Selbstverständlich ist es für Politiker derzeit nicht leicht, die Nerven zu behalten. Als Sofortmassnahme ein paar Atomkraftwerke abzuschalten, ist eine Massnahme, die gut für die Nachrichtensendungen ist, aber keinen Deut mehr Sicherheit bringt.
Gesetzt der Fall, die Politik in der Schweiz entscheidet sich definitiv gegen die Atomoption, dann wird es spannend werden. Spannend insofern, als dann auf den Tisch muss, wo und in welchem Umfang alternativer Strom in der Schweiz erzeugt werden kann. Und zu welchem Preis.
Es gibt ja diese Vorstellung, die Schweiz solle sich an Offshore-Anlagen in der Nord- und Ostsee beteiligen. Also eine neue Art von Energieabhängigkeit vom Ausland. Das Problem dabei ist, dass schon seit Jahren der Bau von den notwendigen neuen Stromleitungen vom Norden zu uns durch Einsprachen blockiert sind.
Der Stromkonsum wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Unser Wirtschaftssystem ist derart von einer sicheren Stromversorgung abhängig, dass kein Platz für unrealistische Foederung bleibt.
Deshalb kann man es drehen und wenden wie man will: am Ende des Tages fährt auch das modernste Elektrovelo halt mit Strom, ist die Kasse im Coop ohne Strom nicht funktionstüchtig, bleiben Tram und Bahn ohne elektrische Energie in den Depots, schalten sich die Computer und elektronischen Steueranlagen in den Unternehmen einfach ab.
Auch das sind reale Risiken mit derzeit nicht bezifferten Folgen.
Wir sind alle nicht auf eine Mangelwirtschaft eingerichtet. Würden die übrigen Kantone dem Beispiel Basels folgen und auch auf Atomstrom verzichten, würde den Basler klar werden, dass ihnen 40 % ihres Strombedarfs fehlen.
PS: die Basler wollen nicht mal Windanlagen auf ihrem Kantonsgebiet.
jamie oliver meint
Dieser Text könnte direkt von economiesuisse oder vom Pressevetreter der Alpiq stammen. Was noch fehlt ist das Wort „Stromlücke“. Aber sonst. Gähn. Wie öfter man es auch sagt. Es wird deshalb nicht wahrer. Ich könnte jetzt auch meine Argumente und Zukunftsaussichten darlegen aber die haben wir auch schon alle gehört.
Fakt ist: solange nichts getan wird, finden wir nicht raus wer recht hat. Jetzt müssen Taten folgen. Solaranlagen müssen besser subventioniert werden. Alte AKWs kurz und langfristig sukzessiv vom Netzt.
h.s. meint
Eine Meinung ist nicht falsch nur weil er mit der Meinung eines Nutzniessers übereinstimmt. Fakt ist, dass wir Energie brauchen. Wir können beschliessen Milliarden in Anlagebau zu stecken. Windmühlen bauen, Solarzellen installieren. Aber momentan ist 40% des Stromverbrauchs aus Atomstrom. Bevor wir Ersatz gebaut haben, sind wir schnell 20-30 Jahre weiter. Der Energieverbrauch wird ansteigen, Damit brauchen wir noch mehr. Wir können wählen. Neue Kernkraftwerke oder neue Gaskraftwerke. Mehr Wahl ist er nicht in die nächste 10 Jahre. Die wirkliche Frage ist also: welches Risiko ist grösser, Klimaerwärmung durch CO2 (Weltuntergang gemäss Grün-Links bis 2050) oder nucleare Winter durch Meltdown (Dafür mussen aber viele KKW kaput gehen). Leider haben wir in die achtziger Jahre es verpasst vermehrt auf Wärmekraftkupplung zu setzen. Wir sind in eine Energiesackgasse. ntweder rationierung oder Grosskraftwerke.
Isaac Reber meint
Statt zuerst in Panik zu machen und dann wieder zu vergessen (mit schönen Grüssen aus dem Golf von Mexiko), würden wir uns lieber Gedanken darüber machen, wie ein geordneter Rückzug aus der Öl- und Atomabhängigkeit und eine nachhaltigerere zukünftige Energieversorgung aussehen könnte. Das wäre am realistischsten und am hilfreichsten.
Zuallererst sollten wir aber nicht vergessen, dass es derzeit vor allem Japan ist, das unerträgliches Leid erdulden muss. Dabei spielt es im ersten Moment keine Rolle, wodurch dieses verursacht worden ist, ob mensch- oder naturgemacht.
Elisabeth Schoch meint
Ich will ja nicht panikieren, denn unsere Situation hat sich nicht grundlegend verändert!
Aber man sollte sich auch vor Augen führen, dass das BFE unter der Führung von Moritz Leuenberger (SP) die Gebäudewärme zu grossen Teilen von Erdöl auf Strom, sprich Wärmepumpen, umgepolt hat, und noch immer tut. Weiter muss man wissen, dass der Energieverbrauch für Heizung ca. einen Drittel des Energieverbrauches darstellt. Wir werden also in Zukunft MEHR Strom brauchen, das kann man drehen und wenden wie man will.
