Weil wir es davon hatten: Wer die amerikanische Gesellschaft durch Literatur verstehen möchte, sollte den Gesellschaftsroman „Manhattan Transfer“ von John Dos Passos ganz oben auf seine Must-Read-Liste setzen.
Ich habe in vor gut vierzig Jahren gelesen und es ist gibt kaum ein Buch, das mich mehr beeindruckt hat.
Der Roman handelt in den 1920er Jahren in New York und erzählt die Geschichten einer Vielzahl von Charakteren – darunter aufstrebende Journalisten, gescheiterte Künstler, und hart arbeitende Einwanderer – die alle versuchen, in der hektischen und oft gnadenlosen Metropole Fuss zu fassen.
In den teils lose verbundenen Episoden treffen die Figuren immer wieder aufeinander und verkörpern die Träume, Hoffnungen, und auch die Enttäuschungen, die das Grossstadtleben mit sich bringt. Es geht ums Überleben, soziale Ungleichheit, um Erfolg und Enttäuschungen. Dos Pasos zeichnet das Bild einer amerikanischen Gesellschaft in der oftmals gnadenlosen Heimatstadt Trumps.
An diesem gesellschaftlichen Grundmuster hat sich in den letzten hundert Jahren nichts verändert.
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Ich lese allerdings keine Romane mehr.
In aller Bescheidenheit: Die wirklich guten habe ich gelesen, und die aktuellen Neuerscheinungen interessieren mich inhaltlich nicht. Offenbar bin ich aus dem Zielpublikumsraster gefallen.
Ich schaue stattdessen Serien.
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Ähnlich wie „Manhattan Transfer“ bietet die Westernserie „Yellowstone“ einen tiefen Einblick in die Befindlichkeiten der Amerikaner abseits der städtischen Zentren.
Die Serie handelt von der Familie Dutton, die in in Montana die grösste zusammenhängende Ranch der USA besitzt. Im Kern geht es darum, dass sich jemand Land mit Pistole und Gewehr Land aneignet, um anschliessend über Generationen hinweg einen Kampf gegen andere zu führen, die der Familie das Land streitig machen und sie vertreiben wollen: Landentwickler, die indigenen Nachbarn, die Regierung.
Die Serie behandelt uramerikanische Themen wie Macht, Loyalität und Selbstbehauptung – aus der Perspektive jener, die auch als Trump-Wähler gelten könnten.
Als Bonus gibt es noch eindrucksvolle Naturaufnahmen dazu.
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Und schliesslich Band of Brothers, die Geschichte der berühmten Easy Company. Die Serie basiert auf wahren Begebenheiten und konzentriert sich auf den Zusammenhalt, die Opfer und die psychischen Belastungen der Soldaten im Krieg.
(Man staunt und wundert sich, was diese Generation aus Überzeugung auf sich genommen hat.
Anders als eine Erzählung über die amerikanische Innenpolitik (wie z.B. El Paso für Grenz- und Immigrationsfragen steht), konzentriert sich Band of Brothers auf die Realität der Amerikaner, die nach Europa in den Krieg ziehen und sich mit der Komplexität der Soldatenerfahrungen auseinandersetzen müssen.
Die Serie reflektiert amerikanische Werte wie Tapferkeit, Zusammenhalt und Opferbereitschaft in einem erbarmungslosen Konflikt und beleuchtet so einen weiteren Aspekt des amerikanischen Selbstverständnisses, gerade von Trump-Wählern.
Vor dem Hintergrund, dass dies der erste und letzte Krieg der USA war, in dem unmissverständlich klar war, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehörte.