Nächsten Sonntag werden wir in der SonntagsZeitung einen Kommentar von Markus Somm lesen, mit dem er die Übernahme von Twitter durch Elon Musk beklatschen wird.
Weil Herr Musk, der reichste Mann der Welt und nun Alleinbeherrscher bei Twitter auf seinem Kanal das Recht auf Meinungsäusserungsfreiheit durchsetzen will.
Zum Wohle der Menschheit.
Mit dem Verweis auf den 1. Verfassungszusatz, „Freedom of Speech“, wird in den USA allerhand mehr an Querdenker-Sprech durchgesetzt, als in Europa.
Herr Somm wird deshalb fordern, dass Donald Trump, das bekannteste Exempel der Twitter-„Zensur“-Richtlinien, seinen Bullshit wieder verbreiten darf.
Somm kann nicht anders und das muss man verstehen.
Gestern liess Trump verlauten, er habe nicht die Absicht, eine Mauer zu bauen, zurückzukommen.
Bullshit.
Nach seiner 15-monatigen Pause wird Trump mit geballter Wucht zurückzukehren. Und das ziemlich sicher rechtzeitig vor den Zwischenwahlen, um die Macht der Demokraten in Washington ins Wanken bringen.
(Um danach eine Lawine von Impeachement-Verfahren gegen Biden loszutreten.)
Wenn der reichste Mann der Welt (und die grössten Banken der USA als Kreditgeber) sich ums Wohlergehen der Menschheit sorgen, dann ist das nicht nur eine gigantomanische Anmassung, sondern in der Tat ein Grund zur Sorge.
Amerikanische Milliardäre mit ihren philanthropischen Anfällen sind mir ebenso suspekt wie russische Oligarchen mit ihren Yachten.
Elon Musk wird mehr Macht über seine Plattform haben als Mark Zuckerberg über Facebook. Die Frage ist also zunächst einmal, wie sich die Regulierer in den USA und in Europa zum Deal äussern werden.
Gut möglich, dass Musk aufgrund der EU-Richtlinien in Europa an eine kürzere Leine gelegt wird als in den USA.
Was die Hoffnungen auf Free Speech von Herrn Somm et al trüben wird, ist überdies der Umstand, dass Herr Musk ein Grossteil seines Vermögens investiert hat.
„Skin in the game“ ist ein Balanceakt auf der Rasierklinge: Rendite kämpft gegen Ideale.
Was bedeutet, dass er einerseits die Werbekunden nicht vergällen darf, die politische Kontroversen scheuen, und andererseits die Mitarbeiter von Twitter bei der Stande halten muss.
Sein Fokus wird folglich nicht ein besseres Produkt „zum Wohle der Menschheit“ sein, sondern ein besseres Unternehmen zum Wohle seines Besitzers.
Weil Twitter zuallererst mal die Gewinnzone erreichen muss.
Michael Przewrocki meint
Wer hat schon Twitter? Ich-pensioniert-schon gar nicht. Bin schon genug digital geschädigt aka versklavt.
Rampass meint
Betreutes Denken à la Twitter ist sicher nicht zum „Wohl der Menschheit“.
Mit Trump stieg die seit Jahren dahinsiechende Twitter Aktie, ohne Trump hat sich der Kurs halbiert: https://www.finanzen.ch/aktien/twitter-aktie. Das aktuelle Management will ja nicht Kurspflege betreiben sondern woke Vorstellungen durchsetzen.
Die 5 grössten Twitter-Aktionäre wie Black Rock und Morgan Stanley werden zuletzt mit Philanthropen in Verbindung gebracht und dürften froh sein, endlich aussteigen zu können.
Was Musk mit Twitter anstellen wird, bleibt spannend.