierungsratswahlen ist geklärt: Die Grünen kommen mit Ackermann. Die Kandidaten der SP mit zwei Neuen und einer Kürzestzeitbisherigen sind gewählt. Die Bürgerlichen setzen auf ihre Boygroup.
Baschi Dürrs Sitz wackelt, wenn die Eymann antritt.
Hoffmann wird Engelberger nicht wegschreiben können.
Basta: Schwamm drüber.
Der Höhepunkt erreicht der mit Spannung, wow, erwartete Wahlkampf mit Frau Keller. Die GLP will sie gegen Ackermann fürs Präsidium antreten lassen.
Ein Lichtblick.
Was nicht politisch gemeint ist.
Die Parteien in Basel-Stadt können es sich auch im Corona-Jahr 2020 leisten, Wahlkampf zu simulieren.
Weil es um nichts geht.
Basels randvoller Steuerpot wird auch in den nächsten vier Jahren sicherstellen, dass wer auch immer gewählt wird, unbeschwert dafür sorgen kann, dass möglichst alle Bürger in den Genuss der allgemeinen Verschwendung kommen.
So wie früher.
Dabei ist es doch so, was alle schreiben: So wie es früher war, wird es nach Corona nicht mehr sein: Der Wirtschaft stehen dramatische Veränderungen bevor, den Arbeitnehmern sowieso.
Auch Basel wird in den nächsten Wochen mit einem starken Anstieg der Arbeitslosenzahlen und mit vielen Konkursen rechnen müssen.
Es kann deshalb nicht sein, dass die andere Hälfte der in Basel Tätigen weiterhin so tun kann, als ginge sie das wenig bis gar nichts an.
Will Basel den Anschluss nicht verlieren, ist jetzt die Zeit, die Verwaltung unter den Stichworten „Digitalisierung und AI“ radikal umzubauen, was mit einem massiven Stellenabbau verbunden ist.
Da sollten wir uns gar nichts vormachen.
Doch die Coronaviruskrise lehrt uns, dass komplexe Systeme, wie beispielsweise das Gesundheitswesen, nur noch mit zeitaktuellen Daten effizient gesteuert werden können.
Digitale Instrumente zur Simulation politischer und verwaltungstechnischer Entscheide sind keine Utopie mehr, weil es sie bereits gibt.
Angesichts der dramatischen Veränderungen der kommenden Jahren stellt sich deshalb für Herbst die Frage, ob die Kandidaten/innen für die Basler Regierung überhaupt in der Lage sind, digitale Werkzeuge und Prozesse zu nutzen, und, daraus abgeleitet, es verstehen, die bestehenden Organisationen entsprechend umzubauen und mit politischen Impulsen zu steuern?
Weil es halt so ist, wie es ist: Ohne radikale digitale Transformation wird Basel-Stadt schon in wenigen Jahren abgehängt werden.
Beim digitalen Umbau der Verwaltung sollte man sich die Erkenntnis zu nutze machen, dass es zumeist kleine, innovative Teams sind, welche Gewissheiten nicht nur in Frage stellen, sondern sie mit ungewohnt neuen Ideen aufbrechen und zerstören.
Corona führt uns gerade eben vor Augen, dass die Gewissheiten von gestern heute kaum noch was gelten.
Es wird wohl niemand bestreiten, dass die Basler Verwaltung ein ausufernder, schwer zu steuernder Apparat ist, der über weite Strecken sich selbst genügt.
So wie auch der politische Betrieb im Stadtkanton.
Die damit entstandene systembedingte Inkompetenz wird deshalb nicht erkannt, weil sie als Normalzustand gedeutet wird.
Wen wunderts also, dass die Herbstwahlen als „Business as usual“ inszeniert werden.
So gesehen halte ich Esther Keller für einen Lichtblick fürs Präsidentinnenamt.
Die heitere Frau Keller verspricht einfach mehr Spass als die muffelige Frau Ackermann.