Wenn ich den Leuten zuhöre, dann reden alle von den Unsicherheiten, die Corona mit sich bringt.
Man könne nicht mehr planen, wisse nicht, was morgen sei.
Und überhaupt der Bundesrat. Und die Kantonsregierung.
Sicherheit erlangt, wer Herrn Berset genau zuhört: Corona wird uns solang auf unserer Berg- und Talfahrt halten, bis ein Impfstoff gegen das Virus auf den Markt kommt.
Meinte er gestern sinngemäss.
Wenn wir Glück haben, ist das im ersten Quartal des nächsten Jahres der Fall. Bis dann die grosse Impferei losgeht, wird es voraussichtlich Sommer.
Mit anderen Worten: Es gibt eine gewisse terminliche Bandbreite, auf die man sich in seiner perönlichen und unternehmerischen Planung einstellen kann.
Also: FKE – Flexibel in der Kurzzeitplanung, Kreativität im Business, Entschlossenheit, die Sache (erfolgreich) zu überstehen.
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Gestern Kaffee mit einem Landrat, den ich sehr schätze. Sprachen unter anderem übers Anti-Schwarzarbeitsgesetz.
Er meinte, die Grünen seien auf dem Holzweg, verstünden nicht, um was es bei dem Gesetz tatsächlich gehe.
Und überhaupt die Frau Bänziger.
Das Gesetz sei der beste Kompromiss, den man gefunden habe und konstruktiv sei man an die Sache herangegangen.
Ich glaube ihm aufs Wort.
Weil ich die innere Logik der Argumentationen in der Liestaler Politbiosphäre sehr wohl verstehe.
Doch ausserhalb der Bubble lösen die abgedroschenen Politbegriffe „konstruktiv“ und „Kompromiss“ tiefes Misstrauen aus, zumal dann, wenn noch „in letzter Minute“ hinzukommt.
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Apropos Corona: Die BaZ fordert allen Ernstes eine Sonderregelung für den FCB bei den Zuschauerzahlen oder als Alternative Unterstützungsgelder.
Wenn der Zolli und Kulturinstitutionen Bares für Rares bekommen, warum nicht auch der FCB?
Im Klartext hiesse dies: Geld für Herrn Burgener, damit er bis auf weiteres seine gutdotierte Profitruppe bezahlen kann.
Nachdem man ihn eben erst enteignen wollte.
Irgendwie.
Corona regt Fantasien an.
Manchmal ziemlich quere.
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Vor einiger Zeit drang dieser Silicon-Valley-Begriff „disruptiv“ in unseren Wortschatz ein.
Er stand für völlig neue Geschäftsmodelle, welche alte Industrien und bürokratische Dienstleistungen verdrängen werden.
Dank Digitalisierung, Algorithmen und „Outside-the-box“-Denkens.
Kaum jemand hatte auf dem Radar, dass nicht disruptive Technologien, sondern ein Virus die grossen Veränderungen und Umwälzungen bringen wird.
Unsere kollektive Erfahrung der letzten tausend Jahre kann helfen: Wer sich nicht anpasst, geht unter.
Bringold Margareta meint
„…und überhaupt die Bänziger…“ Sie scheint ja die einzige in diesem Politsumpf zu sein, die noch eine Haltung hat. „Konstruktiv“ heisst ja wieder einmal, die Vertreter der Gewerkschaften und die jene der Wirtschaftskammer haben sich auf eine für sie beide lukrative Lösung geeinigt. „Kompromiss“ heisst, der Kuchen wird so aufgeteilt, dass beide Seiten übersatt werden. Und mit “ in letzter Minute“ wird einmal mehr künstlich Zeitdruck geschaffen. Ausserhalb dieses Bubbles ist tatsächlich ein grosses Misstrauen gegenüber dieser Gesetzesvorlage vorhanden. Es wäre zu begrüssen, wenn das Volk entscheiden könnte, auch wenn dann der Abstimmungskampf dann wieder mit der geballten finanziellen Potenz der Wirtschaftskammer geführt wird. Aber da müssen wir durch. Sonst ändert sich in dieser Bananenrepublik nie etwas. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Franz Bloch meint
Ceterum censeo…
Marc Schinzel meint
Diejenigen, die den in 15 (!) Kommissionssitzungen erarbeiteten Gesetzesentwurf, bei dem alle Parteien gegenüber ihren Ausgangspositionen Kompromisse eingingen, nun radikal ablehnen (“grottenschlecht“), sind das dieselben, die gern noch ein paar weitere Jahre mit dem geltenden Gesetz leben wollen?
Bringold Margareta meint
Wenn gewisse Landräte mit allen Tricks versuchen zu einer 4/5-Mehrheit zu kommen, um so eine Volksabstimmung zu verhindern, frage ich mich schon, wovor haben Sie Angst?? Wenn das Stimmvolk ja sagt, haben Sie Ihre Legitimation zu diesem Gesetz. Wenn nicht, muss der Landrat nochmals über die Bücher. Sie sind dafür gewählt, um gute Lösungen zu finden und nicht um schlechte Gesetze durch noch schlechtere zu ersetzen.
Marc Schinzel meint
Wenn sich SP, SVP, FDP, CVP und GLP einig sind und den Gesetzesentwurf unterstützen, der – anders als das geltende Gesetz – die Voraussetzungen für eine Delegation der Kontrolle an Dritte und die Vergütung in vier detaillierten Paragraphen klar regelt, so ist es legitim zu versuchen, ein 80%-Mehr zu erreichen. Nächstes Mal führen wir im Landrat die Schlussabstimmung durch. Was mich betrifft, so habe ich null Angst vor einer Volksabstimmung. Wir werden diese gewinnen. Die Mehrheit will wohl nicht nochmals von vorn beginnen und in 15 oder mehr Sitzungen einen neuen Entwurf erarbeiten. In dieser Zeit gälte das heutige Gesetz. Und: Wenn der Entwurf vom Volk verworfen würde, was ich nicht glaube, wäre das Nein auslegungsbedürftig. Es könnten auch diejenigen abgelehnt haben, denen der Entwurf zu weit geht, d.h. diejenigen, die weniger Auflagen an die Sozialpartner ins Gesetz aufnehmen möchten. Exakt darüber würden wir uns dann wieder in sehr vielen Sitzungen unterhalten.
gotte meint
warum muss man denn nach 14 (!) (offenbar) kommissionssitzungen so einen stuss reinzwängelen, dass sich die beauftragten die preise selber diktieren können? sind das dieselben, die gerne ein paar weitere jahre sich die nasen vergolden wollen?
Marc Schinzel meint
Stimmt eben nicht. Über die Vergütung entscheidet allein der Regierungsrat, niemand sonst. Die Kommission, wo die beiden Sozialpartner drin sind, muss nur zwingend angehört werden (Stellungnahme). Das ist ein grosser Unterschied. Lesen Sie die Vorlage (online, Traktanden des Landrats für 22.10., Synopse der Kommission).
paul menz, arlesheim meint
Mich fasziniert (nebst anderem natürlich) immer wieder Ihr Spiel mit der Sprache.
Dabei stelle ich mir immer auch die Frage:
War es
Wahres ?
Wahres
war es
wahrscheinlich
nicht –
Wahrscheinlich
war es
nur Schein …
aber Wahres
war
wahrscheinlich
doch dabei …
CD meint
Wie sagt Deming so schön: „Survival is optional. No one has to change.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.