Gestern hatte Herr Engelberger seinen ersten Tag als Regierungsrat. Weil gegen 80 Prozent der Bevölkerung in Basel-Stadt und fast die gesamte im Landkanton nicht weiss, wer in der städtischen Regierung sitzt, geschweige denn wer dieser Herr Engelberger ist, sei’s hier wiederholt: Der Mann ist der Ersatz von Herrn Conti und gehört der CVP an.
Herr Engelberger ist nicht nur jünger als Herr Conti, er gehört auch einer anderen kathollischen Richtung an. Während Herr Conti aufgrund seiner südlichen Wurzeln den traditionellen Katholiken verkörpert – man kann auch mal schummeln, weil man beichten kann und dann ist Schwamm drüber – ist Herr Engelberger der protestantischen Linie zuzuordnen, der protestantisch-assimilierten.
Schummeln, auch ein klein wenig, liegt da gar nicht drin, weil das mit der Beichte nur als letzter Ausweg gilt, aufgehoben fürs Totenbett, um vor der Fahrt nach oben reinen Tisch zu machen. Ansonsten redet man direkt mit Gott.
Von Herrn Engelberger darf man also korrekte Spesenabrechnungen erwarten.
Überhaupt wird uns der junge Mann nicht enttäuschen. Höchstens zwischendurch nerven, weil er so verdammt ernsthaft und korrekt sein Amt ausführen wird. Das Braten von Hamburgern war wohl seine letzte frivole Tat in seinem noch langen Politikerleben.
Nun ist es ja so, dass Basel-Stadt eigentlich gar keinen Sanitätsdirektor mehr braucht, wie wir im Januar schon mal geschrieben haben. Weil wir alle aber ab und an krank werden und die Hoffnung, Gesund zu bleiben inzwischen wichtiger ist, als die Hoffnung dereinst ins Paradies zu kommen, hat sein Vorgänger folgerichtig das Departement in Gesundheitsdepartement umbenannt.
Gesundheitsdepartement – toll.
Da kümmert sich also eine auf vierhundert Köpfe geschrumpfte Staatsstelle um nichts als um unsere Gesundheit. Herr Engelberger als Chef bekommt dafür rund 300’000 Franken im Jahr korrekt verbucht auf sein Privatkonto überwiesen. (Im Kanton Basel-Landschaft gibt’s auch einen, der nichts anderes tut, mitsamt jede Menge Personal und den man eigentlich auch nicht braucht => #einbasel.)
Ich meine, ein Land, dass sich das leisten kann, muss ein sehr, sehr glückliches Land sein. Dass die Leute in Basel deswegen gesünder sind als anderswo, trifft – gemessen an den Krankenkassenprämien und der Ärztedichte – leider nicht zu.
Herr Engelberger hat also noch einiges zu tun.
Wobei, eigentlich ist das mit der Gesundheit so eine Sache. Im Grunde genommen ist Herr Engelberger, wie sein Vorgänger auch, nichts anderes als ein Staatsminister des städtischen Finanzdepartements.
Weil des Basler Gesundheitsministers wichtigste Aufgabe der Sitz in der schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz ist. Das ist der Ort, wo hinter verschlossenen Türen und ohne direktdemokratische Legitimation die schweizerische Gesundheitspolitik gemacht wird.
Was so viel bedeutet wie: Hier wird über nichts anderes als über inzwischen spärlich vorhandenes Geld entschieden.
Fällen die anderen Vertreter der Kantone saublöde Entscheide, zum Beispiel unsinnige Sparübungen bei den Medikamentenpreisen oder gar die Unterstützung von Parallelimporten, dann hat das direkte Auswirkung auf die Steuereunnahmen und damit auf die Befindlichkeit der Baslerinnen und Basler.
Und so gesehen auch auf deren Gesundheit.
Wenn Herr Oeri kürzlich meinte: „Was gut ist für Roche, ist auch gut für die Familie“, dann gilt deshalb für Basels Finanzdirektorin Herzog der Satz: Was gut ist für Roche und die Familie, ist auch gut für Basel.
