Die Medien sind überrascht und Frau Bernasconi wittert Morgenluft. Allein, sie wird die Juni-Wahl für den Basler Regierungsrat nicht gewinnen.
Das liegt zum einen an den Zahlen.
Und zum anderen an der Kernfrage, die da lautet: Wie kann 2016 der Einzug der SVP in die Basler Regierung verhindert werden?
Frau Bernasconi hat im ersten Durchgang 35% der Stimmen gemacht, das sind mehr, als man links und rechts erwartet hat. Aber es ist ein weiter Weg bis 50+-Prozent.
Wo sollen denn die fehlenden Prozent herkommen?
Weshalb ihr Resultat nicht so ist, dass sie Herrn Engelberger wirklich gefährlich nahe gekommen ist.
Er hat mit seinen 41.3% zum einen sein Potenzial bei den „traditionellen Bürgerlichen“ ausgeschöpft und zusätzlich noch rund 6% aus dem linken Lager geholt.
Herr Rutschmann hat mit seinen 17.7% hat ziemlich exakt die Stammwählerschaft der SVP im Kanton Basel-Stadt abgeholt.
Das ist die nüchterne Ausgangslage.
Für den zweiten Wahlgang können wir von einer tiefen Stimmbeteiligung unter 30% ausgehen, was dem CVP-Kandidaten nützen wird. Ebenso können wir davon ausgehen, dass diejenigen SVP-Wähler, die nochmals zur Urne gehen werden, Herrn Engelberger wählen.
Bleibt also die Frage, was die linke Wählerschaft machen wird.
Von der darf Frau Bernasconi am 22. Juni nicht mehr allzuviel erwarten, selbst wenn sie auf die Stimmen der Frauen hofft. Denn ihr relativ gutes Resultat hat die linken Strategen eher aufgeschreckt als erfreut.
Klar hätte es ein geschlossenes linkes Lager mit seinem 43%-Wähleranteil (SP, Grüne, Basta) in der Hand, die CVP aus der Regierung zu kippen.
Nur, wo läge da der Nutzen?
Es geht gar nicht mehr darum, wer ab Juli für Herrn Conti in der Basler Regierung sitzt. Die Frage lautet vielmehr: Wie kann 2016 der Kandidat der SVP verhindert werden?
Der erste Schritt ist, dass man im Juni den CVP-Sitz der CVP überlässt.
2016 tritt man erneut mit vier Kandidaten/innen an, falls Frau Herzog zurücktritt, gar mit einer neuen Frau. Trotz Dauerbeschuss der BaZ – oder gerade deswegen – wird man die Mehrheit im Regierungsrat behaupten können.
Und zuschauen, wie sich die LDP und die SVP einen Kampf um den frei gewordenen Eymann-Sitz liefern. Denn Baschi Dürr (FDP) und Lukas Engelberger (CVP) kann man auch 2016 als gewählt betrachten.
Taktisch gelingt es also der Linken mit ihrer Nichtunterstützung von Frau Bernasconi im Juni 2014, 2016 ihre vier Sitze zu sichern.
Und gleichzeitig verhindert sie, dass das traditionell-bürgerliche Lager den Schulterschluss mit der SVP wagt.
Weil die LDP kein Interesse daran haben kann, mit der doppelt so starken Rechtspartei ein Päckli zu machen.
Weil es nicht gelingen wird, einen Sitz der Linken zu holen, ist der Verlust des eigenen Regierungsratssitzes für die LDP die wahrscheinlichste Wahlperspektive.
Oder andersherum: Ein durch die Linke ermöglichte Wahlsieg von Frau Berlusconi Bernasconi wäre die grösstmögliche Brüskierung des traditionell-bürgerlichen Lagers und würde dieses in die Arme der SVP treiben.
Der von einer geballten Wut der Bürgerlichen genährte Wahlkampf könnte dann in der Tat der Linken einen Sitz kosten.
Frau Bernasconi ist auf diesem Schachbrett nur ein Bauer.
Man wird ihn ohne Emotionen schon mit dem zweiten Zug opfern.
Rainmaker meint
In der Tat; fast schon eine zu nüchterne Analyse, aber wohl nicht ganz so falsch…..
Linder Karl meint
Hätte eigentlich schon erwartet, dass Sie mit Ihrer spitzen Feder thematisieren, wie ein 39jähriger so konservativ sein kann in dem Alter.
M.M. meint
Gute Bemerkung. Das ist in der Tat irritierend. Das Problem ist jedoch, dass die Konkurrenz bei dieser Wahl schlicht noch eigenartiger ist.
Basel-Stadt wird erst dynamischer werden, wenn die Landschaft dazustösst 🙂
Hausfrau Hanna meint
Jössas,
lieber Herr Arlesheim Reloaded,
jetzt haben Sie mich aber mit dem ‚Wahlsieg von Frau Berlusconi‘ sehr erschreckt!
Ich hoffe, das war nur ein Verschreiber…
Herzlich grüsst aus der Stadt
Hausfrau Hanna
M.M. meint
Berlusconi – das passiert mir immer mal wieder, Mist. Die Frau ist ja politisch nun wirklich nicht in dieser Ecke zu verorten.