Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich eine Jahreskarte für die FCB-Spiele besass. Eigentlich waren es deren vier, weil es ja mehr Spass macht, mit Bekannten oder Mitarbeitern oder der Familie die Spiele zu besuchen.
Ich hatte die Jahreskarten zu der Zeit, als der FCB dabei war, nach Jahren des Untendurch die einsame Spitze zu erklimmen, als Schweizer Club.
2002, das Unentschieden gegen Liverpool im Joggeli, der Wahnsinn.
Nach einer Durststrecke von immerhin 22 Jahren wurde der FCB unter Gross wieder Meister und dominierte fortan 1. Liga. In den Zehnerjahren folgten die Meistertitel quasi im Jahrestakt.
Jeder Unternehmer weiss, dass der Aufstieg zur Spitzenposition recht viel Geld kostet. Die Spitze zu verteidigen ist jedoch um einiges teurer.
Und dauert im Gegensatz zum Aufstieg ewig.
Wenn man Herrn Burgener etwas vorwerfen will, dann wohl der Umstand, dass er zum falschen Zeitpunkt sein Geld in den FCB investiert hat.
Oder anderes herum: Es war der cleverste Schachzug im erfolgreichen Wirken der bisherigen Besitzer, den Club genau zu dem Zeitpunkt zu verkaufen, als der Sinkflug schon begonnen hatte.
Irgendwann in den 10er Jahren habe ich die Jahreskarten nicht mehr erneuert. Es wurde irgendwie langweilig, dieses Gekicke an der Spitze.
Siegen zuzuschauen, machte keinen Spass mehr.
Verlorene Spiele hakte man ab, weil am Ende der Saison wurde der FCB eh Meister. Und international war der Club sowieso nur so etwas wie die Vorgruppe für das Spiel der wirklich grossen Clubs.
Aber immerhin sah man mal anderen Fussball als den gegen den FC St. Gallen.
Jetzt ist der FCB dort, wo er zwischendurch mal hingehört: auf den beiden Plätzen hinter dem ersten.
Das kränkt die Seele der Fans. Das beschädigt das Selbstbewusstsein. Das kratzt bei manchen die Sinnfrage ihres Lebens: Was habe ich sonst noch?
Die Fans scheinen von den Gesetzmässigkeiten des Fussballspiels nicht allzuviel zu verstehen, wenn sie meinen, die Spitze sei mit einem Fingerschnippen zu halten.
Oder mit einem Präsidenten, der das Herz der Muttenzerkurve streichelt.
Oder mit ehemaligen Fussballhelden, die, weil sie tolle Fussballspieler waren, gleich auch noch tolle Fussballmanager sein müssen.
Geradezu lächerlich sind deshalb die Volkszornbewegungen, die ernsthaft meinen, mit Unterschriftensammlungen und der Weisheit der Masse bringe man den Club wieder an die Spitze.
Alles wäre viel besser, wenn nur der Burgener nicht wäre?
Was für ein Mumpitz. Als ob man Titelgewinne per Abstimmung der Fans gewinnen könne.
Burgerners Problem ist, dass er zu Beginn seiner Übernahmen tatsächlich auf die Fans gehört hat. Und deshalb Streller und Frei in leitende Positionen holte.
Wo sie offensichtlich frei nach dem Petersprinzip überfordert waren. (Wird ja interessant werden, zu sehen, wo der FC Wil am Ende der Saison steht.)
Der zweite Fehler, den Burgener gemacht hat, ist, dass er alleine den FCB übernahm. (Einfach mal so dahingeworfen: Wo sind denn die Basler, die mal auf die Schnelle 60 Mio. Franken für den Club bezahlt hätten?)
Klar ist es bitter, wenn man der Fan eines Fussballclubs ist, der häufiger als auch schon verliert. Und nicht jedes Jahr Schweizer Meister wird.
Das kratzt am Ego.
Nur stellt sich da die Frage, was das denn für ein Ego ist.
Wenn nun -minu und Frau Herzog mit ein paar anderen Glepfer-Promis den Aufstand proben, dann ist das zwar ein unterhaltsames Spektakel.
