Ich meine, die Sache läuft doch so: Da ruft einer ziemlich aufgebracht die Redaktion an. Überschwemmt den Journalisten mit einem Wortschwall bestückt mit Sauerei, Verhältnisblödsinn, typisch bis hin zur Feststellung: Der Mann muss weg.
Im Sommerloch ein gefundenes Fressen.
Ich meine, früher, da musste man sich als Journalist im Juli, also mitten in der Ferienzeit, mit Glacepreisen, der Kirschenernte im Baselbiet und Pfadilagern im Oberwallis herumplagen. Wollte man der geneigten Leserschaft in einem verregneten Juli ein paar Hitzewallungen verpassen, machte man was über Hundekot am Unteren Rheinweg.
Und weit und breit kein Politiker in den Schlagzeilen.
Tempi passati. Noch nie waren die Zeitungen im Sommerloch so politisch wie heute.
Wir lesen also schon am Montag frühmorgens im Bett – dank E-Paper und iPad muss man ja nicht mehr runter zum Briefkasten – die Schlagzeile: «Baschi Dürr piesackt Baselbieter Hausärzte».
Hei, ist das wieder ein Wochenanfang.
Und wir fragen uns zum Wochenauftakt: Muss jetzt eigentlich auch Baschi gehen? Ja, muss er. Wenn man die Online-Kommentare liest: «Ist es Arroganz oder fachliche Unkompetenz, meistens gehören diese zwei ja zusammen. Wie kann man solche Personen in eine Regierung wählen?», schreibt Online-Kommentator Peter Wirz.
Ob Dürr oder Wessels ist Hans wie Heiri. Es wäre nicht mehr als ausgleichende Konkordanz, müssten beide gehen.
Oder?
Wenn wir schon dabei sind, dann sollte man gefälligst den Blick auch ins Baselbiet richten. Wie war das nochmals mit einem vorzeitigen Rücktritt von Sabine Pegoraro?
Da sind sich nun schon seit sechs Jahren (fast) alle einig, dass die Regierungsrätin im Baudepartement, na, sagen wir mal, keine glückliche Hand hat.
Ich meine, Herr Wessels hat zumindest ein paar konkrete politische Vorstellungen bezüglich Veloverkehr, die er konsequent verfolgt. Und für die er in seinem Lager einen berechenbaren Rückhalt geniesst.
Aber Frau Pegoraro?
Bei ihr ist von Unterstützung des bürgerlichen Lagers nicht die Rede.
Aber es gibt einen Lichtblick am regierungsrätlichen Horizont. Da gibt es nämlich einen, der bisher beinahe schlagzeilenfrei vor sich hin regiert. Der Mann ist ein Phänomen im Politzirkus.
Der fliegt so tief unter dem Radar der Redaktionen und seiner politischen Gegner, dass offenbar kaum jemand merkt, dass er überhaupt da ist.
Isaac Reber surft, seit er 2011 erstmals und zum Erstaunen vieler in die Regierung gewählt wurde, auf einer Glückswelle. Der Mann ist genau einmal Baschi-mässig in Bedrängnis gekommen. Wegen dieser Sibel-Arslan-Sache. Er hat sich entschuldigt.
Das war 2014. Seither herrscht Ruhe.
Dabei zeichnet der Mann politisch verantwortlich für so heisse Dossiers wie die Kesb, den Arxhof und die Staatsanwaltschaft.
Doch niemand kommt auf die Idee, zu schreiben: «Reber piesackt Rentner in Gelterkinden».
Wenn seine Direktion ins Blickfeld der Medien gerät, dann sind anders als bei Dürr, Wessels und Pegoraro immer andere im Schussfeld.
Wie er das schafft?
Vielleicht geniesst er einfach das Leben. Ja, das ist es: der Isi geniesst das Leben so, wie es ist. Deshalb muss er nicht krampfhaft so tun, als sei er übermässig beschäftigt.
Viele sagen, dass er 2019 zurücktreten will. Dann ist er 58, acht Jahre im Amt und hat damit Anspruch auf 60 Prozent seines letzten Gehalts.
Na, wenn das mal keine rosigen Aussichten sind.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 26. Juli 2017
Michael Przewrocki meint
Darf man auch ewig bleiben? In anderen Räten geht das auch.
Isaac Reber meint
theoretisch schon
Isaac Reber meint
lieber Manfred Messmer
zwei Dinge müssen hier doch ins richtige Licht gerückt werden:
1) Ich arbeite ernsthaft und fleissig, Hausaufgaben gemacht (das sagt auch gpk, landrat 15./29.6.). nur jetzt gerade bin ich am Wandern und nichts tun (dolce far niente – ticino lässt grüssen :-).
2) Die Pensionsgeschichte (auf die ich nicht schiele;-) sieht seit dem 1.1.2015 fundamental anders aus. Schon vorher war das Maximum von 60% erst nach 12 Jahren erreicht (nach 8 Jahren 52%). Mit der Revision wurde dies drastisch gekürzt, und ich habe als erster RR keinen Besitzstand mehr – wie damals berichtet. Ansonsten machen mir meine Aufgaben (meistens) weiterhin viel Freude!
M.M. meint
Womit geklärt wäre: Herr Reber tritt nicht zurück 🙂
Isaac Reber meint