Unter dem Titel „Hurra, der Baselworld gehts schlecht“ habe ich in einer BaZ-Kolumne den Pressesprecher der MCH Group über die Zukunft der Basel World wie folgt zitiert:
Wir wissen im Moment nicht genau, wie die Zukunft aussieht, die Veränderungen am Markt sind noch im Gange. Es ist schwierig zu sagen, wo wir in drei oder fünf Jahren stehen werden.
Das war im November 2017 und ich noch optimistisch.
Weil ich mal ins Blaue hinaus schrieb, dass es die Basel World erst im Jahr 2025 nicht mehr geben werde.
Woraus ich folgerte: „Basel muss sich die folgerichtige Frage stellen: Was machen wir, wenn es die Baselworld in sieben Jahren nicht mehr gibt?“
Ich muss meine Kolumne hier nicht in Gänze wiederholen.
Nur soviel: Ich plädierte für eine Umnutzung des Herzog-de-Meuron-Baus – was übrigens kein Problem darstellt.
Statt eines Messebaus, der die meiste Zeit einfach leer steht, könnte man dort neue innovative Unternehmen der Kreativindustrie (u.a. Industrie 4.0) ansiedeln.
Weil: Die Zukunft gehöre der Stadt.
Jetzt sei die Zeit, die entsprechenden Konzepte auszuarbeiten.
Inzwischen weiss ich, dass ich zu optimistisch war: Die Baselworld gibt es schon im Jahr 2020 nicht mehr.
Und Basel, insbesondere die Abteilung Stadtentwicklung, hat die letzten drei Jahre verschlafen.
Ich bilde mir ja nicht ein, dass Lukas Ott und seine Frauen (und die paar Männer) wegen einer Messmer-Kolumne in die Hände spucken.
Aber man kann doch durchaus annehmen, dass ein Chefbeamter, dessen Job es ist, über die Zukunft der Stadt nachzudenken, selbst auf die Idee kommt, Konzepte zur Frage: Was, wenn, zu entwickeln.
Einfach deshalb, weil das verdammt nochmal sein Job ist. Und weil dieser Job beim Kanton mit einem Spitzengehalt entlöhnt wird.
Schauen wir also den Tatsachen ins Gesicht: Lukas Ott – ich habe persönlich überhaupt nicht gegen ihn, es geht hier darum, wie er seinen Job macht – ist eine krasse Fehlbesetzung.
So wie seine Chefin im Regierungspräsidium – wo ist die eigentlich, im Homeoffice? – eine krasse Fehlbesetzung ist.
Krisen wie diese zeigen ziemlich brutal auf, wer zur Führung taugt und wer nicht.
Lukas Ott ist seit Dezember 2017 Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung Basel-Stadt.
Seither ist er meines Wissens mit keiner einzigen originellen Idee aufgefallen, nicht mal mit einer durchschnittlichen – oder sollte ich da etwas verpasst haben?
War ja zwischendurch immer mal wieder weg.
Für was er in Erinnerung bleiben wird, wenn er denn demnächst oder irgendwann mal seinen Posten räumt, sind geschwurbelte Sätze, die niemand versteht, wie dieser kürzlich auf Twitter zur aktuellen Corona-Situation:
Vor allem benötigen wir transformative Kapazitäten, um zu lernen, uns beständig und neu unvorhersehbaren Bedingungen anzupassen und den Wandel als Chance zu begreifen.
Okay, kann man so sagen.
Und jetzt?
Lieber Lukas, mehr Wandel und unvorhersehbare Bedingungen als jetzt wird es in deinem ganzen Leben nie mehr geben! Und zur Erinnerung: Die „transformativen Kapazitäten“ musst du mit deiner Stadtentwicklung bereitstellen.
Also, dear Lukas, take your chance.
Aber nicht irgendwann, sondern gleich morgen früh um acht in deinem Büro.
PS: Möglicherweise brauchen Herr Ott und Frau Ackermann einen Impuls, einen Tritt irgendwohin zum Aufwachen.
Kurz: einen Auftrag.
Vorstoss der Bürgerlichen und wer sonst noch mitmachen will: Der Stadtentwickler soll bis Ende Juni ein erstes Grundlagenkonzept vorlegen, wie sich seine Abteilung die Zukunft der Stadt ohne Baselworld vorstellt, unter besonderer Berücksichtigung der Tatsache, dass es jetzt zuviele Hotelbetten gibt, Luxusläden aus der Freien Strasse verschwinden werden, KMU-Betriebe am Rand des Abgrunds balancieren und die Gastronomie mehr als weniger am Boden liegt.
„Wie weiter Basel?“ ist DAS Thema des Herbstwahlkampfes. Falls es noch niemand gemerkt hat.
PS 2: Illusionslos: Die Basler werden gar nichts tun, ausser Geld verteilen. Big Pharma rettet die Stadt vor dem Absturz.
Arlesheimreloadedfan meint
Es ist doch schön wenn die Basler Geld,an „grüne Vollblutpolitiker“ aus der Landschaft verteilen.
Warum soll ein Grüner, Luxus-Hotels, -Läden und -Gastronomen retten?
Immerhin hinterlässt der Messewahnsinn einiges an Parkplätzen,im Kleinbasel.
Die überflüssigen Bauten stören dort auch viel weniger als Bottas Kasino in Campione! Stararchitekten sollte man ausserhalb von Grossstädten ein absolutes Bauverbot erteilen.
Franz meint
hmmm…
Konnten sie überhaupt je was anderes als Geld verteilen?
In meinen über fünfzig Jahren kann ich mich nicht daran erinnern.
Auch total faszinierend die jahrzehntelange Anspruchslosigkeit der Basler Bevölkerung.
Die Basler haben nie – wirklich nie – irgendwas in diesem Kanton hinterfragt.
Philipp Waibel meint
Grossartig!