Balbina hat mit ihren beiden Kommentaren kurz die Zeit vor gut zwanzig Jahren aufblitzen lassen.
Damals, als der Waldbruder mit seinem „Logbuch Arlesheim“ mit vielen klugen und amüsant geschriebenen Kommentaren das Domdorf politisch aufmischte.
Für mich hat sich damals eine völlig neue Kommunikationswelt aufgetan, (dank ihr, weil sie auf AltaVista – wer das noch kennt, ist steinalt – zufällig auf das Logbuch gestossen war).
Anfangs der Nullerjahre waren Weblogs das Ding. Einen Blog auf twoday.net einzurichten, benötigte lediglich ein paar Klicks und kostete keinen Rappen.
Mit dem „Logbuch“ gelang es Waldbruder (und später zusammen mit ein paar Mitkommentierern), die Arlesheimer Politik während ein paar Monaten auf Trab zu halten.
Man zog am Domplatz (und in Parteivorständen) gar das Instrument einer Klage gegen das Blog in Betracht.
Ein Hauch von Cyber-Revolution lag in der Luft. Und man gab sich für kurze Zeit der Illusion hin, es würde sich tatsächlich etwas ändern.
Mit der Idee „CyberArlese“ – einer interaktiven Bürgerplattform – sollte der politische Diskurs raus aus den Parteien hin zu den unabhängigen Citoyens verlagert werden.
Alle können mitmachen und ihre Ideen einbringen.
Tag und Nacht.
Doch wie das halt so ist mit Revolutionen – irgendwann ist das System, sind die Beharrungskräfte stärker als die Aufbruchstimmung.
Am 31. August 2005 war dann Schluss, weil es zu anstrengend wurde und wohl auch zu ernsthaft.
Mich hat damals weniger die Dorfpolitik interessiert als vielmehr wie dieses neue Kommunikationsmittel „Blog“ (Website) funktioniert, was man damit machen kann, und ja, wie man damit auch schnödes Geld verdienen kann.
Ich wurde der Einäugige unter den Blinden und habe geholfen, die Unternehmenskommunikation von verschiedenen Firmen, Abstimmungskomitees und Organisationen ins Netz (Website-Blogs) zu verlagern.
Um damit einen von den Medien unabhängigen eigenen Kanal einzurichten.
2008 wurde ich mit diesem Knowhow zum CEO von bazonline berufen, eine spannende, weil nochmals eine pionierhafte Zeit, diesmal auf der anderen Seite.
In den letzten Jahren habe ich mich intensiv mit dem Thema SmartCity beschäftigt und ein paar Dinge angestossen, die in den nächsten Jahren ein paar grundsätzliche Veränderungen im Verhältnis Bürger und Administration bringen werden.
Die Mitwirkung von Citoyens ausserhalb der Parteien ist dabei noch immer mein zentrales Thema, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Wie gesagt, die Weichen für diese damals völlig neue unternehmerische Ausrichtung wurde 2004 mit dem „Logbuch“ gestellt.
Wenn ich hier im Moment thematisch wieder zu den Wurzeln des lokalen Bloggens zurückkehre, dann ist das nur ein Ausflug.
Ich habe nicht die geringste Lust, mich nochmals ernsthaft mit der Dorfpolitik und ihren Akteuren auseinanderzusetzen.
Ja, das waren noch Zeiten, aber sie sind endgültig vorbei.
Muss mal überlegen, was wir heute kochen könnten.