Seit die Kantonsspitäler in die staatlich gelenkte unternehmerische Freiheit entlassen wurden, muss der Basler Gesundheitsabgeordnete des Finanzdepartements überdies dafür sorgen, dass in diesem Bereich nicht allzu viel koordiniert, sprich: von den einen zu den anderen verlagert wird. Schliesslich kostet, anders als früher, jedes Bett weniger in der Uniklinik den Kanton bares Geld.
Allerdings haben die Bürgerlichen mit Herrn Engelberger noch mehr vor.
Sollte Herr Morin in gefühlt fünfzig Jahren als Stadtpräsident zurücktreten, wäre Herr Engelberger noch jung genug, um dessen Nachfolge anzutreten.
Er ist der Typ, der nicht nein sagt, wenn ihn die Pflicht ruft.
Wir wünschen ihm viel Erfolg im Amt. Und dass er schon heute keine Probleme mehr mit der Kaffeemaschine hat.
Blacky meint
Bitte nicht immer so negativ! Immerhin weiss ich nun, dass der Neue Velofahrer ist mit Anzug und Helm (Conti hatte nur ein Cabrio und liess seine Haare im Winde flattern).
Sissachr meint
Das Gesundheitsdepartemente BS hat per Ende Juli genau 291.2 Full time equivalents, also 100%-Stellen. Davon sind 95 in den Zahnkliniken beschäftigt, kümmern sich also direkt um die Zähne. 80 weitere Stellen verteilen sich auf das Institut für Rechtsmedizin, das kantonale Labor und das Veterinäramt. Die Schützen Sie vor Seuchen, alkoholisierten Autolenkern und Grüselbeizen. Dann gibts da noch 100 Leute, die Sie wohl allesamt als überflüssig erachten. Die machen so Sachen wie Schuluntersuchungen, Koordinieren die Drogenpolitik, Stellen die Versorgung mit Pflegeplätzen in Altersheimen sicher, Rechnen mit den Spitälern den gesetzlichen kantonalen Anteil an Ihren Pflegekosten ab und ja – machen Prävention, wie von so vielen Politikern gefordert. Bei einer Fusion kann man sicher dieses und jenes zusammenlegen. Aber es bleiben gleich viele Schüler und damit Lehrer, Kriminalfälle und damit Polizisten und Staatsanwälte, Patienten und damit Ärzte- und Pflegepersonal. Da und dort einen Pressesprecher oder einen Controller weniger, das wärs dann so etwa.
Phil Bösiger meint
@Sissachr: Danke für die Erklärung. Ich sehe damit keinen Grund, Bereiche wie die Zahnkliniken, das Kantonale Labor oder die Rechtsmedizin nicht gleich der Sanität und damit dem JSD zuzuweisen. SOmit könnte das Sanitätsdepartement tatsächlich aufgelöst werden. Vielleicht teilen sich die Herren Engelberger und Dürr dann die Fuhrung des neuen JSD im Jobsharing, oder Engelberger übernimmt den Job von Dürr an dessen Waschtagen…..
Meury Christoph meint
Das Gesundheitsdepartement Basel-Stadt und die Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion Baselland sind zwei Verwaltungsapparate, welche sich um ein und dieselbe Sache kümmern: Die Gesundheit und Gesundheitsversorgung der Bevölkerung unserer Region. Also darf die vereinfachte Formel in Zukunft durchaus lauten: Beide Verwaltungen zusammenlegen und halbieren. Halbieren! Das wäre ein anständiger Spareffekt für beide Gemeinwesen.
Vielleicht hilft uns hier die asketische und rationale (protestantische) Ethik von RR Engelberger weiter. Viel Glück!
Trashbarg meint
Wenn’s denn die Oberbaselbieter Rampassen und die kämpferische SVP Sturmtruppe nicht versauen, könnte das durchaus ein vernünftiger Ansatz Ansatz sein.
Nächster Termin ist übrigens der