Gestern hat ja der Beitrag zu den Ständeratswahlen einen Schlagabtausch zwischen Herrn Eberhardt und mir über die Deutsche Rechtschreibung geführt.
Herr Eberhardt ist Werber und Politberater und ist als solcher für Frau Fetz und Herrn Janiak tätig, das ist zumindest meine letzte Information von einem der beiden Kandidaten.
Die Aufgeregtheit im Lager von Herrn Janiak kann ich gut verstehen. Denn es ist durchaus möglich, dass Herr Janiak diese Wahl verliert.
Dazu bedarf es a) einer tiefen Wahlbeteiligung im ersten Wahlgang (ist wahrscheinlich), es braucht b) eine Alternative (ist vorhanden) und c) es fehlt an tatkräftiger Unterstützung durch bürgerliche Sympathisanten.
Was direkt zur Frage führt: Wo ist das Komitee von Herrn Janiak?
Diese Frage ist insofern interessant, wenn nicht gar brisant, als Herr Janiak 2007 mit sehr prominenten FDP-Exponenten in seinem Komitee glänzen konnte, beispielsweise mit Herrn Koellreuter und Herrn Rhinow.
Denn es war bei den letzten Wahlen für einen aufgeklärten Bürgerlichen geradezu ein Muss, sich in die Komiteeliste des Sozialdemokraten einzutragen und gegen Herrn Straumann von der SVP zu sein.
Doch jetzt ist alles anders. Das aufgeklärte Bürgertum setzt nicht mehr auf die Karte Janiak.
Wer der SVP dieses Mal eins auswischen will, muss nicht mehr Janiak wählen, sondern hat in der CVP-Frau Schneider eine Alternative. Und kann damit gleichzeitig unterstreichen, dass die seinerzeitige Wahl des SP-Mannes aus der Not geboren war.
Ein Indikator, dass es dieses Mal so nicht läuft, wie die Wahlkämpfer des Herrn Janiak sich das vorstellen, sind wiederum die Herren Koellreuter und Rhinow,
Sie sitzen nun im Komitee von Frau Schneider, beide als Co-Präsidenten desselbigen.
An der Pressekonferenz des Kandidaten, ich glaube es war im August, wurde gefragt, wie viele Unterstützer Claude Janiak denn habe. 250 Leute, wovon 90 Bürgerliche, lautete die Auskunft von alt Regierungsrat Schmid. Wer diese Bürgerlichen denn seien, wurde nachgefragt. Das werde man zur gegebener Zeit publik machen.
Zur gegebenen Zeit – ja wenn die nicht jetzt ist, wann ist sie dann?
So wird denn die Veröffentlichung der Sympathisantenliste einen interessanten Hinweis darauf geben, wie stark der Support für Herrn Janiak im bürgerlichen Lager tatsächlich ist.
Doch halten wir uns an die hohe Kunst der Wahlarithmetik.
Rechnen wir also mal durch: Herr Janiak bekommt die Stimmen der Linken und Grünen mehr oder weniger geschlossen. Damit kann Herr Janiak im ersten Durchgang mit einem Grundstock von 30 bis 32 Prozent der Stimmen rechnen. Ein paar letzte „aufgeklärte Bürgerliche“ aus FDP, GLP, EVP bringen ihm nochmals 8 bis 10 Prozent.
Macht unter dem Strich zwischen 38 und 42 %. Das ist Herrn Janiaks Schicksalsbandreite.
Denn damit erreichen die beiden bürgerlichen Kandidaten mit 58 bis 62 Prozent die Mehrheit und ein zweiter Wahlgang ist angesagt.
Herr Baader kann dank seiner SVP und ein paar parteiunabhängigen Konservativen auf einen 24-, 25-Prozentanteil hoffen , dazu noch auf 6 bis 7 % aus der FDP, macht für ihn 30 bis 32 %.
Das Wählerpotenzial von Frau Schneider liegt zwischen 26 % und 32 Prozent. Ihr mögliches Resultat weist derzeit die grösste Spannweite auf. Denn im Moment ist noch nicht abzuschätzen, wie das aufgeklärte Bürgertum sich tatsächlich verhalten wird und ob sie auch Frauen im links-grünen Lager erreichen kann.
Ob nun im ersten Wahlgang Frau Schneider vorne liegt oder Herr Baader spielt gar nicht eine so grosse Rolle. Herr Baader wird auf keinen Fall ein zweites Mal antreten, denn er weiss, er kann gegen Herrn Janiak nicht gewinnen.
Ergo läuft es so oder so auf Frau Schneider hinaus.
Die Formel für den Sieg von Frau Schneider im zweiten Wahlgang lautet so: Die Hälfte von Baader plus Schneider ist grösser als Janiak.
Ja, es wird eng für Herrn Janiak.
PS 1: Frau Schneider hat es bisher verpasst, den Frauenbonus abzuholen. Sie könnte darauf hinweisen, das Baselland mit ihr zur ersten Ständerätin überhaupt kommen könnte. Das brächte ein paar zusätzliche links-grüne Frauenstimmen plus Sympathien bei bürgerlichen Wählerinnen.
PS 2: Schreibfehler, Herr Eberhardt, auf der Website von Herrn Janiak liest man: Leistungsauweis 2007 – 2011 , Leistungsauweis? Müsste das nicht Leistungsauweia heissen?
Michael Przewrocki meint
Für Besonnenheit in Bern brauchts kein Komitee.
C.P. meint
Verzehung 🙂 Von aussen betrachtet wirkt das alles ein wenig seltsam. (ich hab nicht geschrieben, idiotisch) da könnte ja herr moll mit seiner prager fraktion noch recht behalten: divide et impera ? oder handelt die story nur vom biet? tja. unser föderalismus. eine bernerin hat keine ahnung, was sich dort unten tut. aber es scheint sich was zu tun. :-9 und wie.
Markus F. meint
Urs Eberhardt ist parlamentarischer = persönlicher Mitarbeiter von SR Claude Janiak:
http://www.beobachter.ch/justiz-behoerde/buerger-verwaltung/artikel/lobbyisten_die-gaeste-der-parlamentarier/
Wird Janiak nicht wiedergewählt, verliert Herr Eberhardt ein Mandat, das nicht schlecht einschenkt. Wie von Manfred Messmer richtig beschrieben ist die Ausgangslage diesmal eine gänzlich andere. Daher ist Janiaks Abwahl nicht unrealistisch. Kein Wunder wird Eberhardt nervös.
Ich finde auch: es wird Zeit für die erste Baselbieter Ständerätin!
■De gustibus non est disputandum meint
Man beachte auch die tagesaktuelle Homepage von Herrn Janiak (www.janiak.ch) mit dem letzten Eintrag vom 25. Juli 2011.
Sinnbildlich ist der Fenstertitel („Ein weiterer WordPress-Blog“) …
Könnte jemand Herrn Eberhardt einen Web 2.0/Social Media-Kurs sponsern?