Doch sollen, wie gefordert, „neue Besitzverhältnisse“ erreicht werden, muss irgendjemand ein paar Millionen aufwerfen und Burgener (und Degen) den Club abkaufen. (Der Herr Merian Sarasin mit ein paar Kumpels wollte einst, wie er mal in einer Kolumne behauptete.)
Wer also soll diese Millionen à fonds perdu einschiessen, ohne Garantie, dass sich dann der Erfolg einstellen wird?
Vor allem wer soll sich in einem privaten Unterhaltungsunternehmen mit einer Hochrisikosumme engagieren, wenn die Fans den Laden führen wollen?
Was die „Besorgten“ anstreben, ist mit anderen Worten ein Mäzenatentum in Sachen Spass und Spiele fürs Volk.
Das ist kein taugliches Modell im modernen Fussballgeschäft.
Mich erinnert das ganze irgendwie an die Bewegung gegen die Blocher-BaZ.
Die im Sand verlief.
Weil niemand in Basel, der Geld und Verstand besass, die BaZ übernehmen wollte.
Dann kam der Tagi, der die Basler nicht von der Blocher-BaZ befreien wollte, sondern ein Geschäftsmodell hatte, in das sich die Zeitung bestens einpassen liess.
Nachdem Blocher das Unternehmen komplett-saniert hatte.
Wer in Basel Geld und Verstand hat, wird den FCB nicht übernehmen wollen.
Zum einen, weil er in den nächsten Jahren ein Verlustgeschäft bleiben wird und zum anderen, weil es kaum jemand zur Lebensaufgaben machen will, sich mit der unberechenbaren Gefühlslage der Fans rumschlagen zu müssen.
Der FCB, wenn er denn den Besitzer wechseln wird, geht an eine Investorengruppe, in deren (internationales) Geschäftsmodell der Club passt. Der Rest ist dann ein wenig Kommunikation, ein, zwei eingekaufte Stars und, ja, ein paar Siege.
Wer investieren will, wartet jetzt einfach mal ab.
Bis zu dem Zeitpunkt, wo der Wert des Clubs (dank den Protesten) noch weiter gefallen ist und man sich als Retter in der Not präsentieren kann.
Wie der Tagi bei der BaZ.
Christoph Meury meint
Ich hab’s geahnt: Wir Baselbieter haben nicht nur die besten Nachwuchsfussballmannschaften, sondern auch die besten Spieler, die besten Trainer und die allerbesten Fussballmänätscher. Wir sind sowieso die Grössten.
Jungs, wenn wir zusammenlegen, könnten wir den FCB locker übernehmen, die FCB-Fan-Sozis am Spielrand stehen lassen und den Club endlich wieder zu alter Grösse hochcoachen. Die Kohle kriegen wir locker zusammen und wenn’s dann grad gut läuft kapern wir auch noch das Präsidialdepartement der Stadt und machen daraus endlich ein gutgeschmiertes regionales Super-Kultur- & Stadtentwicklungsministerium. Es wird alles gut werden! Ich sehe den Silberstreifen am Arlesheimer Horizont leuchten…
Steven meint
Femdschämen beim Lesen der Namen der Unterzeichnerinnen.
Franz meint
Schlussendlich ist es wirklich „Rettet Basel 2.0“.
Und hinterlässt den selben schalen Geschmack wie Version 1.0
Grautöne werden nicht zugelassen.
Sehr typisch für Basel.
Aber auch ein richtiger Absteller in einer Stadt zu leben die ständig vor irgendwas gerettet werden muss.
Karl Linder meint
Nicht ganz falsch vom Schreiber MM hier, aber ein paar Dinge müssen dennoch kurz angesprochen werden:
-Waren es wirklich die 60 mio? Einmalzahlung plus Folge Zahlungen über die Jahre?
(in der Presse lass man 1/3 bis 1/2 davon…)
-Ohne Zuschauer / Fans ist das Unternehmen Fussballclub gar nix mehr
-Burguner hat die eigenen Ansprüche (strukturelles Defizit runter) nicht einhalten können. Er wusste um die laufenden Verträge mit den (teuren) Spielern und hat sicherlich einen Finanzplan erstellt, oder etwa nicht?
