Der Baselbieter Wahlkampf macht Fasnachtsferienpause. Die einen haben sich zum Skifahren in die Berge verabschiedet, darunter auch ein amtierender Regierungsrat und die anderen laufen sich in den Dörfern mit Blick auf die Basler Fasnacht warm.
Ohne die Cliquen- und Guggemitglieder aus dem unteren Kantonsteil wäre die „drey scheenste Dääg“ wohl halb so scheen.
Der Wahlkampf macht Ferien und ist damit auch zu Ende. Die Meinungen sind gemacht. Die Wahlzettel schon bei vielen ausgefüllt. Meine sind auf der Post.
Auch der für die Regierungsratswahlen.
Von den offiziellen Kandidaten der Parteien steht nur ein Name drauf: Isaac Reber. Die anderen Linien habe ich mit im Kanton Basellandschaft wählbaren Personen bestückt – so wie es das Wahlgesetz ausdrücklich vorsieht. Wer diese Linien einfach frei lässt, verschenkt seine Stimmkraft. Anders als in anderen Kantonen werden diese freien Linien wie ungültige Stimmen gewertet.
Ich habe Isaac Reber aus Protest gewählt.
Aus Protest gegen diese bürgerlich-linke Regierungsmannschaft, die sich in Liestal wohlig eingerichtet hat. Aus Protest gegen Regierungsmitglieder, die Wahlkämpfe als lästig erachten. Aus Protest gegen eine bürgerliche Regierungskoalition, welche die Frechheit besitzt, Wahlkampf per Copy + Paste zu machen.
Aus Protest gegen ein fragwürdiges Zweckbündnis von Wirtschaftskammerdirektor Gysins Gnaden, das die Slogans und Plakate des Jahres 2007 einfach wiederholt, als wäre in den letzten vier Jahren überhaupt nichts passiert.
Ich habe Isaac Reber gewählt, weil dieses System aufgemischt werden muss. Jetzt. Am 27. März 2011.
Es braucht den Aufstand des parteiunabhängigen Citoyen. Denn mit wem auch immer man diskutiert, die Einsicht ist da: „Unser starkes Regierungs-Team“ ist weder stark noch erfolgreich.
Adrian Ballmer, FDP: Eigentlich, so hat man den Eindruck, hat Adrian Ballmer gar keine Lust mehr, auf weitere vier Jahre. Sei’s drum. Die Bilanz des FDP-Regierungsrats nach elf (!) Jahren Regierungstätigkeit ist eine Katastrophe. Noch nie hat ein Finanzdirektor des Kantons Baselland ein derartiges finanzielles Desaster angerichtet. Vom Wirtschaftsmagazin BILANZ ist der FDP-Mann zum schlechtesten Finanzdirektor der Schweiz gekürt worden. Da hilft es auch nicht, einzuwenden: die vermaledeite Linke, das Parlament halt, mit seinen Beschlüssen. Herr Ballmer hat in den letzten vier Jahre nie seine Stimme erhoben, hat nie gewarnt, hat nie protestiert, hat nie der Bevölkerung reinen Wein eingeschenkt. Dazu kommt die Misere beim Finanzausgleich, der den von Ballmer geleugneten (SJ)-Graben erst richtig geöffnet hat. Als Nebenthema: bei den dringend anstehenden Gemeindefusionen nichts als grosse Unlust. Das alles ist nicht akzeptabel: Abstrafen.
Peter Zwick, CVP: Der gelernte Drucker hat jede erdenkliche Mühe, das Baselbieter Gesundheitswesen auf die neue Zeit auszurichten. Diese ist nicht irgendwann, sondern beginnt am 1.1. 2012. Zwick meint, er könne die alte Ordnung mit einem Mäntelchen Marktwirtschaft hinüberretten. Irrtum. Letzte Woche hat der Baselbieter Regierungsrat einen Brief von der eidg. Wettbewerbskommission (WEKO) zugestellt erhalten, worin die Marktwirtschaft angemahnt wurde. Zwick will keine Spitäler schliessen, er will sogar noch ein neues auf dem Bruderholz bauen. Beides ist nicht durchzuhalten. Ob man will oder nicht: Das Gesundheitswesen ist ein Fass ohne Boden und angesichts der demografischen Entwicklung schon in wenigen Jahren nicht mehr zu finanzieren. Es gibt nur einen Weg: Man muss das Gesundheitswesen mit Basel wenn nicht weitgehend zusammenlegen, dann zumindest abstimmen. Jüngstes Beispiel seiner Hänger: Die eklatanten Fehler bei der Neuordnung Heimfinanzierung, die Zwick zu verantworten hat. Das alles ist nicht akzeptabel: Abstrafen.
Sabine Pegoraro, FDP: Sie steht einem Departement vor, das klare Führungsstrukturen hat. Viel kann man da nicht falsch machen. Alles was Justiz anbelangt, wird seit diesem Jahr in Bern geregelt und die Polizei funktioniert autonom. Im Grunde genommen ist es egal, wer das Departement führt. Die paar Fettnäpfchen, in die sie in den letzten vier Jahren getreten ist, sind unbedeutend. Ergo: Kann wiedergewählt werden.
Jörg Krähenbühl, SVP: Hat von seiner Vorgängerin einen Chaosladen übernommen. Vor diesem Hintergrund hat er bisher einen akzeptablen Job gemacht. Den Teuerungssprung bei der H2 kann man ihm nicht anlasten. Einziges Problem: Ende der nächsten Amtsperiode ist der Mann beinahe 70 Jahre alt. Ich bin entschieden dafür, dass nun endlich die Generation der 40-Jährigen die Verantwortung übernehmen soll. Deshalb: Zähneknirschend wiederwählen.
