Dieser Begriff hat mich mein halbes Leben begleitet: „Westmächte“.
Später dann, in den 90ern, als sich die Sowjetunion selbst erledigte, kam der Begriff aus der Mode.
Wir gehörten zu den Westmächten.
Die anderen, die Sowjetunion und die von ihr okkupierten Verbündeten, das war der Ostblock.
Damals, im Kalten Krieg, war die Welt noch schwer in Ordnung.
Die EU war noch eine Wirtschaftsgemeinschaft, Bonn die Hauptstadt Deutschlands. Damals gab es noch keine Ostgoten in Venedig und Zermatt. Alle fanden das Bankgeheimnis i.O., die amerikanischen Filme hatten Untertitel. An der Grenze zeigte man den Pass und tauschte danach Schweizer Franken in Lire um.
Diese Woche nun – ich war ziemlich erstaunt – sind die „Westmächte“ mit der Ukraine-Krise plötzlich wieder da: Westmächte planen Resolution in UN-Sicherheitsrat.
Es sieht also ganz danach aus, als müsste auf Wikipedia der Begriff „Westmächte“ nach langen Jahren des Pausierens aktualisiert werden.
Möglicherweise mit der empochebestimmenden Einleitung „Unter der Führung Deutschlands….“
PS zum Bild: Strassburger Münster (damit niemand während Stunden rätseln muss).
Stefan meint
Zitat: „Möglicherweise mit der empochebestimmenden Einleitung “Unter der Führung Deutschlands….”“
Wirklich? Deutsche Aussenpolitik ist so konfus. Will man’s, will man’s nicht, die Bevölkerung möchte eigentlich weiter die Politik der Zurückhaltung. Zu befürchten ist, dass man am Ende doch wieder der rigorosen amerikanischen Politik folgt.
Grüße aus Bonn,
Stefan
gotte meint
damals, als es die westmächte noch selbstverständlich gab, da gab es auch ein geschichtsbuch mit der wunderbaren kapitelüberschrift: „marignano: ende der eidgenössischen grossmachtpolitik“ – hach, das waren noch zeiten! herrschaftszeiten!