Herr Wessels ist eine sichere Nummer im Basler Politikbetrieb.
Läuft – wo auch immer – etwas schief, gibt es einen, den man mit Schimpf und Schande überschütten kann: Hans-Peter Wessels, vulgo Hampe.
Klar doch, wäre das die schönste Trophäe, die sich ein Journalist über seinen Bildschirm hängen könnte, so einen Rücktritt eines Regierungsrates. Auch wenn er nur gelänge, weil Herr Hubacher, der erfahrene Politjäger, Kimme und Korn justiert hat.
So warten denn alle darauf, dass mit dem letzten Hampe-Artikel der finale Blattschuss endlich abgefeuert wurde.
Doch der ist in unserer Gegend noch keinem Journalisten gelungen.
Bis jetzt wurden alle umstrittenen Regierungsräte nicht von den Medien zum Rücktritt gezwungen, sondern in ordentlichen Wahlen vom Volk weggewählt: Christoph Stutz, Veronica Schaller, Remo Gysin.
Die Fortsetzungsgeschichte der Abgewählten: Stutz wurde in der Immobilienbranche Multimillionär, Schaller Kulturchefin der Stadt Bern und Gysin dreimal in den Nationalrat gewählt.
Warum also sollte ausgerechnet Hans-Peter Wessels als erster Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt frühzeitig den Hut nehmen? Wollen etwa die Bürgerlichen, dass der Hampe subito zurücktritt?
Sicher nicht.
Dann stehen sie nämlich vor der schwierigen Frage, mit wem sie antreten sollen. Mit SVP-Mann Lorenz Nägelin?
Ernsthaft jetzt?
Ein vorzeitiger Rücktritt des SP-Mannes würde also zunächst einmal alte Wunden aufreissen.
Denn es ist eine völlig offene Frage, ob die Bürgerlichen, wie bei der Päckli-Wahl vor sieben Monaten, geeint hinter dem SVP-Mann ständen. Die seinerzeitigen Schwüre für Lorenz Nägelin, das hat dessen Zweitrunden-Resultat deutlich gezeigt, waren nicht allzu ernst gemeint gewesen.
An geschlossene bürgerliche Reihen für die SVP zu glauben, setzt also voraus, auch an den Weihnachtsmann zu glauben.
Wen hätten denn die Bürgerlichen noch, um auf die Schnelle in einen vorzeitigen Regierungswahlkampf zu steigen?
Die Berufspolitikerin von Falkenstein – na, ich bitte Sie.
Die Liberal-Demokraten mögen in den letzten Wahlen zwar für Basler Verhältnisse kräftig zugelegt haben. Aber die Freisinnigen sind nun wirklich nicht so blöd, zu riskieren, dass Baschi Dürr in den nächsten Wahlen wegen der dannzumal «Bisherigen» aus dem Amt gedrängt wird.
Dasselbe gilt für die schrumpfende CVP, die mit Engelberger nun wirklich nicht den volksgängigsten aller Regierungsräte stellt.
Wenn Hans-Peter Wessels jetzt zurückträte, dann ginge den Bürgerlichen das allseits beliebte Feindbild verloren.
Was ein schwerer Verlust wäre.
Nicht nur, weil man einen sicheren politischen Wert verlöre, sondern weil der glücklose Baschi Dürr für den Rest der Legislatur den Schwarzen Peter zugeschoben bekäme.
Nein, die Bürgerlichen leben – mangels erkennbar eigenen Konzepten – recht gut mit der linken Mehrheit in der Regierung.
Und die SP?
Gut, die haben die Frauenquote, und damit Frau Soland.
Das Rennen Nägelin-Soland würde sie so was von locker gewinnen, da kann man sich schon jetzt zurücklehnen. Doch ein vorzeitiger Rücktritt von Wessels brächte die labile Postenbalance durcheinander.
Was am Ende gar zum Undenkbaren führen könnte: Frau Fetz tritt nochmals als Ständerätin an. Und das will nun wirklich niemand. In der SP.
Kommen wir also zum Schluss: Ein sofortiger Rücktritt von Hans-Peter Wessels liegt in niemandes Interesse.
Nicht mal in dessen eigenem.
Esther Jundt meint
Der gesamte Artikel beruht auf einem Irrtum. Es ist auch in Basel-Stadt in den letzten Jahren ein Regierungsrat freiwillig zurückgetreten: Carlo Conti. Das Vergehen war minim im Vergleich zum Millionen-Versprechen ohne Gegenleistung von Wessels.
h.s. meint
Endlich mal eine Analyse, die für politische Akteure geschrieben ist. So tickt die Politik. Der Lärm von die Bürgerlichen dient nur die eigenen Wahlchance. Nächste Haltestelle: Riehen.
Hampe Wessels hat richtig gehandelt. Er sollte nur einen bessseren PR-Berater nehmen. Herr Messmer, Sie sind gefragt. Vielleicht können sie die 400 Fr. die Rentner mehr ausgeben als einnehmen so zurück verdienen
https://leonhardeulerblog.wordpress.com/2017/07/02/koch-hanspeter-wessels-hat-die-eier-zerschlagen-skandal-oder-logik/