-Burguner hat kurz nach dem Kauf das Tafelsilber verscheppert, und dafür ordentlich Geld eingenommen, siehe Transfers unten. Nie kommuniziert wurde, wieviel Geld aus dem Club an Drittfirmen (Consulting etc.) geflossen sind.
in der Saison 17/18
Cedric Itten ST FC St.Gallen
Manuel Akanji AB Borussia Dortmund
Renato Steffen MF VfL Wolfsburg
M.M. meint
Niemand muss einen Match besuchen. Was die Finanzen anbelangt – es handelt sich um ein Privatunternehmen, also was soll’s.
Ob es einen nun passt oder nicht.
Karl Linder meint
Die AG und die Holding AG sind im Besitz von Privaten, aber der Verein, und damit die Vereinsmitglieder besitzen immerhin 25% der Aktien der AG, dies nur zur Ergänzung /Richtigstellung.
Christoph Meury meint
Ich hab’s geahnt: Wir im Baselbiet haben nicht nur die besten Nachwuchsfussballmannschaften, sondern auch die besten Spieler, die besten Trainer und die allerbesten Fussballmänätscher. Wir sind sowieso die Grössten. Jungs, wenn wir zusammenlegen, könnten wir den FCB locker übernehmen, die versprengten FCB-Fan-Sozis am Spielrand stehen lassen und den Club endlich wieder zu alter Grösse hochcoachen. Die Kohle kriegen wir locker zusammen, unsere Nepotismuskanäle sind unerschöpflich und wenn’s dann grad gut läuft kapern wir auch noch das tröte Präsidialdepartement der Stadt und machen daraus endlich ein regionales Super-Kultur- & Stadtentwicklungsministerium. Es wird alles gut werden! Ich sehe den Silberstreifen am Arlesheimer Horizont hell leuchten…
gotte meint
heute morgen beim aufstehen blick auf die twitter-timeline: silvia schenker betont, sie seien schon viele und man könne mitmachen – weil fcb und weil basel, natürlich mit fasnachts-referenz (yystoo). zeitgleich angeblich unpolitische klimajugend, die zum mitmachen auf dem bundesplatz aufruft. biotop basel, erst noch kurz vor den wahlen….
Baresi meint
Beim FCB geht es aktuell nicht ums Sportliche, es geht ums Atmosphärische. Bernard Burgener scheint seit Beginn nicht in der Lage oder Willens seine Kundschaft bei der Neuaufstellung kommunikativ mitzunehmen. Das der Verein sich neu aufstellen muss ist fast jedem klar, dass es dabei rumpelt und man nicht immer gewinnen kann auch. Bei alle dem darf man aber eine durchgängige und nachvollziehbare Kommunikation der Entscheide erwarten. Letztlich geht es um Krisenkommunikation unter besonderen Umständen (Fussballvereine sind keine normalen Firmen), Ihr Fachgebiet, oder? Ob die Aktion lächerlich ist oder nicht spielt keine Rolle, sie ist vor allem Ausdruck der starken Verbundenheit der Zuschauer mit dem Verein. Etwas, dass jedes Unternehmen gerne hätte. PS. Wenn Streller, Frei und Ceccaroni ein Fehler waren, wie ist dann das Engagement und der Einfluss von Karli Odermatt zu werten?
Thilo Odenwald meint
Ich finde, Frau aRR Pegoraro sowie Ihr Arlesheimer Heizpilz-Balz verdienen unbedingt ausdrückliche Erwähnung in diesem Forum. Köstlich, die beiden, wie ihnen keine Chilbi zu bieder ist, um gegen das Vergessen zu kämpfen.
Theo meint
Am Schluss wird es wohl ein Boss aus der Türkei, Tschetschenien oder Polen sein, der sich einkauft. Da hat es ja auch schon Beispiele gegeben.
Dubai, Qatar und Saudi-Arabien sind ja nach England ausgerichtet.
Gut, vielleicht kommt jemand aus China – sozusagen als interne Konkurrenz zu GC^^
Und der Fanzorn wird am Anfang laut sein und sich dann irgendwann verziehen
Franz meint
Ja soll doch die MK einen Teil ihrer Sozialhilfe nach Abzug von Alk und Zigis auf die Seite legen und den FCB samt FCB-Mumie Odermatt kaufen.