Urs Wüthrich, SP: Man muss gar nicht darum herumreden: Der SP-Mann, seit acht Jahren im Amt, gehört mit zur Wohlfühlfraktion, die derzeit den Regierungsrat stellt. Seine Bilanz als Erziehungsdirektor ist eine ähnliche Katastrophe, wie die Finanzbilanz seines Kollegen Ballmer. Was er auch immer er bei der Bildung in den letzten Jahren angefasst hat, lief schief. Und hat die Kosten in die Höhe getrieben, ohne dass sich die Qualität spürbar verbessert hätte (wir haben vier Kinder durch das System gelotst). Die Politik des SP-Mannes besteht darin, der allgemeinen Entwicklung hinterherzustolpern. Das alles ist nicht akzeptabel: Abstrafen.
Nun gebe ich mich allerdings keinerlei Illusionen hin: Die Bisherigen werden wiedergewählt. Ein zweiter Wahlgang wäre eine Sensation. Und würde wahrscheinlich zu freiwilligen Rücktritten führen. Dann wäre das Spiel vorbei.
Und man hätte endlich auch im Baselbiet richtige Wahlen.
Die Signale, die ich erhalte, deuten darauf hin, dass ich nicht der einzige Bürgerliche bin, der aus Protest Isaac Reber auf seinen Wahlzettel geschrieben hat.
Stöckl Hans-Peter meint
Isaac Reber hat es nicht verdients aus Protest von Bürgerlichen gewählt zu werden. Es soll von diesen aus Respekt vor seiner Integrität, seiner eigenständigen, pragmatischen und intelligenten Politik gewählt werden. Im Grunde genommen ist Isaac Reber einer der wenigen echten Liberalen. Und hier möchte ich das Wort liberal als wertschätzend verstanden wissen.
Hans-Peter Stöckl
Michael Przewrocki meint
Hab bisher nur die issacreber.ch-webseite angekuckt, neben ein paar Parteiwebseiten. Seine ist schlicht und informativ, die bilder gut. Aufs Plakat hätte ich webseite und berufliche Qualifikation gesetzt. Wenn ich die Webseite der liberalen schweiz ankucke: Aufbau, Text, Bilder-schwach. Noch schlimmer die Basler Liberalen. Hatten wir hier nicht kürzlich eine Diskussion über Bildqualität? Geld sparen beim Fotografen keine gute Idee.
Es nützt nicht viel wenn man viele gute Aktivitäten vorzuweisen hat und das nicht zumindest auf den Webseiten und auf den Plakaten kommuniziert.
Isaac Reber meint
Ich bedanke mich für das Vertrauen und hoffe, dank ausgezeichnetem Ausbildungsrucksack, langjähriger politischer Erfahrung als Gemeinderat (für die unabhängige Stechpalme:-) und Landrat und meiner guten beruflichen Qualifikationen dem Baselbiet ein guter Regierungsrat zu sein, so ich tatsächlich gewählt werden sollte am 27.3., wozu es noch ein weiter Weg ist. Ich freue mich in diesem Sinne auch nach wie vor über weitere Komitee-Mitgliedschaften.
Andreas Spindler meint
Der Manfred Messmer hat Dich doch nur gewählt weil Du Ihm ein Bier bezahlt hast…smile…
Hier der entsprechende Link :
http://arlesheimreloaded.ch/2011/01/07/keine-alternative-im-baselbiet-oder-doch/
M.M. meint
Ertappt! Mist.
h.s. meint
Da gibt es für Isaac Reber nur eine Möglichkeit: Grünperle Bier en mass unter die Leute zu bringen.
Isaac Reber meint
Lieber Andreas
ich komme gerne mal bei Euch in Aesch vorbei und dann besprechen wir das bei einem Bier, was meinst Du 😕
Andreas Spindler meint
Hallo Isaac,
Wenn Du Deine Wähler alle gleich behandelst dann habe ich wirklich ein Bier zu gut smile……
Ja wir können gerne mal eines trinken gehen in Aesch. Am Besten vor den Wahlen, weil Du dann noch ein Wahl-Spamfreies Dorf geniessen kannst !
Ein Genuss…..geordnete Plakatierung.
Gruss Andreas
Paule meint
Bürgerlicher Wähler aus Familientradition, habe ebenfalls Reber gewählt, genau aus den von Ihnen dargelegten Gründen. Grösste Vorbehalte stelle ich in meinem Bekanntenkreis, politisch und wirtschaftlich, gegenüber Adrian Ballmer fest. Seine Art des Auftretens wird als arrogant empfunden.
U. Haller meint
Ich habe es genau so gemacht, aber nicht nur als Protest. Für mich ist der Isaac Reber glaubwürdiger und fassbarer „Frischluft“-RR (*). Die hohlen Sprüche des bürgerlichen Vierblocks indes, die uns im ganzen Kanton beim Vorüberfahren eingehämmert werden, die hangen mir echt…aber lassen wir das. Aendern wir es wohl kaum etwas.
* Die Arleser FL möge mir dieses Plagiat verzeihen.
Roland Zumbühl meint
Auch ich finde es fragwürdig, dass das amtierende Regierungsteam als stark plakatiert wird. So nervt es mich zum Beispiel jedes Mal, wenn der Erziehungsdirektor von der „Guten Schule Baselland“ spricht …
Isaak Reber habe ich bereits auf meinen Wahlzettel geschrieben und die leeren Linien werde ich auch mit neuen Namen schmücken. Das ist gut so.