Die Medien waren sich selten so einig in ihrer Beurteilung: Baselland hat in Sachen Universität die Stadt über den Tisch gezogen. Baselland habe hoch gepokert und sich durchgesetzt.
Man kann sich diese Fehleinschätzung wohl nur mit dem Druck von «online first» erklären.
Kaum ist an der Medienkonferenz das letzte Wort gesprochen, muss drauflosgeschrieben werden. Die Einmütigkeit der Instantkommentierung zeigt Zweierlei: Die Baselbieter haben live offenkundig die bessere Falle gemacht – immerhin.
Es drängt sich jedoch der Verdacht auf, die Journalisten machten schwer auf PR. Man erklärt die Baselbieter zu Siegern, schmeichelt deren Seele, um sie für den anstehenden parlamentarischen Prozess willig zu stimmen.
Geradezu surreal war der Auftritt von Uniratspräsident Dr. Ulrich Vischer und Universitätsrektorin Prof. Dr. Andrea Schenker-Wicki kurze Zeit später.
Die beiden erklärten allen Ernstes, sie seien «froh und dankbar» für das Verhandlungsergebnis, die Sparrunde der beiden Kantone sei für die Universität «akzeptabel».
Das war eine schallende Ohrfeige für jene Landparlamentarier, die seit Monaten auf einen Sparkurs drängen und deswegen als hinterwäldlerische Ignoranten abgestempelt wurden.
Wenn man denn schon von einer Siegerin reden wollte, dann müsste man die Vernunft zu ebendieser erklären. Und zwar verkörpert durch die beiden Basler Regierungsräte Herzog und Cramer.
Nach zwei Jahren Leerlauf, von Verhandlungen kann wohl keine Rede sein, haben sie die Pattsituation als derzeit einzigen Ausweg aus der verfahrenen Situation akzeptiert.
Der Schaden, den die beiden Regierungen angerichtet haben, ist kein finanzieller, sondern ein grundlegender.
Das zweijährige politische Schattenboxen der beiden Kantone hat zur Folge, dass die 1995 gelegte Basis für eine moderne Universität Basel schwer beschädigt ist.
Mit dem damals in Kraft getretenen Universitätsgesetz wollte man aus guten Gründen die Uni aus dem politischen Kleinklein befreien.
Weil sie nicht von zwei Oberbehörden beaufsichtigt werden sollte, wurde ein Universitätsrat als «oberstes Entscheidungs- und Aufsichtsorgan der Universität Basel» geschaffen und mit Rolf Soiron ein erfahrener Mann der Wirtschaft zum ersten Präsidenten gewählt, der überdies eine langjährige politische Erfahrung mitbrachte.
Ein Glücksfall.
Die schon zwölf Jahre dauernde Ära Vischer hingegen ist ein Desaster, weil sich unter seiner Leitung der Unirat aus der politischen Diskussion zurückzog und sich damit schleichend selbst entmachtet hat.
Dem politischen Druck aus dem Baselbiet hatte die Uni nichts entgegenzusetzen.
Der von seinem Buddy Eymann als Soiron-Nachfolger ins Amt gelobte Vischer ist zu regierungsnah und, wie es seinem Naturell entspricht, wenig widerborstig.
Deshalb ist der wichtigste Entscheid der beiden Regierungen die Entmachtung Vischers. Ein frisch gewählter Vize wird die Zukunft planen, nicht er.
Statt über Geld zu reden, muss der zuerst Fragen beantworten: Was soll diese Uni eigentlich? Wo soll sie wirklich glänzen? Wo will man klotzen und nicht kleckern?
Darum ist die Einschränkung «es muss ein Baselbieter sein» verheerend. Sie oder er muss schlicht der oder die Beste sein, egal ob aus Stadt oder Land. Das ist mit den bisherigen Namen nicht der Fall.
Ex-Kantonalbank-CEO Beat Oberlin, der als Vischer-Nachfolger gehandelt wird, ist nicht der Mann der Stunde. Die Uni braucht keinen netten Sparkassendirektor aus dem Baselbiet, sondern eine unabhängige Persönlichkeit, welche die Uni wieder zur Sache der Citoyens macht.
Zum Beispiel mit einer Serie öffentlicher Hearings, ein Prozess, der Inhalt und Resonanz schaffen könnte.
Der Universitätsrat muss seine Entscheidungshoheit zurückgewinnen.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 5. Juli 2017
(c) Bild: Universität Basel