Frau Frey war die beste Kandidatin, als es darum ging, den Scherbenhaufen ihres Vorgängers zusammenzukehren.
Ausserdem wollte niemand anderer den Job.
Vor allem keiner der Polterimänner in der Partei, weil diese lieber solange in der Deckung bleiben wollten, bis die neue Präsidentin scheitert. So wurde denn die Wahlkampfverliererin des Jahres 2011, Frau Frey war die verantwortliche Wahlkampfleiterin der FDP, zur neuen Präsidentin gekührt, von Herrn Buser nach vorne geschubst.
Frau Frey macht keinen schlechten Job.
Sie hat es geschafft, Ruhe in die Partei zu bringen, ist herzlich im Umgang, leitet die Parteiversammlungen souverän und hat eine gute Aussenwirkung für die Partei.
Doch Frau Frey ist keine Präsidentin, die sich mit ihrem Amtsantritt eine eigene Hausmacht aufgebaut hat, ist keine Präsidentin, die ihre Partei programmatisch, taktisch und personell nach vorne bringt.
Frau Frey ist eine gut organisierte Geschäftsführerin der Partei.
Dass das nicht reicht, dass das gar das grosse Missverständnis von Frau Frey und ihren Pushern ist, können wir seit Januar miterleben.
Ohne über den nächsten Schritt nachzudenken, plädiert die FDP-Präsidentin seit Monaten für einen vierten bürgerlichen Kandidaten für die kommenenden Regierungsratswahlen.
Dabei machte sie den ersten Fehler, indem sie sich gegen die amtierende Regierungsrätin aus den eigenen Reihen stellte, als diese ihren Anspruch im Januar deponierte. Wochenlang wurde Frau Pegoraro im Ungewissen gelassen („niemand ist gesetzt“) und krampfhaft, ja schon verzweifelt nach einen zweiten Kandidaten in den eigenen Reihen gesucht.
Dem politisch interessierten Citoyen wurde der Eindruck vermittelt, die FDP wolle Frau Pegoraro loswerden.
Als Frau Pegoraro gar mit einem Alleingang drohte, setzte CVP-Parteipräsident Marc Scherrer dem Treiben am 5. Juni mit einem einzigen Interview („Ich werde Weber und Pegoraro unterstützen“) ein Ende.
Frau Frey konnte nun nicht mehr anders, als ebenfalls Frau Pegoraro als gesetzt zu betrachten.
Der zentrale Fehler, den die Parteipräsidentin der FDP in all diesen Wochen gemacht hat: Sie hat eine unsinnige Büza-Diskussion geführt und ist damit der eigentlichen Frage ausgewichen, mit wem denn ihre Partei in den Wahlkampf ziehen will. Und sie hat sich nie die allererste Frage gestellt, nämlich ob es überhaupt im Interesse der Partei ist, wenn die Bürgerlichen einen vierten Platz besetzen.
Wenn man mit etwas gesundem Politikerverstand davon ausgehen muss, dass es sich um einen SVP-Kandidaten handeln wird.
Auch hier wurde sie von Marc Scherrer vorgeführt. Die CVP hat seit Januar immer wieder betont, das sei okay mit der vierten bürgerlichen Kandidatur. Man wolle jedoch zuerst wissen, mit WEM denn die beiden anderen in den Wahlkampf ziehen wollen.
Diese zentrale Frage ist bis heute Montag unbeantwortet. Und die FDP hat noch immer keinen Kandidaten, der oder die wirklich überzeugt.
Diese Woche entscheiden die drei Parteipräsidenten Frey, Kämpfer und Scherrer über den vierten Kandidaten. Schon am Mittwoch nächster Woche wird Frau Frey vor die FDP-Delegiertenversammlung treten und diesen vierten Kandidaten präsentieren müssen.
So wie es derzeit aussieht, wird der vierte bürgerliche Kandidat eine Frau sein und nicht der FDP angehören.
Wie Frau Frey ihren Delegierten Frau Mall von der SVP verkaufen will, weiss sie wohl noch selbst nicht. Vorauszusehen ist jedoch, dass ein gewichtiger Teil der Versammlung die plakattaugliche MEI-Befürworterin nicht akzeptieren wird.
Weil diese Delegierten tatsächlich davon überzeugt sind, dass ein FDP-Kandidat die besseren Chance auf eine Wahl hätte.
Dieses Ei hat der Präsidentin Herr Stückelberger in einer Stellungnahme in der BaZ ins ohnehin schon ziemlich zerzauste Nest gelegt. Und mit dieser taktisch völlig bescheuerten ziemlich selbstbewussten Aussage ins Blaue hinaus hat der Arlesheimer Landrat in den Hosentaschen sämtlicher SVP-Mannen die Sackmesser aufspringen lassen.
Als ob der Parteipräsident der mit Abstand stärksten bürgerlichen Kraft vor seine Versammlung treten könnte und sagen: „Manne u Froue, leider ist es so, dass die FDP die besseren Kandidaten als wir hat. Ich schlage deshalb als gemeinsame Kandidatin die Frau Gschwind vor.“
Ich meine, da könnte doch der Herr Kämpfer als nächsten Satz gleich noch nachschieben: „Ich trete zurück.“
Und nicht genug damit: Kurz vor Torschluss hat der grosse Hoffnungsträger der Partei den Hinterausgang gewählt und gesagt, er stehe erst zur Verfügung, wenn Frau Pegoraro zurücktritt.
Frau Frey hat mit ihrem Unvermögen und ihrer Konzeptlosigkeit die FDP in eine unmögliche Situation manövriert. Wir haben es schon einmal festgestellt: Die Frau hat hoch gepokert und alles verloren.
Inzwischen haben sich nämlich die CVP und die SVP hinter ihrem Rücken verbündet. Weil, der CVP ist jeder vierte Kandidat recht, vorausgesetzt, es ist keiner von der FDP. Diese Position ist auch exakt die Position der SVP.
Schliesslich ist es noch nie um die Regierungsratswahlen gegangen, sondern die Schlacht wird um die Landrats- und Nationalratswahlen geführt. Bei den Landratswahlen will die FDP-Präsidentin sieben Sitze hinzugewinnen und wieder auf 20 Vertreter kommen. Und bei den nationalen Wahlen will die FDP nicht nur den Ständeratssitz erobern sondern auch noch den Nationalratssitz halten.
Warum nicht gleich die US-Präsidentschaft für 2017 anstreben?
Die SVP und die CVP sind sich einig im grundsätzlichen Streit, weil sowohl die Mitteparteienführerin als auch die Rechten mit ihrem ganzen Tun darauf abzielen, sich auf Kosten der FDP zu bereichern.
Was die Landratswahlen anbelangt, so stehen mindestens drei FDP-Sitze zur Disposition. Und bei den Nationalratswahlen ist die Ausgangslage 50:50, dass nicht die FDP sondern ein Kandidat aus der Mitte in den Nationalrat ziehen wird.
Buser hin oder her.
Spätestens 2015 wird sich die FDP einen neuen Präsidenten suchen müssen.
liberopoulos meint
Diese WiKa gesteuerte BüZa-Politik führt den Kanton meiner Meinung nach in die Sackgasse. Das ganze kommt einem Kartell gleich und gilt es auch liberaler Sicht abzulehnen. Aus diesem Grund sollte sich die FDP rasch möglichst Herrn Buser und von irgendwelchen BüZa-Verpflichtungen verabschieden.