Wenn etwas Unerwartetes passiert, das den Alltagsbetrieb stört, legen Menschen, besonders in der Schweiz, ein unglaubliches Tempo vor, um so rasch wie möglich alles wieder in Ordnung zu bringen.
Genau so handelt die Baselbieter Regierung, in dem sie den Wahltermin für die Ersatzwahl für Herrn Zwick auf den 12. Mai legt.
Und zwar ohne Not und weil man einen Denkfehler gemacht hat.
Denn, copy + paste, das Gesetz sagt:
§ 31 Ersatzwahl
Scheidet ein Mitglied einer Behörde vor Beginn oder während der Amtsperiode aus, wird für den Rest der Amtsdauer eine Ersatzwahl gemäss den §§ 28-30 durchgeführt.§24 Begriffe
Mit der Ersatzwahl wird das vor Beginn oder während der Amtsperiode ausgeschiedene Mitglied einer nach dem Mehrheitswahlverfahren gewählten Behörde ersetzt. Die Ersatzwahl ist in der Regel innert vier Monaten nach Ausscheiden des Mitgliedes durchzuführen.(40)
Mit anderen Worten, man könnte die Wahl jetzt zur Ersatzwahl von Herrn Zwick erklären und die Ersatzwahl für Herrn Ballmer auf September ansetzen.
Schliesslich ist Herr Ballmer noch immer im Amt, er tritt erst Ende Juni zurück.
Denn: Mit dem unerwarteten Ableben von Herrn Zwick ist die Wahl vom 3. März de facto und de iure eben nicht mehr eine Ballmer-Nachfolgerwahl, sondern eine Ersatzwahl für Herrn Zwick.
Hätte man diese auf der Hand liegende Logik bemerkt und hätte entsprechend gehandelt, hätten die Parteien und alle möglichen Kandidaten (und auch die Wähler) mal ein paar Wochen Zeit, um Luft zu holen.
Doch die Menschen sind nun mal so, wie sie sind, d.h., wenn sie mal gedanklich eingespurt sind – „wir wählen einen Ballmernachfolger“ – bringt man sie, auch wenn völlig Unerwartetes passiert, nicht vom eingespurten Trampelpfad ab.
Deshalb wird die sogenannte Zwick-Ersatzwahl halt auch im gestreckten Galopp durchgezogen, werden wir am 21. April, je nach Ausgang vom 3. März, das Ergebnis der Ballmer-Nachfolge erfahren und am 22. April die Wahlunterlagen für die Zwick-Nachfolge im Briefkasten finden.
Die Parteien sehen sich gezwungen, schon nächste Woche ihren Kandidaten zu küren.
Und werden ziemlich sicher sowohl intern als auch untereinander Geschirr zerschlagen, weil niemand sich die Zeit nimmt, mal innezuhalten, um in Ruhe nachzudenken, wie und mit wem es jetzt weitergehen soll.
Deshalb frage ich: Was soll dieser Quatsch?
befi meint
So weit braucht man(n) gar nicht zu denken. Der Termin richtet sich wieder einmal direkt gegen die Frauen (Familienartikel hin oder her). Hey – der 12. Mai 2013 ist Muttertag (!!!!) und in den Wahlbüros zählen vor allem Frauen die Stimmen aus (bei uns sind es sogar 100% Mütter…). Nicht, dass mir persönlich dieser Tag wichtig ist (ganz im Gegenteil), aber so denken wohl nicht alle. Zumal wir ja nun monatlich aufgeboten werden, um irgendwelche Wahlzettel auszuzählen – was das den Steuerzahler nur wieder kostet….und sämtliche Restaurants in der Region werden an diesem Tag leer sein – die Mütter sind dann leider in den Wahlbüros beschäftigt 😉
liberopoulos meint
Ich finde den Termin gut. Dann können nach der Wahl vom 3. März die Plakate gleich hängen gelassen werden. Vielleicht für den zweiten Wahlgang Nachfolge Ballmer oder die Nachfolge Zwick mit dem gleichen Kandidatenkarussell.
Gerbi meint
War das wirklich eine Kurzschluss-Trampelpfad-Reaktion? Die Regierungsräte waren schon länger über den Gesundheitszustand von Zwick informiert (steht in der Papier-Zeitung). Sie hatten also alle Zeit, sich auf die Situation vorzubereiten. Der Zeitdruck ist gewollt, es würde mich nicht überraschen, wenn im Hintergrund bereits der gewollte Kandidat feststeht. Allfällige Konkurrenten können mit der knappen Zeitbemessung überrumpelt und abgehängt werden.
M.M. meint
Es denken nicht alle so zynisch und hinterhältig wie Sie. 🙂
Meine Erfahrung in solchen Situationen besagt, dass die betroffene Gruppe zwar mit dem Schlimmsten rechnet, aber diesen bis zuletzt nicht wahrhaben will.
Ich unterstelle den Regierungsleuten kein Kalkül, das ist Psychologie und Trauerarbeit.
Joggeli meint
Sie scheinen mir tatsächlich der Einzige, der dies bemerkt hat!