Dass die erneuerbaren Energien nicht so schnell greifen werden, ist sogar den Grünen klar. Und wenn wir den Strom selber produzieren wollen, dann ist das nur mit Kernkraft möglich.
Wir stehen also vor zwei Herausforderungen. Kurzfristig den Engpass für langfristige Lösungen anzupacken und langfristige Lösungen mit und auch ohne Gartendenken durchspielen.
José Wolf meint
Mag ja alles stimmen, aber das ist eine Diskussion pro/contra AKW, während doch eigentlich der Augenblick gekommen ist, sich über mehr Sicherheit von AKWs den Kopf zu zerbrechen. Technologien, die im Grunde nicht kontrollierbar sind, sind angsterregend und kein Komfort-, Wirtschafts- oder sonst ein Denken kann dem etwas entgegengehalten werden. M.E. müssen zwingend neuste Sicherheitstechniken für alle AKWs verlangt werden, Störfälle ernster genommen werden und zu Konsequenzen führen – ohne Panikmache…
bugsierer meint
ok, herr heiniger, der punkt geht an sie. allerdings fällt es mir im angesicht der apokalypse in japan schwer, die grosse klappe der beschwichtiger nicht mit kotzen zu kontern. manchmal muss man auch „füdle“ möggen dürfen. so geht das bei uns im emmental. gottseidanknoch.
Markus Heiniger meint
Ich bin zutiefst überzeugt und sage es daher mit Vehemenz und in aller Deutlichkeit: Was uns hier und heute wirklich weiterhilft und woran wir uns deshalb halten sollten sind gegenseitige Beschimpfungen. Solche bringen uns Sicherheit und Strom! So ein richtiges Gewitter und Hagelschauer von gegenseitigen Anwürfen und Beleidigungen können nämlich bestimmt schon bald als erneuerbare Energie genutz werden (und falls doch nicht, so wenigstens die einzelnen Atome der beträchtlichen Masse an Gift und Galle gespalten). Teilen wir also aus und lassen uns provozieren. Dann wird schon bald alles besser!
Oder nehmen wir uns an der Ruhe und Besonnenheit der Japaner ein Beispiel?
José Wolf meint
Das ist ein Kommentar, der sarkastischer nicht sein könnte. Gefällt mir sehr, diese Distanziertheit. Aber andererseits denke ich doch, dass dies zwar nicht der beste Augenblick für Beschimpfungen ist, jedoch Sarkasmus allein auch nichts hilft. Oder vielleicht doch, dass es endlich um die Sache geht, wie viel Risiko ist tolerabel? Geht es hier wirklich um die Schimäre Mangelwirtschaft? Ist nicht eher das Thema „maximaler Ausschluss von Risiken bei AKWs“ angesagt? Und das natürlich mit angemessener Besonnenheit – aber nicht die Besonnenheit der Auswegslosigkeit!
Gotte meint
der markt, sonst ja bekanntlich das mass aller dinge, hat die antwort zur atomkraft schon lange gegeben: risiko schlicht und einfach unkalkulierbar (hoch), ergo unversicherbar (von den privaten versicherungen). die atomkraft ist nur deshalb eine (scheinbare) lösung, weil man seit jahren 1) die unversicherbarkeit in kauf nimmt bzw. über staatshaftung „absichert“ und 2) das problem der atomaren abfälle systematisch verdrängt. es ist mir schleierhfaft, wie angesichts der politischen antwort auf die unkontrollierte kettenreaktion nun von überreaktion gesprochen werden kann. und mal ehrlich: wir könnten einige akws locker einsparen, ohne dass von „mangel“ oder konforteinbusse gesprochen werden müsste. energie ist schlicht und einfach nach wie vor zu billig – deshalb kann man schnell nach NY zum christmas shopping oder unter dem heizpilz die zigi rauchen.
bugsierer meint
die schizophrenen grünen? nur ein uninformierter kotzbrocken kann sowas sagen – mit verlaub. unglaublich…
Philipp Sauter meint
Die schizophrenen Grünen propagieren weniger Stromverbrauch und wollen gleichzeitig Elektroautos fördern…..!? Mir ist nach wie lieber ein Atomkraftwerk in der Nähe als diese ineffizienten und lauten Windräder neben dem Haus.
bugsierer meint
tja, ob wir auf mangelwirtschaft eingestellt sind oder nicht, sie wird uns schneller einholen, als das verständlicherweise vielen lieb ist. das schlecjt, in anbetracht der ereignisse, keine geiss weg. und auch sonst niemand. darauf wette ich eine kiste edelzwicker. nach dem motto: tinken wir ihn noch, solange es noch hat.